Turbulente Rückkehr

22.06.2024 Low Newton by the sea

Wir wälzen Seekarten, Revierführer und Wetterberichte, um eine Entscheidung bezüglich der weiteren Reiseziele herbeizuführen. – Am Ende sind wir uns einig, nicht weiter nach Norden bzw. nach Edinburgh zu segeln. Was hat zu dieser Entscheidung geführt? Der Hauptgrund ist fehlende Zeit. Wir brauchen mindestens zwei Tage hin und wieder zwei zurück. Ein Tag Edinburgh selbst bedeutet mindestens fünf Tage, wenn das Wetter mitspielt.

Alternativ möchten wir in Lindisfarne ankern. Jedoch ist für die kommende Nacht ein strammer SüdWest gemeldet und wir möchten keine weitere Nacht à la Inner Farne. So fällt die Wahl auf eine wunderschöne Bucht bei Low Newton by the sea.

Warum haben wir immer dicke Jacken und Mützen auf? Bisher hatten wir keinen nennenswerten Niederschlag und die Sonne lässt sich auch meist blicken. ABER insbesondere auf dem Wasser ist es echt kalt und es fühlt sich so gar nicht nach Sommer an;-)

Kurs Süd

Unsere Liegeplatznachbarn sind schon früh aktiv, denn sie möchten weiter Richtung Norden und haben einen großen Schlag vor sich. Wir legen um 07 Uhr als letztes Boot in Eyemouth ab und tuckern aus dem Hafen. Auch bei der Ausfahrt sollte man die Peilungen beachten, da es hier unmarkierte Steine unter Wasser gibt.

Zunächst unter Motor aber schon bald unter Vollzeug geht es bei 3 Bft SW gut voran. Wir haben einen perfekten Segeltag. OK, es könnte 10°C wärmer sein.

In Low Newton by the sea angekommen halten wir uns exakt an die im Revierführer angegeben Peilungen um den Ankerplatz zu erreichen. Wolfgang bereitet den Anker vor, wir berechnen die gewünschte Wassertiefe (zu diesem Zeitpunkt fällt das Wasser noch gut 3 m) und lassen den Anker zu Boden. Mist! Wir haben eine Boje gefischt! Neuer Versuch. Der Anker fällt, wir stecken Kette und der Anker rutscht über den Boden. Immer wieder holen wir den Anker samt 30m Kette nach oben. Die Kräfte lassen nach und erst nach dem fünften Versuch hält der Anker im Sand. Zuvor haben wir wohl eine der vielen Steinplatte erwischt.

Zu all dem kommen noch zwei englische Segler in die Bucht, werfen ganz entspannt ihrer Anker und sind direkt fest. Wir staunen nicht schlecht.

Nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen haben und unser wohlverdientes Ankerbier genossen haben, pusten wir noch unseren neuen Tender auf. All unsere Fahrzeuge haben Namen und so bekommt auch unser Dinghy einen. -„Witte Wal(vis)“-

Der Wind legt nun ordentlich zu und wir entscheiden, erst am nächsten Tag an Land zu fahren. Die langen Tage machen einen doch recht müde, denn meist sind wir ab 04:30 Uhr wach und so geht es dann oft schon vor 22 Uhr wieder Richtung Koje.

Music: Bensound
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23.06.2024 Sunderland

Am Morgen montieren wir den Motor am Witte Wal(vis) und knattern beide Richtung Strand. Die Fahrt macht uns beiden Spaß, jedoch wird Tanja dabei etwas schlecht. Wir erkunden etwas den Strand und beobachten „Einheimische“ die sich in die kalten Fluten der Nordsee stürzen.

Zurück am Boot verpacken und sichern wir wieder alles. Das geht erstaunlich gut auf der Maxi84. Den Witte Wal(vis) hätten wir schon gut in Schweden gebrauchen können, geht uns beim Zusammenpacken durch den Kopf.

Das Lichten des Ankers geht problemlos und so manövrieren wir vorsichtig aus der Ankerbucht. Der Wind ist etwas schwächer als gestern aber wir können trotzdem die gesamte Strecke nach Sunderland segeln. Sunderland können wir tidenunabhängig anlaufen und so haben wir auch keine Eile. Den Liegeplatz haben wir natürlich vorbildlich vorab reserviert und auch dieser Hafen ist 24/7 besetzt.

Wir laufen um 19:30 Uhr durch die großen Breakwater des River Wear Richtung Marina. Wie überall hier an der Küste sind eine Menge Angler mit ihren kleinen Motorbooten unterwegs oder stehen an den Ufern und bringen ihre Angeln aus. Wir möchten auf jeden Fall vermeiden, eine Angelschnur in das Saildrive zu bekommen und sind daher sehr achtsam.

Sogleich machen wir uns auf Richtung Roker Strand, um uns noch etwas die Beine zu vertreten und den schönen Abend zu genießen.

Hier tobt das Leben. Alle sind irgendwie am Feiern, Grillen oder zumindest am Trinken. Wir fallen auch sichtlich mit unseren langen Klamotten auf, denn die Engländer sind durchwegs sehr leicht bekleidet unterwegs.

Durham

Heute wagen wir es nochmal. Wir möchten den öffentlichen Nahverkehr nutzen und nach Durham fahren. Google zeigt uns Verbindungen von gut einer Stunde an, jedoch müssen wir mehrfach das Verkehrsmittel wechseln. Unser Zeitplan wird schon bei der ersten Busverbindung „zerstört“! Der Bus kommt fast eine viertel Stunde später und so bekommen wir den Anschluss nicht mehr. Ohh jee England und die Öffis. Nach mehrfachem Umplanen erreichen wir nach zwei Stunden Durham.

Doch bereits bei der Ankunft wissen wir, dass sich die Reise gelohnt hat. Die Stadt am River Wear wirkt schon fast etwas kitschig schön. Wir spazieren entlang des Flusses und später hoch zur Kathedrale. Bevor wir wieder die Rückreise antreten, entdecken wir noch ein kleines Café in einer Seitengasse. Dem Kuchenangebot können wir nicht widerstehen.

25.06.2024 Seaham (7 sm)

Um vier Uhr schälen wir uns noch etwas müde aus der Koje. Draußen ist es taghell und die Sonne scheint. Wir haben heute nur einen kurzen Schlag nach Seaham vor uns, jedoch hat die Marina ein sogenanntes „Dock Gate“. Dieses wird nur eine gewisse Zeit rund um Hochwasser geöffnet und verhindert das das Wasser aus der Marina läuft. Der Hafen selbst kann für Boote bis 1,8 m Tiefgang genutzt werden.

Um zwanzig nach sechs sind wir am Maxi-Steg fest. (Schaut mal auf das Logo an der Klampe:-))

Während wir unser Frühstück vorbereiten, kommt der Hafenmeister vorbei und übergibt uns die Schlüssel für die Marina und Toiletten. Sogar eine Begrüßungsmappe mit allen Details zum Hafen bekommen wir. Dort sind auch nautische Informationen zur Ansteuerung enthalten. Tolle Sache, jedoch kommen die Infos für die meisten Gäste wohl zu spät.

Wir beobachten noch, wie sich das Gate schließt und machen uns danach auf zum nahegelegenen Aldi. Mit dem Einkaufwagen können wir die Sachen direkt zum Boot fahren. Das spart uns eine Menge Schlepperei.

Am Nachmittag steht noch ein Pubbesuch an. So machen wir uns auf den Weg in die Stadt um nach einer geeigneten Lokalität zu suchen. Doch die einen haben zu und die anderen sind uns zu schmuddelig. Auf den Abend können wir auch nicht warten, denn da ist ein EM-Fußballspiel, welches alle Pubs ausstrahlen.

Am Ende landen wir wieder auf der Decision und trinken dort – viel gemütlicher als im Pub – ein Gläschen Wein.

26-28.06.2024 Whitby (42 sm)

Bei unsere Abfahrt um 06 Uhr haben wir noch „dicke Suppe“ – Nebel. So müssen wir in der Hafeneinfahrt acht geben, da auch bei Nebel schon einige Angler unterwegs sind. Bald lichtet sich der Nebel und mit Amwindkurs kommen wir gut voran.

Am späten Vormittag machen wir die erste Wende und stampfen uns bei Welle und wenig Wind fest. Also Segel runter und Motor an. – Doch nun kentert auch noch der Strom und so stampfen wir teilweise bei unter einem Knoten Fahrt in der Welle. Die Stimmung ist etwas angespannt, denn wir möchten gerne Whitby noch erreichen und nicht nach Hartelepool ablaufen.

Zu unserem Glück kommt wieder etwas Wind zurück und wir können die letzten 25 sm bis Whitby aufkreuzen. Das geht erstaunlich gut, jedoch müssen wir darauf achten, immer genug Fahrt im Boot zu lassen. Gegen 18:30 Uhr sehen wir die Abby von Whitby vor uns auf dem Felsen liegen. Bals schon sehen wir die mächtige Pier, welche uns die Einfahrt zeigt. Tanja funkt Port Control an und bekommt promt die Freigabe zum Einlaufen. Auch zur nächsten Öffnung der Brücke kommen wir gerade rechtzeitig.

Die Stadt ist uns von Anfang an sympathisch und wir sind froh, dass wir nicht nach Hartlepool geflüchtet sind.

Nach einem Happen zum Abendessen machen wir uns sogleich auf, um die Stadt zu erkunden. Der Abend ist schön und fast sommerlich. Wir genießen den Sonnenuntergang auf der Pier.

Erkunden und Entdecken

Die nächsten zwei Tage ist ordentlich Südwind gemeldet und wir haben keine Lust, weiter nach Scarborough zu bolzen. In Whitby gibt es jede Menge zu sehen und zu entdecken und es wäre wirklich schade, diesen schönen Ort wieder zu verlassen.

Bei milden Temperaturen geht es hinauf zu den 199 Abby steps. Von dort aus hat man einen wunderbaren Aussicht über die Stadt und die Mündung des Esk. Hoch oben auf den Klippen hat man einen fanatischen Blick auf die Abby. Man kann sich gut vorstellen, wie dieses imposante Bauwerk auf Seefahrer vor rund 800 Jahren gewirkt hat.

Von der Abby aus gelangt man an einen Pfad entlang der Küste. Diesen gehen wir ein Stück und genießen die Aussicht und den ersten sommerlichen Tag in diesem Urlaub.

Da kommt uns die lokale Brauerei doch gerade recht. Quasi als Ersatz für den gescheiterten Pubbesuch in Seaham, nutzen wir die Gelegenheit, an der frischen Luft die regionale Spezialität zu genießen.

