Turbulente Rückkehr

22.06.2024 Low Newton by the sea

Wir wälzen Seekarten, Revierführer und Wetterberichte, um eine Entscheidung bezüglich der weiteren Reiseziele herbeizuführen. – Am Ende sind wir uns einig, nicht weiter nach Norden bzw. nach Edinburgh zu segeln. Was hat zu dieser Entscheidung geführt? Der Hauptgrund ist fehlende Zeit. Wir brauchen mindestens zwei Tage hin und wieder zwei zurück. Ein Tag Edinburgh selbst bedeutet mindestens fünf Tage, wenn das Wetter mitspielt.

Alternativ möchten wir in Lindisfarne ankern. Jedoch ist für die kommende Nacht ein strammer SüdWest gemeldet und wir möchten keine weitere Nacht à la Inner Farne. So fällt die Wahl auf eine wunderschöne Bucht bei Low Newton by the sea.

Warum haben wir immer dicke Jacken und Mützen auf? Bisher hatten wir keinen nennenswerten Niederschlag und die Sonne lässt sich auch meist blicken. ABER insbesondere auf dem Wasser ist es echt kalt und es fühlt sich so gar nicht nach Sommer an;-)

Kurs Süd

Unsere Liegeplatznachbarn sind schon früh aktiv, denn sie möchten weiter Richtung Norden und haben einen großen Schlag vor sich. Wir legen um 07 Uhr als letztes Boot in Eyemouth ab und tuckern aus dem Hafen. Auch bei der Ausfahrt sollte man die Peilungen beachten, da es hier unmarkierte Steine unter Wasser gibt.

Zunächst unter Motor aber schon bald unter Vollzeug geht es bei 3 Bft SW gut voran. Wir haben einen perfekten Segeltag. OK, es könnte 10°C wärmer sein.

In Low Newton by the sea angekommen halten wir uns exakt an die im Revierführer angegeben Peilungen um den Ankerplatz zu erreichen. Wolfgang bereitet den Anker vor, wir berechnen die gewünschte Wassertiefe (zu diesem Zeitpunkt fällt das Wasser noch gut 3 m) und lassen den Anker zu Boden. Mist! Wir haben eine Boje gefischt! Neuer Versuch. Der Anker fällt, wir stecken Kette und der Anker rutscht über den Boden. Immer wieder holen wir den Anker samt 30m Kette nach oben. Die Kräfte lassen nach und erst nach dem fünften Versuch hält der Anker im Sand. Zuvor haben wir wohl eine der vielen Steinplatte erwischt.

Zu all dem kommen noch zwei englische Segler in die Bucht, werfen ganz entspannt ihrer Anker und sind direkt fest. Wir staunen nicht schlecht.

Nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen haben und unser wohlverdientes Ankerbier genossen haben, pusten wir noch unseren neuen Tender auf. All unsere Fahrzeuge haben Namen und so bekommt auch unser Dinghy einen. -„Witte Wal(vis)“-

Der Wind legt nun ordentlich zu und wir entscheiden, erst am nächsten Tag an Land zu fahren. Die langen Tage machen einen doch recht müde, denn meist sind wir ab 04:30 Uhr wach und so geht es dann oft schon vor 22 Uhr wieder Richtung Koje.

Music: Bensound
License code: GCCEBE3F160YSRQA
23.06.2024 Sunderland

Am Morgen montieren wir den Motor am Witte Wal(vis) und knattern beide Richtung Strand. Die Fahrt macht uns beiden Spaß, jedoch wird Tanja dabei etwas schlecht. Wir erkunden etwas den Strand und beobachten „Einheimische“ die sich in die kalten Fluten der Nordsee stürzen.

Zurück am Boot verpacken und sichern wir wieder alles. Das geht erstaunlich gut auf der Maxi84. Den Witte Wal(vis) hätten wir schon gut in Schweden gebrauchen können, geht uns beim Zusammenpacken durch den Kopf.

