16.06.2024 Anreise nach North Shields
Wir sitzen im ersten Shuttlebus des Best-Western Airport Hotels auf dem Weg nach Schiphol. Die Fahrt in dem ehemaligen italienischen Linienbus (noch gut an der ursprünglichen Beschilderung zu erkennen) dauert etwa 20 Minuten. Gepäckabgabe und Sicherheitskontrolle laufen reibungslos und so haben wir noch genug Zeit, um uns noch ein Frühstück zu gönnen.
Die Decision liegt nun seit gut vier Wochen in North Shields und immer wieder haben wir uns die Frage gestellt, ob alles ok ist. Doch die Sorge war vollkommen unbegründet, denn als wir am Steg ankommen, liegt sie exakt so wie wir sie verlassen haben. Außen recht sauber (der Regen hat wohl ordentlich gespült) und innen schön trocken. Wir verstauen unser Gepäck und machen einen einstündigen Spaziergang zu Tesco, denn unser Kühlschrank ist leer und frische Lebensmittel sind auch nicht mehr an Bord. Mit vollen Taschen bestellen wir uns einen Uber zurück zum Hafen.
17.-18.06.2024 Amble und Coquet (27sm)
Um 05:30 Uhr funkt Tanja die Royal Quays Marina an und bittet um Schleusung. Prompt meldet sich der diensthabende Hafenmeister und gibt uns grünes Licht. Die Royal Quays Marina und viele andere Marinas/Hafen sind in England 24/7 besetzt. Für uns ist dies etwas ungewohnt, jedoch in Bezug auf dieses anspruchsvolle Revier sehr angenehm.
Die Schleusentore öffnen sich, wir winken dem Hafenmeister zu und nehmen Kurs Richtung Nordsee. Danke Royal Quays Marina wir haben uns hier wohl- und sehr gut aufgehoben gefühlt.
Bis Blyth, das ist etwa die halbe Stecke bis nach Amble, können wir segeln. Danach lässt uns der Wind etwas im Stich und wir fallen unter 3 kn Fahrt. Dies bedeutet wir müssen leider den Motor starten. Doch warum diese Eile? Wir sind doch im Urlaub? Die Regeln machen nicht wir, sondern dieses besondere Revier. In Amble gibt es ein „Tidal Cill Access“. Das ist eine künstlich aufgeschüttete Barre vor dem Hafen. Nur wenige Meter breit verhindert diese das „Austrocknen“ des Hafens bei Niedrigwasser. Wir mit unseren 1,60 m Tiefgang haben daher ein Zeitfenster von etwa +- 2Std zu HW. Da wir fast Spring haben sind wir hier sehr konservativ unterwegs. Unser verwendeter Revierführer „Imray Cooks Country“ ist über die gesamte Reise eine verlässliche Informationsquelle. Bei der Einfahrt in Amble sollte man sehr dicht an der Seebrücke bleiben. Ein kleines Schild gibt hierzu Auskunft.
Wie in Großbritannien üblich, melden wir uns beim Hafenmeister an und werden direkt an der Tankstelle erwartet. Nach dem Auftanken bekommen wir einen sehr schönen Liegeplatz mit Blick auf den River Coquet.
Landgang
Das frühe Aufstehen hat durchaus auch einige Vorteile, denn durch unsere frühe Ankunft können wir noch eine schöne Wanderung zum Warkworth Castle machen.
An unserem zweiten Amble-Tag fahren wir zur Insel Coquet, um dort vor allem Papageitaucher (Puffins) zu sehen. Der Zutritt zur Insel selbst ist nicht möglich, jedoch kann man vom Boot aus die Tiere schön beobachten. Ein tolles Erlebnis.
19.06.2024 Holprige Farne Islands (20sm)
Vor dem Mittagshochwasser legen wir in Amble ab mit den Ziel der Inner Farne Island. Das ist eine Inselgruppe, welche nur etwa 2 sm vor der Küste liegt. Es gibt dort diverse Ankermöglichkeiten , jedoch haben wir tagsüber Westwind welcher am Abend auf Süd drehen soll. Keine Bucht ist dafür ideal geeignet und so entscheiden wir uns für die Newbiggin Bush. Diese ist zumindest bei West am besten geschützt. Zeitlich sind wir heute flexibel und so können wir die gesamte Strecke gemütlich unter Segel zurücklegen. Gegen 19 Uhr treffen wir in der Bucht ein.