Weiter geht es über den breiten Sandstrand zurück ins Zentrum. Dort besuchen wir noch die Station der RNLI Whitby mit angeschlossenem Museum und Shop. Egal welches Land wir bisher per Boot besucht haben sind wir immer wieder fasziniert, über die Arbeit dieser Menschen. Auch wenn wir persönlich noch keine Hilfe gebraucht haben, sind wir doch froh, dass es diese Organisationen gibt!

Abreisetag

Heute Morgen bläst der Wind noch sehr kräftig, doch die Prognose zeigt uns, dass sich am Abend der Wind legt und die nächsten zwei Tage mit östlichen bis südöstlichen Wind zu rechnen ist. Daher werden wir heute Abend zur ersten Öffnung der Brücke Whitby verlassen und die Rückreise nach Holland antreten.

Als Zielhafen streben wir nicht Den Helder an sondern etwas südlich Ijmuiden. Ijmuiden ist zwar rund 20 sm weiter, jedoch hat es den Vorteil, dass er ohne ein Seegat zu jeder Tages- und Nachtzeit angelaufen werden kann. Die Einfahrt ist riesig und in der Nacht sehr gut befeuert.

Diesen Eyecatcher (Foto links) haben wir im Hafen Whity entdeckt. Es ist nicht das vergammelte Schiff sondern vielmehr das angebrachte Schild was zur allgemeinen Verwunderung beiträgt.

Wir machen heute noch mal einen Bummel durch die Stadt, klaren das Boot für die Fahrt auf, Tanja bereitet Essen vor und Wolfgang holt noch mal 20 Liter Diesel von der Autotankstelle. Eine Bootstankstelle gibt es hier nicht und Diesel kann erst ab 300 Liter zu Boot bestellt werden. Nach dem Abendessen geben wir die Schlüssel ab und werfen unsere letztes Geld in die Spendenbox der RLNI.

29.06.-01.07.2024 Überfahrt nach Ijmuiden

Um 20:15 heißt es Leinen los und wir tuckern langsam zur Brücke, welche sich pünktlich um 20:30 Uhr für uns öffnet. Whitby strahlt an diesem Abend leuchtend gelb. Der Ort hat uns wirklich sehr gut gefallen und gerne wären wir noch ein, zwei Tage geblieben, doch die Wetterprognose für die nächste Woche sieht übel auf.

Lange segeln wir noch parallel zur englischen Küste und müssen höllisch vor den Fischerfähnchen aufpassen.

Um etwa 01:30 Uhr kommen uns Delphine besuchen. Es sind mehrere Tiere und sie schwimmen einige Zeit um uns herum. Immer wieder hören wir das laute Schnaufen der Tiere.

Bis in den Vormittag können wir gut segeln und müssen dann aber die Maschine starten um genügend Fahrt im Boot zu behalten. Da unser Kurs etwas südlicher verläuft als bei der Hinfahrt, brauchen wir zwar keine VTGs zu queren doch müssen wir uns durch dutzende Gasfelder schlängeln. Teilweise sind diese auch schon inaktiv und nur schwach befeuert. In der Seekarte sind aber alle gut erkennbar.

Geruch macht sich breit

30.06.2024 01 Uhr: Wolfgang macht sich nach einer kurzen Schlafpause gerade wieder fertig, da bemerkt er einen Geruch. Wir können zunächst beide nicht zuordnen wo dies herkommt. Nach längerer Suche steht es fest, die Starterbatterie ist heiß und „kocht“. So ein Mist! Wir müssen den Motor abschalten damit sie sich abkühlen kann. Doch die Situation dafür ist gerade nicht günstig, denn wir haben null Wind und befinden uns noch gut 30 sm in der Nähe zu Gasfeldern. Wir entscheiden, den Motor bis kurz vor 07 Uhr laufen zu lassen.

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Der Wind kommt wieder und wir kommen langsam unter Segel weiter. Die Stimmung ist allerdings im Keller, da wir beide nicht wissen, ob der gute Sole wieder anspringt.

Schon in der Dämmerung erreichen wir das Ankerfeld vor Ijmuden und zwischenzeitlich hat der Wind auf 20 kn aufgefrischt. Mit teilweise 6,5 kn laufen wir Richtung Ijmuiden.

Wir möchten den Motor so spät wie möglich starten und daher segeln wir bis wir nordöstlich der Einfahrt sind, jedoch noch außerhalb der Betonnung um nicht mit den Fähren, Fischer und Pilots zu kollidieren.

Der kleine chinesische Retter in der Not

Wolfgang dreht am Schlüssel und nichts oder besser fast nichts passiert. Die Tankanzeige geht noch an aber unser Anlasser macht kein Mucks. Und noch mal Mist! Ok -Ruhe bewahren-! Wir laufen, nur unter Genua, erst mal nach Norden ab. Wolfgang hat unsere kleine chinesische Powerbank mit Starthilfefunktion (Danke an Marcus F. für diesen Tipp) schon für diesen Fall bereit gelegt. Wolfgang fummelt die Klemmen an die Batterie und Tanja versucht den Motor zu starten. 1. Versuch: Der Anlasser dreht langsam springt aber nicht an. 2. Versuch: länger drehen lassen. Zuckt kurz und aus. 3 Versuch. Halbgas und noch länger drehen – Er läuft. Puhh, sind wir erleichtert.

Jetzt ist noch eine Stunde Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert, um uns alle heile in die Marina Ijmuiden zu bringen. In dieser Nacht ist einiges an Schiffsverkehr unterwegs und so müssen wir gut aufpassen. Es ist gar nicht so einfach, die richtigen Tonnen im Lichtermeer erkennen. Letztendlich biegen wir um 01 Uhr Ortszeit in die Marina ein. Dort müssen wir feststellen, dass der M Steiger (ein langer Längssteiger für Gäste) nicht mehr existiert. Also suchen wir eine Box und brauchen aufgrund der Strömung im Becken aber drei Anläufe bis wir fest sind. Um 01:25 Uhr drehen wir den Schlüssel in die andere Richtung uns schalten die Maschine ab!

Wir sind beide über den Ausgang dieses kleinen Abenteuers sehr froh, jedoch sind wir noch sehr aufgedreht. Wir sitzen noch zwei Stunden unter Deck und gönnen uns einen guten Port.

01.07.2024 Ijmuiden und die Batteri

Die Nacht war etwas kurz, doch um 10 Uhr sitzen wir frisch geduscht am Frühstückstisch. Wir brauchen eine neue Batterie und gehen die möglichen Optionen durch. Option A: Wir könnten eine neue Batterie online bestellen und ans Hafenbüro liefern lassen. Option B: Wir schauen vor Ort ob einer der Betriebe eine auf Lager hat oder „C“ wir fahren zum nächsten Shop. Mit Option A können wir uns letztendlich nicht anfreunden, da wir ggf. mehrere Tage hier festhängen.

Wir machen uns auf den Weg nach Zaandam und holen dort eine günstige Starterbatterie in einem Yachtzubehörladen. Unterwegs gönnen wir uns noch einen lekker Kaffee in Zaandam.

Zurück an Bord machen wir uns sogleich auf, die Batterie in Betrieb zu nehmen.

Also alte raus und neue rein. Ahh nee die neue ist etwas zu niedrig und so passen die Polklemmen nicht mehr drauf!Kurzum zaubert Wolfgang eine Kantholz aus der Backskiste und sägt es passend zurecht. Wir drehen am Schlüssel und…

Zufrieden mit dem Ergebnis machen wir uns auf zum nahegelegenen Chinesen! Quasi passend zu unserem kleinen Helfer und werden auch hier nicht enttäuscht!

02.07.2024 Almere Poort

Regen und graue Suppe ist heute angesagt. Die ersten Regenschauer am Morgen haben wir noch ausgesessen. Um 11 Uhr machen wir uns jedoch auf den Weg durch den Nordseekanal nach Almere. Nach Oranjesluizen können wir die Segel setzen und kommen flott voran.

In Almeere Port waren wir zuletzt 2017. Hier hat sich seit dem einiges verändert und so machen wir uns – wie auch damals – auf, die Stadt zu erkunden. Wir möchten dem Bistro von damals nochmals einen Besuch abstatten. Anhand der Geo-Informationen eines Fotos machen wir uns auf die Suche. Pech – heute steht an der Stelle des Bistros ein Wohnhaus!

03.- 06.07.2024 Enkhuizen und Umgebung

Regen und Starkwind bis 30 kn sind in den nächsten Tagen gemeldet. Daher beschließen, wir schon heute zurück nach Enkhuizen zu fahren. Bei gut 5 Bft aus SW kommen wir flott voran, jedoch könnten wir gut auf den Regen verzichten;-)

Um 15:45 Uhr machen wir nach rund 800 sm und zwei Monaten wieder in Enkhuizen fest!

Es war eins spannender und sehr erfahrungsreicher Törn. Nautisch nicht vergleichbar mit dem, was wir bisher ersegelt haben, in einer fantastischen ruhigen und unter Freizeitseglern recht unbekannten Landschaft. Auf dieser Reise durften wir viele Seevögel, Delphine und Wale beobachten. Wir haben hunderte von Fotos gemacht und noch mehr Eindrücke in unserem Kopf gespeichert.

Unsere Route könnt hier hier auf Spotwalla anschauen:

Kurs Nord

16.06.2024 Anreise nach North Shields

Wir sitzen im ersten Shuttlebus des Best-Western Airport Hotels auf dem Weg nach Schiphol. Die Fahrt in dem ehemaligen italienischen Linienbus (noch gut an der ursprünglichen Beschilderung zu erkennen) dauert etwa 20 Minuten. Gepäckabgabe und Sicherheitskontrolle laufen reibungslos und so haben wir noch genug Zeit, um uns noch ein Frühstück zu gönnen.

Die Decision liegt nun seit gut vier Wochen in North Shields und immer wieder haben wir uns die Frage gestellt, ob alles ok ist. Doch die Sorge war vollkommen unbegründet, denn als wir am Steg ankommen, liegt sie exakt so wie wir sie verlassen haben. Außen recht sauber (der Regen hat wohl ordentlich gespült) und innen schön trocken. Wir verstauen unser Gepäck und machen einen einstündigen Spaziergang zu Tesco, denn unser Kühlschrank ist leer und frische Lebensmittel sind auch nicht mehr an Bord. Mit vollen Taschen bestellen wir uns einen Uber zurück zum Hafen.

17.-18.06.2024 Amble und Coquet (27sm)

Um 05:30 Uhr funkt Tanja die Royal Quays Marina an und bittet um Schleusung. Prompt meldet sich der diensthabende Hafenmeister und gibt uns grünes Licht. Die Royal Quays Marina und viele andere Marinas/Hafen sind in England 24/7 besetzt. Für uns ist dies etwas ungewohnt, jedoch in Bezug auf dieses anspruchsvolle Revier sehr angenehm.

Die Schleusentore öffnen sich, wir winken dem Hafenmeister zu und nehmen Kurs Richtung Nordsee. Danke Royal Quays Marina wir haben uns hier wohl- und sehr gut aufgehoben gefühlt.