Das Lichten des Ankers geht problemlos und so manövrieren wir vorsichtig aus der Ankerbucht. Der Wind ist etwas schwächer als gestern aber wir können trotzdem die gesamte Strecke nach Sunderland segeln. Sunderland können wir tidenunabhängig anlaufen und so haben wir auch keine Eile. Den Liegeplatz haben wir natürlich vorbildlich vorab reserviert und auch dieser Hafen ist 24/7 besetzt.

Wir laufen um 19:30 Uhr durch die großen Breakwater des River Wear Richtung Marina. Wie überall hier an der Küste sind eine Menge Angler mit ihren kleinen Motorbooten unterwegs oder stehen an den Ufern und bringen ihre Angeln aus. Wir möchten auf jeden Fall vermeiden, eine Angelschnur in das Saildrive zu bekommen und sind daher sehr achtsam.

Sogleich machen wir uns auf Richtung Roker Strand, um uns noch etwas die Beine zu vertreten und den schönen Abend zu genießen.

Hier tobt das Leben. Alle sind irgendwie am Feiern, Grillen oder zumindest am Trinken. Wir fallen auch sichtlich mit unseren langen Klamotten auf, denn die Engländer sind durchwegs sehr leicht bekleidet unterwegs.

Durham

Heute wagen wir es nochmal. Wir möchten den öffentlichen Nahverkehr nutzen und nach Durham fahren. Google zeigt uns Verbindungen von gut einer Stunde an, jedoch müssen wir mehrfach das Verkehrsmittel wechseln. Unser Zeitplan wird schon bei der ersten Busverbindung „zerstört“! Der Bus kommt fast eine viertel Stunde später und so bekommen wir den Anschluss nicht mehr. Ohh jee England und die Öffis. Nach mehrfachem Umplanen erreichen wir nach zwei Stunden Durham.

Doch bereits bei der Ankunft wissen wir, dass sich die Reise gelohnt hat. Die Stadt am River Wear wirkt schon fast etwas kitschig schön. Wir spazieren entlang des Flusses und später hoch zur Kathedrale. Bevor wir wieder die Rückreise antreten, entdecken wir noch ein kleines Café in einer Seitengasse. Dem Kuchenangebot können wir nicht widerstehen.

25.06.2024 Seaham (7 sm)

Um vier Uhr schälen wir uns noch etwas müde aus der Koje. Draußen ist es taghell und die Sonne scheint. Wir haben heute nur einen kurzen Schlag nach Seaham vor uns, jedoch hat die Marina ein sogenanntes „Dock Gate“. Dieses wird nur eine gewisse Zeit rund um Hochwasser geöffnet und verhindert das das Wasser aus der Marina läuft. Der Hafen selbst kann für Boote bis 1,8 m Tiefgang genutzt werden.

Um zwanzig nach sechs sind wir am Maxi-Steg fest. (Schaut mal auf das Logo an der Klampe:-))

Während wir unser Frühstück vorbereiten, kommt der Hafenmeister vorbei und übergibt uns die Schlüssel für die Marina und Toiletten. Sogar eine Begrüßungsmappe mit allen Details zum Hafen bekommen wir. Dort sind auch nautische Informationen zur Ansteuerung enthalten. Tolle Sache, jedoch kommen die Infos für die meisten Gäste wohl zu spät.

Wir beobachten noch, wie sich das Gate schließt und machen uns danach auf zum nahegelegenen Aldi. Mit dem Einkaufwagen können wir die Sachen direkt zum Boot fahren. Das spart uns eine Menge Schlepperei.

Am Nachmittag steht noch ein Pubbesuch an. So machen wir uns auf den Weg in die Stadt um nach einer geeigneten Lokalität zu suchen. Doch die einen haben zu und die anderen sind uns zu schmuddelig. Auf den Abend können wir auch nicht warten, denn da ist ein EM-Fußballspiel, welches alle Pubs ausstrahlen.

Am Ende landen wir wieder auf der Decision und trinken dort – viel gemütlicher als im Pub – ein Gläschen Wein.

26-28.06.2024 Whitby (42 sm)

Bei unsere Abfahrt um 06 Uhr haben wir noch „dicke Suppe“ – Nebel. So müssen wir in der Hafeneinfahrt acht geben, da auch bei Nebel schon einige Angler unterwegs sind. Bald lichtet sich der Nebel und mit Amwindkurs kommen wir gut voran.