Die Landschaft ist wunderschön und die tausenden von Seevögeln geben eine enorme akustische Kulisse. Leider sind die Tiere auch sehr deutlich zu riechen. Das ist aber gar nicht unser „Problem“. Zuerst müssen wir eine geeignete Stelle zum Ankern finden. Die Bucht wirkt in Realität deutlich offener als in der Seekarte ersichtlich. So ziehen wir einige Kreise, um die richtige Position und Wassertiefe zu finden. Letztendlich fällt der Anker und hält. Das sind gleich mehre Premieren auf einmal: das erste mal Nordsee ankern, das erste mal ankern in UK und das erste mal in einem echten Tidenrevier. So stellen wir den Ankeralarm entsprechend ein und legen uns die Zeiten der Stromkenterung parat, da in einem Tidenrevier die Strömung und der Wind die Zugrichtung zum Anker bestimmt. Ändert sich eine Faktor muss sich der Anker ggf. neu eingraben.
So wunderschön die Landschaft und die Natur hier ist, beschäftigt uns die offene Bucht nach Süden heute Nacht noch sehr. Der Wind dreht wie erwartet nach Süd und der Schwell läuft in die Bucht. Wir werden die ganze Nacht ordentlich durchgerüttelt. Schlafen ist nur bedingt möglich und am Morgen sind wir beide doch recht groggy.
20.-21.06.2024 Eyemouth (25 sm)
Warum fahren wir eigentlich nicht nachts? Diese Frage haben sich wahrscheinlich einige von euch schon gestellt. Die Begründung sind diese lustigen „Kollegen“. – Fischerbojen. Diese beiden bunten Bojen sind miteinander verbunden und unten hängt eine Reuse oder ähnliches dran. Diese Dinger liegen entlang der gesamten Küste. Teilweise 20 sm von der Küste entfernt und noch in 50 m Wassertiefe. So eine Teil möchten wir nachts nicht fangen oder gar in die laufende Schraube bekommen.
Auch die Einfahrt nach Eyemouth nehmen wir zu Hochwasser und legen uns in an den Besuchersteg. Der volluniformierte Hafenmeister nimmt die Leinen entgegen und begrüßt uns. Wir sind das vierte Boot am Steg und maximal acht Boote können hier im Päckchen liegen.
Wir sind nun offiziell in Schottland angekommen. Hier möchten wir zwei Tage bleiben und uns überlegen, wie die Reise weitergeht. Wenn wir weiter nach Edinburgh fahren, müssen wir mindesten einmal ankern.
In den kommenden Tagen sind östliche Winde gemeldet was das Ankern, zumindest für uns, erschwert. Es gibt im Grunde keine Buch, welche Schutz nach Osten bietet.
Die Landschaft hier im Süden Schottlands ist schier überwältigend. Schroffe Felsen und grünes Land. Jede Bucht hat ihre eigenen Facetten. Auch das Örtchen Eyemouth selbst hat einen wunderbaren urbanen Charme.
Gleich am Nachmittag machen wir uns auf um ein Stück des Coastal Path zu gehen.
St. Abbs
Im Hafenbecken gibt es eine blinde Kegelrobbe mit dem Namen Lady (Quelle:). Sie ernährt sich wohl hauptsächlich von Fischresten welche die Fischer über Bord spülen. Bis spät Abends kann man dem „Jagen“ zusehen und einige Angler halten auch ein paar Leckerbissen für die Dame bereit.
Am Freitag starten wir eine Wanderung auf der Nordroute des Küstenweges nach St. Abbs. Der Weg führt immer wieder auf und ab entlang der Küste und belohnt mit wunderschöner Landschaft. Mal läuft man auf einem Pfad oben entlang der Klippe und mal geht es entlang des Strandes. St. Abbs selbst ist das ideale Postkartenmotiv – auch die Fotographen von GEO und & Co hätten hier ihre wahre Freude.
Angekommen nehmen wir im einzigen Restaurant ein kleines Mittagessen zu uns. Das Restaurant ist gut besucht und wir wundern uns, wo die ganzen Menschen herkommen, denn unterwegs trifft man nicht viele.
Gestärkt geht es ins örtliche Museum, welches uns gut gefällt und einiges über die harte Geschichte dieses kleinen Ortes verrät. Auch dieses Museum ist grundsätzlich kostenlos, jedoch darf man donatieren, dem wir auch nachkommen.
Eigentlich steht noch St. Abbs Head auf dem heutigen Plan. Ein Naturschutzgebiet mit langen Rundwegen. Unsere Füße sind aber schon recht müde und daher laufen wir nur etwa ein Viertel des Weges und kehren um, um dann den Bus nach Eymouth zu nehmen. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe im örtlichen Supermarkt und machen uns über die Planung der weiteren Reise Gedanken. Doch das erfahrt ihr im nächsten Teil unserer Reise an die Nordostküste Englands.