Bis Blyth, das ist etwa die halbe Stecke bis nach Amble, können wir segeln. Danach lässt uns der Wind etwas im Stich und wir fallen unter 3 kn Fahrt. Dies bedeutet wir müssen leider den Motor starten. Doch warum diese Eile? Wir sind doch im Urlaub? Die Regeln machen nicht wir, sondern dieses besondere Revier. In Amble gibt es ein „Tidal Cill Access“. Das ist eine künstlich aufgeschüttete Barre vor dem Hafen. Nur wenige Meter breit verhindert diese das „Austrocknen“ des Hafens bei Niedrigwasser. Wir mit unseren 1,60 m Tiefgang haben daher ein Zeitfenster von etwa +- 2Std zu HW. Da wir fast Spring haben sind wir hier sehr konservativ unterwegs. Unser verwendeter Revierführer „Imray Cooks Country“ ist über die gesamte Reise eine verlässliche Informationsquelle. Bei der Einfahrt in Amble sollte man sehr dicht an der Seebrücke bleiben. Ein kleines Schild gibt hierzu Auskunft.

Wie in Großbritannien üblich, melden wir uns beim Hafenmeister an und werden direkt an der Tankstelle erwartet. Nach dem Auftanken bekommen wir einen sehr schönen Liegeplatz mit Blick auf den River Coquet.

Landgang

Das frühe Aufstehen hat durchaus auch einige Vorteile, denn durch unsere frühe Ankunft können wir noch eine schöne Wanderung zum Warkworth Castle machen.

An unserem zweiten Amble-Tag fahren wir zur Insel Coquet, um dort vor allem Papageitaucher (Puffins) zu sehen. Der Zutritt zur Insel selbst ist nicht möglich, jedoch kann man vom Boot aus die Tiere schön beobachten. Ein tolles Erlebnis.

19.06.2024 Holprige Farne Islands (20sm)

Vor dem Mittagshochwasser legen wir in Amble ab mit den Ziel der Inner Farne Island. Das ist eine Inselgruppe, welche nur etwa 2 sm vor der Küste liegt. Es gibt dort diverse Ankermöglichkeiten , jedoch haben wir tagsüber Westwind welcher am Abend auf Süd drehen soll. Keine Bucht ist dafür ideal geeignet und so entscheiden wir uns für die Newbiggin Bush. Diese ist zumindest bei West am besten geschützt. Zeitlich sind wir heute flexibel und so können wir die gesamte Strecke gemütlich unter Segel zurücklegen. Gegen 19 Uhr treffen wir in der Bucht ein.

Die Landschaft ist wunderschön und die tausenden von Seevögeln geben eine enorme akustische Kulisse. Leider sind die Tiere auch sehr deutlich zu riechen. Das ist aber gar nicht unser „Problem“. Zuerst müssen wir eine geeignete Stelle zum Ankern finden. Die Bucht wirkt in Realität deutlich offener als in der Seekarte ersichtlich. So ziehen wir einige Kreise, um die richtige Position und Wassertiefe zu finden. Letztendlich fällt der Anker und hält. Das sind gleich mehre Pre­mi­e­ren auf einmal: das erste mal Nordsee ankern, das erste mal ankern in UK und das erste mal in einem echten Tidenrevier. So stellen wir den Ankeralarm entsprechend ein und legen uns die Zeiten der Stromkenterung parat, da in einem Tidenrevier die Strömung und der Wind die Zugrichtung zum Anker bestimmt. Ändert sich eine Faktor muss sich der Anker ggf. neu eingraben.

So wunderschön die Landschaft und die Natur hier ist, beschäftigt uns die offene Bucht nach Süden heute Nacht noch sehr. Der Wind dreht wie erwartet nach Süd und der Schwell läuft in die Bucht. Wir werden die ganze Nacht ordentlich durchgerüttelt. Schlafen ist nur bedingt möglich und am Morgen sind wir beide doch recht groggy.

20.-21.06.2024 Eyemouth (25 sm)

Warum fahren wir eigentlich nicht nachts? Diese Frage haben sich wahrscheinlich einige von euch schon gestellt. Die Begründung sind diese lustigen „Kollegen“. – Fischerbojen. Diese beiden bunten Bojen sind miteinander verbunden und unten hängt eine Reuse oder ähnliches dran. Diese Dinger liegen entlang der gesamten Küste. Teilweise 20 sm von der Küste entfernt und noch in 50 m Wassertiefe. So eine Teil möchten wir nachts nicht fangen oder gar in die laufende Schraube bekommen.

Auch die Einfahrt nach Eyemouth nehmen wir zu Hochwasser und legen uns in an den Besuchersteg. Der volluniformierte Hafenmeister nimmt die Leinen entgegen und begrüßt uns. Wir sind das vierte Boot am Steg und maximal acht Boote können hier im Päckchen liegen.

Wir sind nun offiziell in Schottland angekommen. Hier möchten wir zwei Tage bleiben und uns überlegen, wie die Reise weitergeht. Wenn wir weiter nach Edinburgh fahren, müssen wir mindesten einmal ankern.

In den kommenden Tagen sind östliche Winde gemeldet was das Ankern, zumindest für uns, erschwert. Es gibt im Grunde keine Buch, welche Schutz nach Osten bietet.

Die Landschaft hier im Süden Schottlands ist schier überwältigend. Schroffe Felsen und grünes Land. Jede Bucht hat ihre eigenen Facetten. Auch das Örtchen Eyemouth selbst hat einen wunderbaren urbanen Charme.

Gleich am Nachmittag machen wir uns auf um ein Stück des Coastal Path zu gehen.

St. Abbs

Im Hafenbecken gibt es eine blinde Kegelrobbe mit dem Namen Lady (Quelle:). Sie ernährt sich wohl hauptsächlich von Fischresten welche die Fischer über Bord spülen. Bis spät Abends kann man dem „Jagen“ zusehen und einige Angler halten auch ein paar Leckerbissen für die Dame bereit.

Am Freitag starten wir eine Wanderung auf der Nordroute des Küstenweges nach St. Abbs. Der Weg führt immer wieder auf und ab entlang der Küste und belohnt mit wunderschöner Landschaft. Mal läuft man auf einem Pfad oben entlang der Klippe und mal geht es entlang des Strandes. St. Abbs selbst ist das ideale Postkartenmotiv – auch die Fotographen von GEO und & Co hätten hier ihre wahre Freude.

Angekommen nehmen wir im einzigen Restaurant ein kleines Mittagessen zu uns. Das Restaurant ist gut besucht und wir wundern uns, wo die ganzen Menschen herkommen, denn unterwegs trifft man nicht viele.

Gestärkt geht es ins örtliche Museum, welches uns gut gefällt und einiges über die harte Geschichte dieses kleinen Ortes verrät. Auch dieses Museum ist grundsätzlich kostenlos, jedoch darf man donatieren, dem wir auch nachkommen.

Eigentlich steht noch St. Abbs Head auf dem heutigen Plan. Ein Naturschutzgebiet mit langen Rundwegen. Unsere Füße sind aber schon recht müde und daher laufen wir nur etwa ein Viertel des Weges und kehren um, um dann den Bus nach Eymouth zu nehmen. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe im örtlichen Supermarkt und machen uns über die Planung der weiteren Reise Gedanken. Doch das erfahrt ihr im nächsten Teil unserer Reise an die Nordostküste Englands.

Nebel in Northumbria*

09.05.2024

Es herrscht schönstes Frühlingswettwetter in Enkhuizen. Leider fast gar kein Wind aus Nord. Trotzdem nehmen wir Kurs Nord Richtung Schleuse Den Oever und weiter nach Den Helder, denn die nächsten Tage soll es östliche Winde auf der Nordsee geben. Wir möchten diesen Teil von Europa verlassen und Richtung England segeln. Ein Plan der schon länger „schlummert“ aber bisher nicht umgesetzt werden konnte.

Direkt nach dem Aufstehen checken wir natürlich die Wettervorhersage. Hierzu nutzen wir zusätzlich und erstmals auch das Wetterrouting von PredictWind. Insbesondere die Routingfunktion gefällt uns recht gut, doch leider nicht das kleine rote Ausrufezeichen an der Route. „Warning FOG“ steht da. Ein Blick nach draußen und das regelmäßig ertönende Nebelhorn bestätigt dies.

10.05.-12.05.2024

Für heute ist noch wenig Wind gemeldet, jedoch soll es morgen schon mehr Wind aus Ost geben. Welle und Wind sollen in etwa gleich laufen und das verspricht einen angenehmen Kurs. Gegen 10:30 Uhr legt sich der Nebel und wir werfen die Leinen los. Mit fast Stillwasser geht es hinaus über das Molengat auf die Nordsee. Am Ende des Molengats zeigt unser Plotter keine AIS Signale mehr an. Na toll! Ein Reboot aller Komponenten verschafft Abhilfe. Irgendwas ist ja immer;-) Erfreulicherweise ist doch etwas mehr Wind und wir können Segel setzten.

Bis die Dunkelheit hereinbricht schaffen wir das erste von dreien VTS (Verkehrstrennungsgebiete). Jede „Spur“ ist etwa 3 sm breit somit bleibt genügend Raum. Da nicht viel zu tun ist, gönnen wir uns viel Zeit zum Essen. Es gibt Suppe, Nudelsalat und belegte Brote, Äpfel und Bananen. Die erste Nacht bricht an und wir müssen leider unter Maschine weiter. Teilweise können wir auch die Genua stehen lassen.

Die Nacht ist (O-Ton-Wolfgang: „extrem“) unangenehm kalt, da wir über Stunden durch dichte Nebelfelder fahren. Es ist extrem feucht und die kalte Luft kriecht überall hinein. Wir tragen bis zu 8 Schichten Kleidung. U.a. haben wir uns einen Kinetic Warm Bib aus dem Angelzubehör gekauft. Das ist wirklich sehr empfehlenswert und warm. Tanja nimmt keine Rücksicht auf den Gasvorrat und macht sich zusätzlich Wärmflaschen.

Beim Durchqueren des zweiten VTG werden wir von einem Frachter angesprochen Kurs und Geschwindigkeit beizubehalten. Er weicht uns etwas aus – sehr nettes Entgegenkommen.

Das dritte VTG durchqueren wir im dichten Nebel. Wir hören die Nebelhörner der Frachter und sehen Sie auch im AIS. Jaja Radar wäre hier wirklich hilfreich! Der Schiffsverkehr wird auf der englischen Seite deutlich weniger und wir sehen sogar einen kleinen Wal. Leider ist es zu kurz um ein Foto zu machen oder gar die Art zu bestimmen. Immer wieder sehen wir in der Luft oder direkt neben uns auf dem Wasser Gannets.