Am späten Vormittag machen wir die erste Wende und stampfen uns bei Welle und wenig Wind fest. Also Segel runter und Motor an. – Doch nun kentert auch noch der Strom und so stampfen wir teilweise bei unter einem Knoten Fahrt in der Welle. Die Stimmung ist etwas angespannt, denn wir möchten gerne Whitby noch erreichen und nicht nach Hartelepool ablaufen.

Zu unserem Glück kommt wieder etwas Wind zurück und wir können die letzten 25 sm bis Whitby aufkreuzen. Das geht erstaunlich gut, jedoch müssen wir darauf achten, immer genug Fahrt im Boot zu lassen. Gegen 18:30 Uhr sehen wir die Abby von Whitby vor uns auf dem Felsen liegen. Bals schon sehen wir die mächtige Pier, welche uns die Einfahrt zeigt. Tanja funkt Port Control an und bekommt promt die Freigabe zum Einlaufen. Auch zur nächsten Öffnung der Brücke kommen wir gerade rechtzeitig.

Die Stadt ist uns von Anfang an sympathisch und wir sind froh, dass wir nicht nach Hartlepool geflüchtet sind.

Nach einem Happen zum Abendessen machen wir uns sogleich auf, um die Stadt zu erkunden. Der Abend ist schön und fast sommerlich. Wir genießen den Sonnenuntergang auf der Pier.

Erkunden und Entdecken

Die nächsten zwei Tage ist ordentlich Südwind gemeldet und wir haben keine Lust, weiter nach Scarborough zu bolzen. In Whitby gibt es jede Menge zu sehen und zu entdecken und es wäre wirklich schade, diesen schönen Ort wieder zu verlassen.

Bei milden Temperaturen geht es hinauf zu den 199 Abby steps. Von dort aus hat man einen wunderbaren Aussicht über die Stadt und die Mündung des Esk. Hoch oben auf den Klippen hat man einen fanatischen Blick auf die Abby. Man kann sich gut vorstellen, wie dieses imposante Bauwerk auf Seefahrer vor rund 800 Jahren gewirkt hat.

Von der Abby aus gelangt man an einen Pfad entlang der Küste. Diesen gehen wir ein Stück und genießen die Aussicht und den ersten sommerlichen Tag in diesem Urlaub.

Da kommt uns die lokale Brauerei doch gerade recht. Quasi als Ersatz für den gescheiterten Pubbesuch in Seaham, nutzen wir die Gelegenheit, an der frischen Luft die regionale Spezialität zu genießen.

Weiter geht es über den breiten Sandstrand zurück ins Zentrum. Dort besuchen wir noch die Station der RNLI Whitby mit angeschlossenem Museum und Shop. Egal welches Land wir bisher per Boot besucht haben sind wir immer wieder fasziniert, über die Arbeit dieser Menschen. Auch wenn wir persönlich noch keine Hilfe gebraucht haben, sind wir doch froh, dass es diese Organisationen gibt!

Abreisetag

Heute Morgen bläst der Wind noch sehr kräftig, doch die Prognose zeigt uns, dass sich am Abend der Wind legt und die nächsten zwei Tage mit östlichen bis südöstlichen Wind zu rechnen ist. Daher werden wir heute Abend zur ersten Öffnung der Brücke Whitby verlassen und die Rückreise nach Holland antreten.

Als Zielhafen streben wir nicht Den Helder an sondern etwas südlich Ijmuiden. Ijmuiden ist zwar rund 20 sm weiter, jedoch hat es den Vorteil, dass er ohne ein Seegat zu jeder Tages- und Nachtzeit angelaufen werden kann. Die Einfahrt ist riesig und in der Nacht sehr gut befeuert.

Diesen Eyecatcher (Foto links) haben wir im Hafen Whity entdeckt. Es ist nicht das vergammelte Schiff sondern vielmehr das angebrachte Schild was zur allgemeinen Verwunderung beiträgt.