England

Da Großbritannien nicht mehr Mitglied der EU ist, müssen wir offiziell einklarieren. Das ist für uns Premiere, da wir ja sonst nur innerhalb der EU unterwegs waren. Das Prozedere ist aber recht gut beschrieben und so haben wir bereits in den Helder unseren voyage plan mitgeteilt. Diesen passen wir nun auf die aktuelle Ankunftszeit an und setzten die Flagge „Q“.

Laut Karte sind wir nur noch wenige Meilen von England entfernt, jedoch sehen wir immer noch kein Land. Tanja meldet uns bei Tyne VTS auf Kanal 12 an. Kein Verkehr – wir dürfen einlaufen. Erst kurz vor der Mündung der Tyne sehen wir den Leuchtturm und hören das Nebelhorn! Es ist ein toller Moment bei dieser Stimmung einzulaufen. Die Landschaft ist komplett verändert und die Festung oberhalb im Nebel zu sehen schon fast mystisch. – Unser Telefon klingelt: Border Force möchte noch mal die Crewliste bestätigt wissen. Danach sind wir offiziell einklariert.

Nach der Anmeldung über Kanal 80 dürfen wir sogleich in die Schleuse einlaufen und werden dort sehr freundlich empfangen. Von den Eindrücken noch etwas überwältigt wirken wir wahrscheinlich auf den Mitarbeiter der Marina wie Außerirdische. Schnell wird noch ein Foto für facebook gemacht und danach geht es zum Liegeplatz.

Von Den Helder bis NorthShield haben wir 54 Stunden gebraucht und 264 sm zurückgelegt. Bisher ist das unserer längste Etape nonstop.

Unserer Decision bleibt hier liegen bis wir im Juni die Reise in den Norden fortsetzen werden. Unser Rückflug nach Holland ist erst in einer Woche und so bleibt uns noch etwas Zeit, die Gegend hier zu erkunden.

Unsere Route könnt hier hier auf Spotwalla verfolgen:

13.05.2024 Tynemouth

Nachdem wir die letzten Tage überwiegend sitzend und liegend verbracht haben, möchten wir uns heute etwas bewegen. Wir laufen am Wasser entlang Richtung Fish Quay, um dort Fish & Chips zu essen. Ja ein Erlebnis – vor allem die Portionsgröße – doch wir bleiben Kibbeling Liebhaber;-). Gestärkt geht es weiter zum Tynemouth. Heute ist es nicht mehr so nebelig und so können wir die Aussicht genießen und die alte Festung besichtigen. Abends haben wir gut 16 km auf der Uhr und lassen den Abend an Bord mit einem Glas Wein ausklingen.

14.05.2024

Das Wetter ist heute wieder mal trübe und wir sind etwas träge. Daher steht nur eine kleiner Ausflug nach SouthShields an. Wir fahren mit der Fähre über die Tyne. Wie wir erfahren, ist dies wohl bald nicht mehr möglich, da der Fährbetrieb nach 180 Jahren aus Geldmangel eingestellt wird soll. Über SouthShields sind wir regelrecht erschrocken. Viele Geschäfte stehen leer, es ist schmutzig und was noch offen ist, sind meist Handyläden und Spielhallen. Wir machen noch einen kleinen Besuch im örtlichen kostenlosen Museum und nehmen die Nachmittagsfähre wieder zurück.

15.05.2024 River Tees

Eigentlich ist das gar nicht so schwierig mit einem Bus von A nach B zu fahren. Wir hatten an diesem Tag aber so einige Mühe von NorthShields nach Newcastle an den Bahnhof zu kommen. Überpünktlich sind wir an der besagten Haltestelle, bloß unsere Busliniennummer steht nicht am Aushang. Wir laufen einige hundert Meter weiter und finden die vermeintlich richtige Haltestelle. Mit der neuen Verbindung müssen wir umsteigen und daher fragen wir den Fahrer, ob wir richtig sind. Er sagt, wir könnten auch den durchgehenden Bus nehmen. Der kommt in ein paar Minuten und in der Tat: der Bus kommt, der Fahrer nickt und fährt weiter – wir schauen uns ganz schön dämlich an. Plan B: Wir laufen zur Metro nach NorthShields Zentrum. Gut 1,5 Stunden später kommen wir in Newcastle an, um unserem Mietwagen entgegen zu nehmen.

Sodann geht es los und Tanja stürzt sich in den Linksverkehr mit mit „ihrem“ nagelneuen Mercedes.

Die Landschaft ist einfach der Hammer

Wir gehen einen wunderschönen Rundweg am River Tees entlang, welcher uns am Ende noch zu einem Wasserfall führt. Auf dem Heimweg fahren wir noch zu Tesco um die Vorräte aufzustocken. So einfach wird das Einkaufen die nächste Zeit nicht mehr sein.

16.05.2024 Blyth und St Mary Lighthouse

Mit dem Auto geht es heute in den Nordosten an die Withley Bay und zum St Mary Lighthouse. Dort kann man wunderbar am Stand entlang laufen und die Seehunde am Leuchtturm beobachten.

17.05.2024 Die Spuren der Römer

Die heutige Wanderung führt uns nach Northumberland zum nördlichsten Teil eines römischen Verteidigungswalls (Hadrianswal). Die Landschaft ist absolut fabelhaft. Zuerst geht es entlang des Walls zu Überresten einer Siedlung und dann über Weideland zurück. Dort dürfen wir über eine Kuhweide mit Muttertieren und Kälbern – So richtig wohl ist uns dabei nicht. Leider gibt es nur ein brauchbares Foto unserer Drohne, da der Akku defekt ist:-(

Die Wiesen und Weiden sind übersät mit Schafswolle. Überall liegen diese kleinen Wollknäule herum. Die Schafe werden wohl nicht geschoren sondern „schubbeln“ sich ihr Fell ab. Wir haben herausbekommen, dass es sich um Scottish-blackface handelt.

18.05.2024 Newcastle

Tanja ist schon sehr vertraut mit dem Fahren auf der „anderen“ Seite. Trotzdem müssen wir „unseren“ Mercedes heute wieder abgeben. Nachdem wir schon in Newcastle sind, schauen wir uns auch mal die Stadt an. Wir sind beide keine Stadtmenschen, jedoch sind wir immer offen für neue Eindrücke.

Heute ist mit etwa 17°C der wärmste Tag der Woche und es ist Hochsommer angesagt! Hier laufen Männer in Bermudas und freien Oberkörper durch die Stadt und an jeder zweiten Ecke findet ein Party oder Junggesellenabschied statt. WOW – Das ist wirklich eine verrückte Stadt. Und dann ist uns noch etwas verrücktes passiert. Wir besitzen noch alte Pfundnoten und haben gelesen, dass man diese bei bestimmten Banken noch tauschen kann. So gehen wir in die Gemäuer der Lloyds Bank und Tanja fragt ganz höfflich nach, was man tun muss, um 40 Pfund tauschen. Die Angestellte geht mit unserem Geld nach hinten und kommt kurz darauf zu uns zurück mit 45 Pfund. Wir haben keine Quittung oder ähnliches bekommen und noch weniger verstehen wir den Wechselkurs…

19.05.2024 Zurück nach Holland

Die Decision haben wir gut vertäut und alles mehrfach überprüft. Das Marina-Office haben wir über unsere Abreise informiert. So machen wir uns mit einem Uber auf zum Flughafen. Von dort geht es zurück nach Amsterdam und weiter nach Enkhuizen, wo unser Auto steht. Im Juni kommen wir zurück und die Reise geht weiter. Also bleibt dabei!

* Northumbria heute: Heute bezeichnet Northumbria normalerweise eine etwas kleinere Region, die den Grafschaften Northumberland und County Durham in Nordostengland entspricht. Diese Region, offiziell North East England genannt, enthält den Ballungsraum von Newcastle upon Tyne.

Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist

Schon kurz nachdem am 1. Mai 2023 das Einschreibeportal für das Kustzeilers 24 Uurs Zeilrace öffnet, sind wir auch schon eingeschrieben. Wir wollen – nach 3 Jahren Pause – endlich wieder teilnehmen. Wir haben Antje, die uns bereits 2019 als Crewmitglied unterstützt hat, auch für dieses Jahr gewinnen können. Außerdem mit von der Partie: Dominik, ein Freund und Kollege von Antje, der nach erfolgreichem Absolvieren des SKS-Scheins zusätzliche Praxiserfahrung sammeln möchte.

Einige Tage vor Beginn des Rennens erhalten wir per Post die Unterlagen für die Regatta: Die Startnummer 360, das Reglement, die Rakkenkarte und den für uns neuen Fotowimpel. Wenn man diesen hisst, erklärt man sich einverstanden, abgelichtet und ggfs. veröffentlicht zu werden.

Was wir in den Unterlagen nicht finden, sind die vielen Aufkleber und das Heft zur Dokumentation der gefahrenen Route und der umrundeten Tonnen. Das läuft inzwischen – wie wir recherchieren – ausschließlich über das Online-Portal. Wir finden das super, denn man muss jetzt nicht mehr angeben, von welcher Seite man die Tonne gerundet hat und das manuelle Aufkleben bei Seegang, Dunkelheit und Müdigkeit, war doch – wie wir bei der letzten 24-Stundenregatta schmerzlich erfahren durften – fehleranfällig, denn wir waren disqualifiziert worden weil wir einen Aufkleber falsch geklebt hatten bzw. wir die falsche Richtung angegeben hatten, obwohl wir korrekt gefahren waren.

Der Starttermin rückt näher und wir schauen täglich nach der Wettervorhersage….Mal heißt es, Dauerregen und Winde von bis zu 20 Knoten, ein anderes Mal heißt es 1-5 Knoten zur Startzeit. Auch in Sachen Windrichtung herrscht keine Einigkeit. Einen Tag vorher – der Wetterbericht sieht nach viel Wind und Regen aus – überlegen wir, ob wir uns das wirklich antun wollen und entscheiden: Wir wollen.

Um am Freitag noch genügend Zeit für die Vorbereitungen zu haben, reisen wir bereits am Donnerstag Abend an und besprechen in geselliger Runde erste Strategien.

Am Freitag wird die Strategiebesprechung vertieft. Wir überlegen, ob bei der nun vorhergesagten Windrichtung Nordwest ggfs. doch ein Start in Enkhuizen Zuid und eine Runde durch das Markermeer Sinn machen würde. Aufgrund der Wasserpflanzenplage im Markermeer entscheiden wir uns dann aber doch für Enkhuizen Noord. Auf der einlaminierten Rakkenkarte und auf einem separaten Zettel zeichnen und notieren wir unsere potenzielle Route und besprechen mögliche Alternativen, je nach dem, wie sich das Wetter und die Windrichtung verändert.

Wir bereiten noch Leckereien für die Nacht zu, ruhen uns noch kurz aus und begeben uns dann in Richtung Startlinie. Das Zeitfenster für Tocht 1, 2 und 3 ist 18:30 – 18:40 Uhr. Kurz vorher muss man noch das Funktionieren der Dreifarbenlaterne am Kontrollposten unter Beweis stellen. Der Start ist immer wieder ein spannender Moment. Das Abschätzen wie weit man sich von der Startlinie noch entfernen darf um keinen Frühstart hinzulegen aber dennoch rechtzeitig die Linie zu passieren. Wir passieren die Startlinie um 18:31 bei ca. 11 Knoten aus Nordwest.

Das Feld der Teilnehmer bewegt sich überwiegend in Richtung Nordost….Immer gut zu wissen, wenn andere auch die eigene Strategie verfolgen…dann hat man doch gleich das Gefühl, nicht alles falsch gemacht zu haben :-). Die Bedingungen sind super, wir sind alle wohlauf und gut gelaunt. Leider müssen wir schon bei unserer ersten Bahn etwas kreuzen. Das war vorab nicht so geplant und könnte rückblickend als erster kleiner Strategiefehler betrachtet werden.

Von der Tonne SB28 geht es dann zurück in südliche Richtung als es langsam dunkel wird. Noch sind wir alle hellwach, trotzdem ist Tanja die erste, die sich zum Schlafen unter Deck begibt. Wir wollen vermeiden, dass wir später in der Nacht alle gleichzeitig hundemüde werden.

Nachts um ca. 03:00 Uhr – wir fahren die Strecke SB28 – Sport E bereits zum zweiten Mal in Richtung Süden, dreht der Wind früher als geplant auf Südwest. Wir kommen nun sehr langsam voran, weil wir kreuzen müssen und die Welle aus Südwest uns bremst….zweiter kleiner Strategiefehler….Eine Abkürzung können wir hier leider nicht mehr nehmen, also ziehen wir es durch.

Als es bereits wieder hell wird, legt Wolfgang sich zum ersten Mal schlafen. Zu dem Zeitpunkt sind wir gerade mit Schmetterling in Richtung Norden unterwegs…Kaum hat Wolfgang die Augen zugemacht, dreht der Wind erneut und legt ordentlich zu. Wir kommen jetzt wirklich sehr gut voran, auch wenn der Seegang hier etwas unkomfortabel ist.

Wir ändern unseren Kurs auf einen Halbwindkurs und durch geschickte Auswahl der Bojen können wir jetzt bis zum Anlauf der verpflichtenden letzten Boje WV 19 auf Halbwindkursen hin und her segeln. Zwischendrin überlegen wir immer wieder, ob wir noch genügend Zeit haben, um ggfs. noch einen Loop einzubauen. Wie gut, dass wir uns dagegen entscheiden, denn die letzte Bahn zu WV19 zieht sich….auf Grund nachlassender Winde. Das beunruhigt uns aber noch nicht, denn wir sind vermeintlich gut in der Zeit.

Um 16:27 passieren wir die letzte Boje WV 19. Zunächst konnten wir unter strammem Amwindkurs gut nach Süden voran. Doch schon bald (17:07) flaut der Wind durch die Landabdeckung weiter ab und wir können unseren Kurs nicht mehr halten. Wir beginnen zu kreuzen und merken, die viele Zeit, die wir geglaubt hatten zu haben, rennt uns davon. Nur mühselig können wir Richtung Süd Meilen gut machen. Den Zieleinlauf können wir optisch immer noch nicht ausmachen. Die Anspannung steigt und rein rechnerisch erreichen wir das Ziel wohl nicht mehr rechtzeitig, ohne Strafmeilen zu kassieren.

Etwa einen Kilometer vor der Ziellinie frischt der Wind wieder leicht auf und wir geben alles. Wir sind alle unglaublich angespannt und es kommt ein Funken Hoffnung auf, dass wir es noch rechtzeitig durch das Ziel schaffen könnten. Die Kreuzschläge werden kleiner und wir haben die Ziellinie direkt vor Augen. Es sind noch 2 Minuten unseres Zeitfensters für den Einlauf ohne Strafmeilen übrig. Ein echter Krimi :-). 20 Meter vor der äußeren Zieltonne müssen wir noch eine Wende fahren und kreuzen so direkt durchs Ziel. Um 18:29 und 50 Sekunden ertönt die Hupe. Wir haben es geschafft und sind super happy.

Wir bergen die Segel, starten den Motor und fahren Richtung Hafen Medemblik. Was für ein spannendes Rennen. Wir machen im Päckchen neben der MinX fest und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Selbstverständlich gehen wir auch noch in die Stadt, um die Stimmung der Festlichkeit aufzunehmen…Ein kleiner Snack und die Abgabe des Regatta-Banners und dann ab in die Koje. Wir sind jetzt doch alle etwas müde.

Zum Ergebnis unserer Regatta: Die angepeilten 100 Seemeilen haben wir knapp unterschritten.

Gewertete Seemeilen: 96,96

Real gesegelte Seemeilen: 111

Platz 38 von 70 Teilnehmern innerhalb der Tocht 2

Wir danken unseren Crewmitgliedern Antje und Dominik für die super Strategieplanung, für die Hilfe bei der kulinarischen Verpflegung, beim Wachbleiben, beim Steuern und für den humoristischen Teil der Reise. Ihr seid klasse.

Griffig und dicht

Ist morgen schon Oktober? Die Segelsaision 2023 ist für uns irgendwie verflogen und wir können es noch gar nicht fassen, dass wir gerade Richtung Winterlager aufbrechen. Gefühlt haben wir doch erst vor kurzem unseren neuen Liegeplatz in Enkhuizen bekommen. Alles Jammern nützt nichts, denn auch wenn das Wetter noch überhaupt nicht herbstlich ist, so ist unser Urlaubskonto für dieses Jahr fast aufgebraucht.

30.09.2023

Wir legen einen Stopp in Stavoren ein. Ursprünglich wollten wir uns mit zwei anderen Seglern hier treffen, doch leider konnten die beiden wegen eines unfreiwilligen Krankenhausaufenthalts nicht kommen. Sehr schade.

Nach der Durchfahrt der Johan-Friso-Schleuse finden wir einen netten Platz im Stadthafen hinter der Insel. Unser Lot fängt schon bei der Einfahrt in die Gasse an, wild zu piepsen und als wir in der Box fest sind steht auf dem Display „0,0 m“. Nichts passiert. Der Hafen ist zwar vor einigen Jahren gebaggert worden, doch von Jahr zu Jahr schlammt er wieder zu.

Am Abend überlegen wir noch wie wir die nächsten Tage verbringen und organisieren. Tanja fährt in drei Tagen wieder nach Hause und Wolfgang bleibt noch etwas in Woudsend um einige ToDo´s von der „Liste“ zu streichen. Bei dem schönen Wetter möchten wir gerne noch etwas auf dem Wasser bleiben und nach Sneek segeln. Doch schon übermorgen ist recht viel Regen gemeldet und wir haben auch keine Lust die Segel im Regen abzuschlagen. Und noch viel weniger, das Boot bei Regen auszuräumen!

01.10.2023

So geht es am nächsten Morgen unter Genua Richtung Osten und weiter nach Woudsend! Nachdem wir schon fleißig am Boot gewerkelt haben, freuen wir uns auf eine Pizza bei der örtlichen Pizzeria. Doch Fehlanzeige -dauerhaft geschlossen-. Nach einigem hin und her landen wir schließlich im Watersport und werden nicht enttäuscht.

02.10.2023

Der Tag startet gemütlich mit einem netten Frühstück an Bord. Leider tröpfelt es draußen und so nehmen wir unser Mahl unter Deck ein.

Ausräumen gehört sicher nicht zu unseren Lieblingstätigkeiten, doch leider ist dies heute nicht zu vermeiden, denn es geht aus dem Wasser. Am Steg ist das Entladen deutlich einfacher als an Land. So wandert Tasche für Tasche in unsere beiden Autos. Da unser WoMo aktuell „unpässlich“ ist, mussten wir die Variante mit zwei Autos wählen. Nachdem wir die Descision am Nachmittag noch ordentlich geputzt haben, geht es dann zum Campingplatz, um unser Domizil zu beziehen

TREKKERSHUT im De Rakken
03.102023

Zwei große ToDo´s stehen auf der Liste, welche wir schon einige Zeit vor uns her schieben. Eigentlich gar keine große Sache, jedoch etwas nervig und zeitaufwendig um es ordentlich zu machen!

  • Abdichten des Heckkorbs an den Stützen
  • Erneuerung der Handläufe an und unter Deck

Nachdem Steven das Boot in die Halle gestellt hat, legen wir auch gleich los. Wir müssen die Schrauben des Heckkorbs lösen um ihn leicht anzuheben, aber eben nicht ganz entfernen. Das möchten wir absolut vermeiden, da dies bedeuten würde wir müssten sechs „Löcher“ gleichzeitig bei der Montage treffen! Doch das ist leichter gesagt als getan. Einige Muttern sind nur mit akrobatischen Übungen in der hinteren Backkiste erreichbar

Am Ende gelingt es uns, gemeinsam alle Muttern zu lösen und den Heckkorb durch leichte Schläge etwas nach oben zu bekommen. Wir entfernen den alten Kleber und bringen Butylband (Infos zur Verwendung https://sy-decision.de/2020/08/16/klappe-zu/) an. Jetzt beginnt der schwierigere Part der Sache, denn die Muttern müssen wieder auf die Stehbolzen geschraubt werden. Nachdem wir gefühlt dutzende Male Mutter oder Scheibe in der Backkiste versenkt haben, gelingt es uns, den Heckkorb wieder fest zu ziehen. Das Tageswerk ist vollbracht!

04.10.2023

Tag des Abschieds: Schon am frühen morgen verlässt Tanja unser Camping-Domizil um nach Düsseldorf zu fahren. Sie muss heute wieder arbeiten und nutz die Rückreise für einen Termin in Düsseldorf. Direkt am Campingplatz gibt es eine Ladesäule und so startet Tanja mit 100% Ladung in das Abenteuer E-Auto und Fernstrecke. Die Fahrt klappt recht gut und unterwegs nach Hause lädt sie an der Autobahn noch einige KW nach.

Wolfgang hingegen kümmert sich um das nächste ToDo. Die Handläufe. Da sich die alten Bolzen nicht lösen lassen, besteht nur die Möglichkeit, die Handläufe abzuschneiden. Mit der richtigen Säge für den Fein-Multimaster gelingt dies schnell. Irgendwie tut der erste Schnitt doch immer etwas weh;-)

Nach der Demontage der alten Handläufe werden alle Löcher mit angedicktem Epoxy verschlossen. Am Nachmittag wird der Rumpf wieder auf Vordermann gebracht.