Wir machen heute noch mal einen Bummel durch die Stadt, klaren das Boot für die Fahrt auf, Tanja bereitet Essen vor und Wolfgang holt noch mal 20 Liter Diesel von der Autotankstelle. Eine Bootstankstelle gibt es hier nicht und Diesel kann erst ab 300 Liter zu Boot bestellt werden. Nach dem Abendessen geben wir die Schlüssel ab und werfen unsere letztes Geld in die Spendenbox der RLNI.

29.06.-01.07.2024 Überfahrt nach Ijmuiden

Um 20:15 heißt es Leinen los und wir tuckern langsam zur Brücke, welche sich pünktlich um 20:30 Uhr für uns öffnet. Whitby strahlt an diesem Abend leuchtend gelb. Der Ort hat uns wirklich sehr gut gefallen und gerne wären wir noch ein, zwei Tage geblieben, doch die Wetterprognose für die nächste Woche sieht übel auf.

Lange segeln wir noch parallel zur englischen Küste und müssen höllisch vor den Fischerfähnchen aufpassen.

Um etwa 01:30 Uhr kommen uns Delphine besuchen. Es sind mehrere Tiere und sie schwimmen einige Zeit um uns herum. Immer wieder hören wir das laute Schnaufen der Tiere.

Bis in den Vormittag können wir gut segeln und müssen dann aber die Maschine starten um genügend Fahrt im Boot zu behalten. Da unser Kurs etwas südlicher verläuft als bei der Hinfahrt, brauchen wir zwar keine VTGs zu queren doch müssen wir uns durch dutzende Gasfelder schlängeln. Teilweise sind diese auch schon inaktiv und nur schwach befeuert. In der Seekarte sind aber alle gut erkennbar.

Geruch macht sich breit

30.06.2024 01 Uhr: Wolfgang macht sich nach einer kurzen Schlafpause gerade wieder fertig, da bemerkt er einen Geruch. Wir können zunächst beide nicht zuordnen wo dies herkommt. Nach längerer Suche steht es fest, die Starterbatterie ist heiß und „kocht“. So ein Mist! Wir müssen den Motor abschalten damit sie sich abkühlen kann. Doch die Situation dafür ist gerade nicht günstig, denn wir haben null Wind und befinden uns noch gut 30 sm in der Nähe zu Gasfeldern. Wir entscheiden, den Motor bis kurz vor 07 Uhr laufen zu lassen.

dgdgd

Der Wind kommt wieder und wir kommen langsam unter Segel weiter. Die Stimmung ist allerdings im Keller, da wir beide nicht wissen, ob der gute Sole wieder anspringt.

Schon in der Dämmerung erreichen wir das Ankerfeld vor Ijmuden und zwischenzeitlich hat der Wind auf 20 kn aufgefrischt. Mit teilweise 6,5 kn laufen wir Richtung Ijmuiden.

Wir möchten den Motor so spät wie möglich starten und daher segeln wir bis wir nordöstlich der Einfahrt sind, jedoch noch außerhalb der Betonnung um nicht mit den Fähren, Fischer und Pilots zu kollidieren.

Der kleine chinesische Retter in der Not

Wolfgang dreht am Schlüssel und nichts oder besser fast nichts passiert. Die Tankanzeige geht noch an aber unser Anlasser macht kein Mucks. Und noch mal Mist! Ok -Ruhe bewahren-! Wir laufen, nur unter Genua, erst mal nach Norden ab. Wolfgang hat unsere kleine chinesische Powerbank mit Starthilfefunktion (Danke an Marcus F. für diesen Tipp) schon für diesen Fall bereit gelegt. Wolfgang fummelt die Klemmen an die Batterie und Tanja versucht den Motor zu starten. 1. Versuch: Der Anlasser dreht langsam springt aber nicht an. 2. Versuch: länger drehen lassen. Zuckt kurz und aus. 3 Versuch. Halbgas und noch länger drehen – Er läuft. Puhh, sind wir erleichtert.