05.-08.10.2023

In den folgenden Tagen werden die Handläufe montiert, der Rumpf dulont und einige weitere Kleinigkeiten gereinigt und repariert.

Die neuen Handläufe hat Wolfgang zu Hause schon vorbereitet. d.h. der unter Deck befindliche Handlauf ist lackiert und es sind Rampamuffen montiert. Dies hat den Vorteil, dass die Handläufe auch in Zukunft bei Bedarf wieder demontiert werden können.

Im nächsten Schritt werden die neuen Löcher für die Handläufe gebohrt und probehalber montiert. Die Löcher decken sich zwar zu 90% mit den alten Löchern. Jedoch um sicher zu gehen werden alle Löcher erneut mit Epoxy verschlossen.

Ein kleiner Tipp: Der Schaum der Maxi ist recht „offen“ und des weiteren gibt es eine Innenschale. Daher ist es empfehlenswert das Harz etwas anzudicken um zu verhindern, dass alles zwischen die Schale oder in den Schaum läuft. Die Löcher sollten mind. 3 mm größer gebohrt werden als benötigt. Somit ist sichergestellt, dass der Bohrkanal auch in Richtung Schaumkern dicht ist! Zum Epoxy: Man sollte einen Härter wählen, welcher recht schnell (30-45 Minuten Verarbeitungszeit) härtet. Somit ist man sicher , dass am nächsten Tag die Masse hart genug ist um erneut zu bohren.

Montage der Handläufe

Nachdem das Epoxy über Nacht fest/hart geworden ist, können die Löcher gebohrt werden. Zur Befestigung werden Gewindestangen in die Rampamuffen geschraubt und der Handlauf wird von unten durch das Deck gesteckt. Da im Falle der Decision der Handlauf leicht gebogen ist, ist dies mit nur zwei Händen ein nerviges Unterfangen. Des Weiteren ist das Deck unterschiedlich dick und so muss jede Gewindestange individuell angepasst werden. Für die Abdichtung verwenden wir auch hier Butyl in der Farbe weiß. Der obere Handlauf wird mit Muttern befestigt. Hier ist eine Rohrsteckschlüssel hilfreich, da eine normale Nuss in der Regel zu dick für die Bohrung ist.

Zu guter Letzt werden Teakstopfen eingeklebt. Hierzu eignet sich recht gut 5-Minuten Epoxy. Mit dem Fein Multimaster kann man diese einfach runden und passend schleifen.

Am Samstag Nachmittag werden alle Werkzeuge und Materialien im Auto und Anhänger verstaut. Letzte Reinigungen von Staub und Schmutz durchgeführt.

Tschüss Decision! Wir sehen uns in 2024 wieder.

Ins Wasser gefallen

umgangssprachlich: (als Geplantes) nicht ausgeführt getan, unternommen werden können; (etwas Angestrebtes) nicht erreichen, nicht zustande bringen

Ja, wir schreiben heute über unseren Sommertörn 2023 und der Begriff „Ins Wasser gefallen“ trifft es in zweierlei Hinsicht. Kleiner Spoiler vorab: Wasser hatten wir genügend und vor allem von „oben“. Skipper schmieden in der Regel gerne Pläne und auch wir haben uns natürlich überlegt, wie wir die zwei Wochen Sommerurlaub verbringen möchten. Von unserem Ausgangshafen Enkhuizen sind wir bisher nach Süden, Norden oder Osten gesegelt, jedoch noch nie wirklich Richtung Westen. Diesen Sommer wollten wir den Bug nach Westen richten, um den Osten der englischen Küste zu erkunden. Doch dazu sollte es nicht kommen.

15-17.07.2023 Enkhuizen-Makkum

Wir reisen erst am Samstag nach Enkhuizen an, da das Wetter überhaupt keine Sommerlaune aufkommen lässt. Kräftiger Westwind, Dauerregen und kühl sind die Aussichten für die kommenden Tage. Daher verbringen wir den Samstag und Sonntag viel unter Deck und machen noch ein paar kleinerer Reparaturen.

Immer wieder schauen wir uns die Wetterentwicklung, insbesondere der Bereich NL-UK, für die kommenden Tage an. Grundsätzlich bleibt es bei kräftigen SW mit kurzen windarmen Abschnitten. Keine guten Vorrausetzung um die gut 100 sm nach England zu segeln.

Um nicht den ganzen Urlaub in Enkhuizen zu verbummeln, entscheiden wir uns letztendlich die Fahrt in den Westen zu vertagen. So brechen wir am Montag Richtung Makkum auf, um am Dienstag weiter nach Terschelling zu segeln.

18.-20.07.2023 Makkum-Terschelling

Wir sind es ja schon gewöhnt: unsere „Lieblingsschleuse“ in Kornwerderzand fordert auch dieses Mal etwas Geduld von uns. Doch wir haben letztendlich immer noch Glück und kommen in etwa einer Stunde durch. Immer wieder müssen wir feststellen, dass hier eine gewisse Aggressivität unter den „Bootsführern“ herrscht.

Vor uns gibt es direkt eine Kollision, die mit etwas Abstand und Rücksicht sicherlich zu vermeiden gewesen wäre. Das Wetter hält heute durch und so können wir teils unter Motor, aber großenteils unter Segel nach West-Terschelling fahren.

Am 19.07. wollen wir die Bedingen nutzen, um Terschelling mit dem Rad zu entdecken. Schon morgen ist wieder sehr viel Regen gemeldet. Wir radeln rund 40 km über die Insel und stellen mal wieder fest, dass uns von allen niederländischen Watteninseln Terschelling am besten gefällt. Klar, das ist natürlich rein subjektiv – aber hier fühlen wir uns wohl und es ist alles etwas entschleunigt.

medizinische Versorgung erfolgt hier auf den Inseln primär per Lufttransport

Der Wetterbericht hält vollkommen sein Versprechen und es regnet und windet den ganzen Tag. So richtig Lust auf einen Regenspaziergang haben wir beide nicht und so verbringen wir einen Hafentag. Wir planen die Überfahrt nach Ameland. Die Planung steht, jedoch macht uns mal wieder der Wetterbericht für die darauffolgenden Tage etwas Sorgen. Es bleibt bei kräftigem SW mit viel Regen. Spontan entsteht die Idee, morgen Mittag mit dem Hochwasser Terschelling zu verlassen und in einem Rutsch nach Amsterdam zu segeln.

20.07-24.07.2023 Terschelling-Amsterdam

Gesagt getan. Pünktlich zu HW lösen wir die Leinen und fahren durch das Schuitengat in die Nordsee. Es ist trocken, jedoch nicht wirklich sommerlich. Zuerst hart am Wind und später mit halben Wind fahren wir entlang von Vlieland und Texel. Am frühen Abend müssen wir den Motor starten, da der Wind für heute Feierabend macht.

20:56: Tanja hat sich für ein erstes Nickerchen unter Deck verzogen und Wolfgang hält Wache. Es ist nicht viel Verkehr und der PiPi tut seine Arbeit. Doch halt – Es macht ein „klock“ und unser Boot fährt einen munteren Kreis. Etwas irritiert schaut Wolfgang auf den Kompass und greift an die Pinne. Der Motor unseres Raymarine Q047 dreht noch aber die Schubstange hat keine Verbindung mehr! Ach nee, oder? Nach etwa 2,5 Jahren hat das Teil wirklich seinen Dienst quittiert.

Weiter geht es durch die kalte Nacht per Handsteuerung.

Die Nacht verläuft ruhig und wir wechseln uns immer wieder ab. Zum einen ist es recht kühl und das Steuern nach Kompass ist recht anstrengend.

Wieder begleiteten uns Meeresleuchten. Obwohl wir das schon kennen ist es doch immer wieder etwas mystisch und faszinierend.

Gegen 03:45 Uhr sind wir kurz vor der Einfahrt nach Ijmuiden. Per VHF kontaktiert uns Portcontrol, dass noch zwei große Schiffe den Hafen verlassen. Danach dürfen wir einlaufen.

Durch das Lichtermeer suchen wir uns den richtigen Weg zu Schleuse.

Das Schleusen selbst geht recht flott. Wir fahren „nur“ durch die Zuidersluis. Doch ein paar hundert Meter weiter nördlich befindet sich seit 2022 die Seeschleuse Ijmuiden. In nur sechs Jahren Bauzeit ist hier die größte Seeschleuse der Welt entstanden. Wie lange bauen wir schon an der neuen Schleuse in Brunsbüttel?

Mit der aufgehenden Sonne geht es durch den Nordzeekanal bis Amsterdam. Wir müssen uns den Kanal nur mit Gänsen und Möwen teilen, denn es gibt um diese Zeit noch keinen Verkehr.

Wir laufen dieses mal den Hafen https://www.wsv-aeolus.nl/ an. Dieser liegt gegenüber des Hauptbahnhofs und ist mit einer Fähre gut erreichbar.

Nach der Ankunft gibt es ein gemütliches Frühstück und noch ein Nickerchen;-)

Die Tage in Amsterdam verbringen wir mit Besuchen im Museum, gehen Essen oder in ein Bruin Café. Auch fahren wir mit der Bahn nach Haarlem und besuchen dort den Neubau einer Windmühle. Dort schauen wir uns auch das alte Gefängnis an, denn dieses ist jetzt eine Uni. Es ist immer wieder erstaunlich, was die Niederländer so alles auf die Beine stellen. Doch schaut selbst: https://youtu.be/rsDRUsVy41U

De Adriaan
24.-25.07.2023 Muiden

Nachdem wir den Hafen, Kanal und später die Schleuse verlassen haben, versegeln wir uns. Wolfgang ist an dem Tag irgendwie gereizt und nach einigem hin und her kehren wir schließlich um, um nach Muiden zu segeln. Man muss ich hier im Markermeer immer die aktuelle Verbreitung der Wasserpflanzen im Auge behalten und daher bleiben wir im südlichen Teil brav im Fahrwasser.

Im Hafen bekommen wir ein schnuckeliges Plätzchen von jungen Hafenmeister zugewiesen. Die Gasse ist recht schmal und so müssen wir schräg in die Box fahren um die Kurve zu bekommen. Es ist hinter dem Gebäude kaum noch Wind und so gelingt es uns nach dem zweiten Anlauf festzumachen.

Nach dem Anlegen geht es direkt zum Bäcker. Wolfgang persönliches Highlight des Tages ist der Appeltaart. Gestärkt drehen wir noch eine Runde durch den Ort, um später den Regen unter Deck genießen zu können.

25.-26.07.2023 Edam

Nur mit Genua zieht uns der SW Richtung Norden und erst später auf der Höhe von Amsterdam setzen wir das Groß im 1. Reff. Ja es bläst heute wieder ordentlich und so fahren wir flott Richtung Marken, um dann westlich nach Edam abzubiegen. Immer wieder treffen wir auf große Felder der Wasserpflanzen. Daher nehmen wir die Segel erst kurz vor der Einfahrt weg, um möglichst keine Pflanzenteile in die Schraube oder Motorkühlung zu bekommen.

Auch an diesem Abend wird unser Deck wieder ordentlich mit Regenwasser gespült!

Am nächsten Morgen geht es auf den Käsemarkt nach Edam. Bei strömendem Regen werden hier die Käselaibe über den Platz getragen. Wolfgang ist etwas enttäuscht, da die „Träger“ keine Holzschuhe tragen. Dies wäre in Verbindung mit Kopfsteinpflaster und Regen sicher ein Spaß;-)

26.-28.07.2023 Lelystad

Wir mogeln uns durch die treibenden Wasserpflanzen ins tiefe Wasser. Alles geht gut, jedoch fahren wir möglichst wenig unter Maschine und setzen sogleich die Segel.

Die Fahrt verläuft flott und bis auf einen kleinen feuchten Gruß von oben bleiben wir verschont.

Lelystad gehört sicher nicht zu den Highlights am Ijsselmeer, jedoch möchten wir der Stadt noch mal eine Change geben. Die Wetterprogose ist weiter schlecht und morgen soll es ganztägig regnen.

Vom Bataviahaven sind es nur wenige Minuten zum Outlet. Wir haben aber beide keine Lust uns den ganzen Tag hier aufzuhalten und so geht es nach dem Frühstück mit dem Bus zum Aviodrom. Hier kann man die gesamte Geschichte der niederländischen Fliegerei erkunden, Simulator fliegen und jede Menge Fluggeräte bestaunen. Etwas müde geht es am Nachmittag erst zurück in die Stadt und weiter zum Outlet. Entgegen der vielen anderen Besucher kaufen wir nichts.

28.-29.07.2023 Enkhuizen

Auch am Morgen regnet es etwas und das wird sich im Laufe des Tages nicht viel ändern.

Seglerisch machen die letzten Meilen noch mal richtig Spaß. Wir segeln im 1.Reff und Genua 2/3 um die 6 Knoten. Das ist für unsere Maxi schon ganz flott:-)

Am Samstagvormittag ist kein Regen gemeldet und daher packen wir schon Samstags alles zusammen und treten die Heimreise an.

Achso. Für Sonntag ist wieder Regen gemeldet – uns wundert es nicht mehr…

Decksdurchführungen – aber richtig?

Hand aufs Herz. Kein Eigner macht es wirklich -Löcher durch das Boot- und insbesondere durch das Deck bohren. Denn meist ist das Deck aus einem Sandwichmaterial, welches sehr „allergisch“ auf Feuchtigkeit reagiert!

Auch wir hatten auf der Decision schon viele Löcher an Bord – insbesondere nachträglich gebohrte, also nicht ab Werk.

Nach und nach hat Wolfgang alle Stecker, Klampen und Durchführungen erneuert. Die von uns gewählte Methode hat sich bewährt und ist mit vertretbarem Aufwand zu erledigen. In diesem Beispiel erneuern wir die Steckdose für den Windanzeiger aber das Prinzip ist grundsätzlich immer gleich.

Die Vorbereitungen

Zuerst muss man sich die richtige Stelle für das „Loch“ aussuchen. Es ist einfacher von oben nach unten zu bohren, jedoch muss man exakt messen wo man „unten“ raus kommt. In unserem Fall ist es einfach, da schon ein Loch vorhanden ist. Das neue Loch sollte mindestens 3 mm größer sein als das Kabel.

Danach muss das Loch von unten gut abgeklebt werden. Wir verwenden meist ein Malertape und als zweite Schicht Racetape. Sollte es wie in unserem Fall noch alte Schraubenlöcher geben. Dann müssen diese aufgebohrt werden. z.B. 5mm tief mit 4mm Bohrer. Danach alles ordentlich entfetten. Aceton oder Entfetter.

Wichtig – gewissenhaft abkleben
alte Schaubenlöcher ausbohren
Harzen

Beim „Harzen“ ist die Vorbereitung mit der wichtigste Schritt. Alles bereitlegen und den Untergrund schützen. (Folie, Pappe etc) Man kann hier klassisches Epoxy verwenden oder auch 5-Minuten-Epoxy. Die Festigkeit von 5-Minuten-Epoxy ist für diesen Zweck ausreichend und man spart einen Tag Trockenzeit. Es empfiehlt sich das Harz leicht anzudicken, da es sonst sehr wässrig ist. Wir verwenden hierzu Microspheres.

Das Mischungsverhältnis muss bei Epoxy exakt eingehalten werden. Andernfalls wir das Harz nicht fest oder bleibt klebrig.

Jetzt werden alle Löcher nach und nach verfüllt. Es empfiehlt sich, vorsichtig im Loch zu stochern um mögliche Luftblasen zu entfernen. Insbesondere bei einem neuen Loch in Verbindung mit einem Schaumkern wird man erstaunt sein, welche Menge Epoxy in dieses kleine Loch passen.

Das neue Loch

Nachdem das Harz komplett ausgetrocknet ist, können wir das neue Loch bohren. Dieses sollte dann mindestens 3mm kleiner als das ursprüngliche sein.

Das Harz hat den Kern gefestigt und bewahrt ihn vor Feuchtigkeit, da das Epoxy eine Sperrschicht ist. Durch das kleinere Loch haben wir quasi eine Hülse erzeugt welche keine direkte Verbindung zum Kern hat.
Die neue Kabeldurchführung

In unserem Fall ist es eine Steckdose für den Windmesser. Es könnte auch eine Kabeldurchführung oder eine Klampe sein. Wir verwenden BUTHYL DICHTBAND und keine Dichtmasse. (siehe https://sy-decision.de/2020/08/16/klappe-zu/https://sy-decision.de/2020/08/16/klappe-zu/) Wir haben mit grau oder weiß die besten Erfahrungen gemacht.

Überschüssiges Material sollte man nach dem Anziehen der Schrauben mit einem scharfen Cuttermesser entfernen/abschneiden. Nicht einfach ziehen, da man sonst das Buthyl quasi unter dem Stecker herauszieht.

Die Schraubenlöcher mit kleinem Bohrer verbohren, damit das Gelcoat nicht ausbricht.

Die Schrauben selbst bekommen unter den Kopf auch noch etwas Dichtband.

Wie macht ihr das bisher?

Schreibt es in die Kommentare-

1. Maitörn mit Freunden und ein Fototermin

Rückblick: Im Spätsommer 2022 gab es eine Umfrage unseres Vorstands der GFK-Klassiker Vereinigung, ob jemand bereit ist, seine Yacht für einen „Testbericht“ zur Verfügung zu stellen. – Wir haben uns gemeldet und kurz darauf auch der Redakteur. Da wir bereits im Oktober aus dem Wasser gehen, konnten wir in 2022 keinen passenden Termin mehr finden.

Die guten Wetteraussichten und das verlängerte Wochenende möchten wir nutzen, um mit Freunden zur Decision zu fahren. Freitagnachmittag starten wir und verbringen viel Zeit mit anderen Verkehrsteilnehmern auf der Autobahn. Wer konnte das auch ahnen;-)

Gemütlich starten wir am Samstag Vormittag nach Lemmer. In der Nacht hatten wir noch ordentlich Wind, jedoch flaut der Nordwind im Laufe des Tages immer mehr ab. In Lemmer geht es durch die alte Schleuse in den Stadthafen. Wir legen uns ins „Päckchen“ und machen uns auf den Weg um „Nahrung“ (Kibbeling) zu suchen, denn in Lemmer gibt es den besten Kibbeling! (rein subjektiv bewertet und von Tanja und Wolfgang mehrfach überprüft;-)) Am Abend verabreden wir uns noch mit Jan (dem Redakteur) für den nächsten Tag in Urk.

Teils unter Segel und teils unter Motor geht es nach Urk. Der Wind hat am Morgen stark abgeflaut und kommt erst gegen Nachmittag kurz vor Urk zurück. Am späten Nachmittag kommt Jan aufs Boot und inspiziert unsere Maxi. Wir halten noch einen Schnack an Bord und er gibt uns noch einige Tipps. Vom den Zustand der Decision ist er recht angetan. Das erfreut uns natürlich sehr!

Am Abend gibt es noch lecker Nudeln und einen sehr speziellen Rotwein 😂 (Insider: Das können wir hier nicht weiter aufführen)

Begleitboot

Montag 09:30 Uhr – kein Wind! Heute Morgen wollten wir noch ein paar Fotos unter Segel machen. Doch leider verweigert sich der Wind:-(

Jan und seine Partnerin umkreisen uns und versuchen möglichst „agile“ Aufnahmen zu machen. Naja das Wetter kann man eben nicht beeinflussen. Letztendlich tuckern wir zurück nach Enkhuizen, denn am 02.Mai dürfen wir alle wieder arbeiten. Total unerwartet fahren mit uns tausende von Fahrzeugen auf der Autobahn Richtung Deutschland…

Eine kleine Auswahl der Bilder aus der Fotosession.

Bildmaterial von Jan Kuffel zur Verfügung gestellt. Vielen Dank 

Fronleichnam 2023 – Happy Ostwind

Fronleichnam mit einem Brückentag und noch einer extra Woche Urlaub liegen vor uns. Das Wetter der vergangen Tage war in den Niederlanden gut durchmischt. Doch nun- Sonne, Wind aus Ost oder NordOst und Temperaturen jenseits der 20°C sind gemeldet! Wir freuen uns ein Loch in den Bauch, denn die Prognose verspricht zudem exzellentes Segeln!

Den Oever
Fischereihafen den Oever

Wir haben uns überlegt mal wieder nach Texel zu fahren, um dort ein paar schöne Tage zu verbringen. Doch zuerst geht es nach Den Oever, damit wir am nächsten Tag mit der passenden Tide nach Texel übersetzen können.

Wir kommen von Enkhuizen aus mit den vorherrschenden NO BFT4 gut voran und erreichen sehr schnell das Fahrwasser vor Den Oever. Hier ist immer etwas Vorsicht geboten, da es westlich davon ein paar flache Stellen gibt. Liegeplatz und die Anmeldung beim Hafenmeister ist schnell erledigt und so geht es zu Fuß noch mal in den Ort und vorbei am Fischereihafen. Hier nehmen wir ein kleines Amstel in einem Café mit Hafenblick und laufen zurück zum Boot.

Die Tide am nächsten Morgen sorgt für ein frühes Aufstehen. Doch das herrliche Wetter entlohnt uns dafür. 5 BFT aus Ost meldet der Wetterbericht.

Wir haben Strom und Wind mit uns und so können wir die meiste Strecke mit der gerefften Genua fahren. Im Texelstrom setzen wir dann auch das Großsegel, um die letzten Meilen nach Oudeschild zu segeln. Der Hafen ist gut gefüllt aber nicht überfüllt und wir bekommen ein sehr schönes Plätzchen. Wie wir später feststellen, ist der Steiger für Boote >9m 😉

Texel

Nach unserer Ankunft gehen wir in Wolfgang Lieblingsgeschäft auf Texel HAVEN 15. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall, denn hier gibt es neben maritimer Kleidung und Segelzubehör auch Fischereibedarf und Berufskleidung. Immer wieder sehenswert: Schäkel in XXXL. Weiter geht es am Nachmittag zum nächsten Pflichtbesuch – die Texel Brauerei. Doch halt! Zuvor schauen wir uns noch den gegenüberliegenden Erdbeerhof an. Hier wandern zwei Gläser Marmelade in unseren Rucksack. Frische Erdbeeren kaufen wir nicht, denn das möchten wir morgen per Rad erledigen. Im Garten der Brauerei werden wir fündig!

Das Frühstück tags drauf ist wunderbar, denn es gibt Nordseekrabben mit Rührei. Mhh lecker. So gestärkt geht es mit den Leihrädern über die Insel. Tanja möchte einen Markt in De Koog besuchen.

Nach einem kleinen Abstecher nach Oost, wo wir uns einen O-Saft gönnen, geht es weiter nach De Koog. Jedoch ist der Markt eine große Enttäuschung. – billige Kleidung und „China-Kram“. Weiter geht es durch die Dünen und den Nationalpark. Es sind viele Radler unterwegs und auf den engen Wegen muss man etwas vorsichtig sein, da nicht alle „Verkehrsteilnehmer“ sicher unterwegs sind. Also kein Stress und die Landschaft genießen!

Den Tag lassen wir an Bord ausklingen.

Wir möchten auf jeden Fall weiter nach Vlieland oder Terschelling. Terschelling ist jedoch laut Waddenhavens.nl recht voll, denn es findet das oerol statt. Das ist ein Musik- und Kleinkunstfestival. Also auf nach Vlieland! Wind und Wetter sind weiterhin sehr stabil mit Sonne satt und Ost bis NordOst 4-5 Bft gemeldet. Von Texel nach Vlieland gibt es drei Hauptwege:

  • Richtung NO durchs Scheurrak Omdraai
  • Über Kornwerderzand und Harlingen. Das ist die Hauptroute
  • Über die Nordsee und das Molengat

Für die erste Option passt der Wind nicht so recht und die Abfahrtszeit liegt am späten Nachmittag. Das ist uns einfach auch zu spät. Warum ist die Abfahrtszeit wichtig? Naja der Scheurrak Omdraai hat bei LAT an der flachsten Stelle (Wattenhoch) 0,4 m. Mit unseren 1,6 m Tiefgang plus Welle und Sicherheit ist das Zeitfenster nicht sehr groß.

Letztendlich wählen wir die Nordsee mit dem Weg über das Molengat. Dieses kennen wir schon aus unserem letztjährigen Törn. Das Gat bietet genug Wasser für uns, um es auch bei Niedrigwasser sicher zu passieren. Der herrschende NO sorgt für eine ruhige See. So wird die Überfahrt zum reinsten Vergnügen und durch die fast vollständig mitlaufende Strömung segeln wir die 44sm in 8 Stunden:-)

Vlieland
mit halben Wind geht es vorbei an Texel
An der NO Ecke von Vlieland geht es dann hart an den Wind

Gegen 15 Uhr laufen wir bei bestem Sommerwetter in den Hafen ein. Es ist immer wieder erstaunlich. „Auf See“ sind wir auch meist im Sommer recht dick angezogen, jedoch sobald man den Hafen erreicht fliegen, die langen Hosen und Pullis unter Deck und T-Shirt und kurze Hose ist unsere Hafenbordkleidung!

Wir verbringen auf Vlieland drei wunderschöne Tage. Dabei erkunden wir die Insel zu Fuß und mit dem Leihrad. Auf der Insel kann man wunderschöne Spaziergänge machen oder mir dem Rad die Dünenwege abfahren. Das kleine Eiland ist außerhalb des Ortes Oost-Vlieland, was übrigens der einzige Ort auf der Insel ist, recht ruhig und man findet einige einsame Stellen. Den Rest unserer Zeit verbringen wir an Bord und chillen etwas. Naja wenn wir nicht damit beschäftigt sind unser Sonnensegel optimal auszurichten;-)

Der frühe Vogel fängt den … oder eben der Wattfahrer. Wir möchten die Strömung für unserer Rückfahrt optimal ausnutzen und so legen wir schon um kurz nach fünf ab. Der Morgen ist schön warm, bei Ost 4Bft. Da lohnt es sich doch so früh aufzustehen, oder? Auf der Rückfahrt nach Harlingen döst Tanja noch etwas unter Deck, während Wolfgang daran Spaß hat zwischen den Schnellfähren, Fischern, Wassertaxis und anderen Segeln im Fahrwasser aufzukreuzen. Man muss schon sehr aufmerksam segeln, da die Fähren doch recht schnell unterwegs sind und das Fahrwasser an manchen Stellen nur wenige hundert Meter breit ist.

Kreupel

Vor Kornwerderzand müssen wir natürlich wieder warten, da die Ampel etwa 150 Meter vor der Durchfahrt durch die Brücke auf „rot“ schaltet. Mit dieser Schleuse werden wir keine „Freunde“ mehr. Aber wir legen uns brav an den Wartedalben und nutzen die Zeit für einen kurzen Snack.

Zurück im Ijsselmeer werden wir schon von den Fliegen empfangen, doch noch herrscht Wind und wir können die letzten Meilen zum Kreupel segeln. Hier fällt nach 45 sm unser Anker für die Nacht.

Leider hat sich wohl Tanja einen kleinen Infekt eingefangen und so in der Nacht etwas mit Magen- und Darmproblemen zu kämpfen.

Am Morgen motoren wir zurück nach Enkhuizen und Wolfgang macht sich auf die Suche nach einer Apotheke. Die Medikamente helfen und Tanja ist schon bald wieder fit.

Wir können uns nicht erinnern, dass wir jemals durchgängig so stabiles und schönes Wetter in den Niederlanden hatten. Dieser Törn bleibt uns sicherlich noch lange in Erinnerung!

Was zum Saisonende noch alles geschah: Überführung, ein erfreulicher Anruf und Winterarbeiten

Es ist der erste Oktober und die Wetterprognosen sind eher mäßig für dieses letzte Segelwochenende. Wir bringen die Decision in das gewohnte Winterlager nach Woudsend. Es ist schon fast zur Routine geworden und doch ist es jedes Jahr wieder anders.

Am Sonntag Morgen werfen wir die Leinen in Andijk los und rauschen nur unter Genau Richtung Lemmer. Der Kurs über Lemmer ist etwas angenehmer, denn auf dem Ijsselmeer steht von gestern noch eine unangenehme Welle. Plötzlich klingelt Tanjas Iphone und es ist der Hafenmeister vom Companieshaven in Enkhuizen. Er bestätigt uns am Telefon, dass wir wieder einen Liegeplatz in Enkhuizen bekommen. Die Freude ist groß! Zwar bekommen wir nicht mehr unseren alten J2 zurück aber B10 liegt zumindest sehr sehr zentral.

Wir haben irgendwie, nachdem wir gefühlt eine Ewigkeit an der Schleuse in Lemmer gewartet haben, keine Lust mehr weiter zu fahren. So beschließen wir mal den Hafen „Lemmer binnen“ auszuprobieren. Wir kochen und machen uns an Bord einen gemütlichen Abend. Am Montag, bei Sonnenaufgang, geht es dann die letzten Meilen nach Woudsend.

In Woudsend angekommen laden wir aus, räumen auf und schlagen die Segel ab. Das geht inzwischen alles recht fix von der Hand und irgendwann ist das Auto auch schon voll. Das war’s – Saisonende – und wir fahren nach Hause

Zeitsprung: Es ist Ende November und inzwischen steht die Decision in der Halle. Wolfgang macht sich auf denWeg nach Woudsend , jedoch dieses mal etwas entschleunigt per E-Mobil.

Es stehen einige Arbeiten an, welche wir gerne im Winter erledigen, um im Frühjahr „entspannt“ starten zu können. Der Luxus eines Hallenplatztes macht uns hierzu auch noch komplett wetterunabhängig.

Rumpf versiegeln

Wir nutzen nun schon seit drei oder vier Jahren die Produkte von Dulon. Einmal im Jahr wird der Rumpf gereinigt und versiegelt. Man braucht etwas Übung und Geduld bei der Anwendung des zweikomponentigen Mittels, jedoch ist das Ergebnis überzeugend und der Schmutz bleibt die restliche Saison fern.

Kleiner Anwendungstipp: Dulon 1 auftragen und vollständig trocknen lassen. Nichts machen! Dann erst Dulon 2 auftragen und vollständig trocknen lassen! Das kann bei niedrigen Temperaturen etwas dauern. Immer ein sauberes Tuch zum Polieren bzw. Abwischen verwenden. Viel Erfolg!

Winschen warten

Auch das Zerlegen der Wischen macht Wolfgang gern an Land, denn wir haben schon zu viele „Dinge“ im Hafenbecken versenkt und diese Gefahr besteht an Land einfach nicht. Ja wir sind im Versenken zwischenzeitlich wahre Experten„;-) Wir verwenden zum Reinigen Surfasolve. Geniales Mittel, sehr sparsam im Gebrauch, da es nicht verschmutzt, den der Schmutz löst sich nicht auf sondern trennt sich am Boden ab. Danach verwenden wir Fett (Gear Grease) und Öl (Racelube) von Lewmar. Auf die Sperrklinken sollte man kein Fett geben. Hier reichen zwei Tropfen Öl. Da man nur sehr wenig benötigt, ist der relativ hohe Preis durchaus gerechtfertigt.

Halter für den Pinnenpiloten

Rückblick: Wolfgang hatte für den neuen PiPi eine Halterung bzw. Erhöhung (aus Eiche) gebaut, damit der Pipi schön waagerecht zur Pinne liegt. Leider hat der erste Versuch der Konstruktion sich als nicht so stabil herausgestellt und wir mussten während unserer Auszeit das „Teil“ etwas modifizieren. Nicht schön aber zumindest haltbar für diese Zeit. Zwischenzeitlich haben wir dazu gelernt und die neue Erhöhung ist aus Teak gebaut und direkt verbolzt.

Die drei Arbeitstage in Woudsend gehen schnell vorbei, da die Tage doch schon deutlich kürzer sind und damit auch die nutzbare Zeit.

Wir wünschen allen Lesern eine schöne ruhige Winterzeit.

cu Tanja&Wolfgang

SY Decision