Jetzt ist noch eine Stunde Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert, um uns alle heile in die Marina Ijmuiden zu bringen. In dieser Nacht ist einiges an Schiffsverkehr unterwegs und so müssen wir gut aufpassen. Es ist gar nicht so einfach, die richtigen Tonnen im Lichtermeer erkennen. Letztendlich biegen wir um 01 Uhr Ortszeit in die Marina ein. Dort müssen wir feststellen, dass der M Steiger (ein langer Längssteiger für Gäste) nicht mehr existiert. Also suchen wir eine Box und brauchen aufgrund der Strömung im Becken aber drei Anläufe bis wir fest sind. Um 01:25 Uhr drehen wir den Schlüssel in die andere Richtung uns schalten die Maschine ab!

Wir sind beide über den Ausgang dieses kleinen Abenteuers sehr froh, jedoch sind wir noch sehr aufgedreht. Wir sitzen noch zwei Stunden unter Deck und gönnen uns einen guten Port.

01.07.2024 Ijmuiden und die Batteri

Die Nacht war etwas kurz, doch um 10 Uhr sitzen wir frisch geduscht am Frühstückstisch. Wir brauchen eine neue Batterie und gehen die möglichen Optionen durch. Option A: Wir könnten eine neue Batterie online bestellen und ans Hafenbüro liefern lassen. Option B: Wir schauen vor Ort ob einer der Betriebe eine auf Lager hat oder „C“ wir fahren zum nächsten Shop. Mit Option A können wir uns letztendlich nicht anfreunden, da wir ggf. mehrere Tage hier festhängen.

Wir machen uns auf den Weg nach Zaandam und holen dort eine günstige Starterbatterie in einem Yachtzubehörladen. Unterwegs gönnen wir uns noch einen lekker Kaffee in Zaandam.

Zurück an Bord machen wir uns sogleich auf, die Batterie in Betrieb zu nehmen.

Also alte raus und neue rein. Ahh nee die neue ist etwas zu niedrig und so passen die Polklemmen nicht mehr drauf!Kurzum zaubert Wolfgang eine Kantholz aus der Backskiste und sägt es passend zurecht. Wir drehen am Schlüssel und…

Zufrieden mit dem Ergebnis machen wir uns auf zum nahegelegenen Chinesen! Quasi passend zu unserem kleinen Helfer und werden auch hier nicht enttäuscht!

02.07.2024 Almere Poort

Regen und graue Suppe ist heute angesagt. Die ersten Regenschauer am Morgen haben wir noch ausgesessen. Um 11 Uhr machen wir uns jedoch auf den Weg durch den Nordseekanal nach Almere. Nach Oranjesluizen können wir die Segel setzen und kommen flott voran.

In Almeere Port waren wir zuletzt 2017. Hier hat sich seit dem einiges verändert und so machen wir uns – wie auch damals – auf, die Stadt zu erkunden. Wir möchten dem Bistro von damals nochmals einen Besuch abstatten. Anhand der Geo-Informationen eines Fotos machen wir uns auf die Suche. Pech – heute steht an der Stelle des Bistros ein Wohnhaus!

03.- 06.07.2024 Enkhuizen und Umgebung

Regen und Starkwind bis 30 kn sind in den nächsten Tagen gemeldet. Daher beschließen, wir schon heute zurück nach Enkhuizen zu fahren. Bei gut 5 Bft aus SW kommen wir flott voran, jedoch könnten wir gut auf den Regen verzichten;-)

Um 15:45 Uhr machen wir nach rund 800 sm und zwei Monaten wieder in Enkhuizen fest!

Es war eins spannender und sehr erfahrungsreicher Törn. Nautisch nicht vergleichbar mit dem, was wir bisher ersegelt haben, in einer fantastischen ruhigen und unter Freizeitseglern recht unbekannten Landschaft. Auf dieser Reise durften wir viele Seevögel, Delphine und Wale beobachten. Wir haben hunderte von Fotos gemacht und noch mehr Eindrücke in unserem Kopf gespeichert.

Unsere Route könnt hier hier auf Spotwalla anschauen:

Kurs Nord

16.06.2024 Anreise nach North Shields

Wir sitzen im ersten Shuttlebus des Best-Western Airport Hotels auf dem Weg nach Schiphol. Die Fahrt in dem ehemaligen italienischen Linienbus (noch gut an der ursprünglichen Beschilderung zu erkennen) dauert etwa 20 Minuten. Gepäckabgabe und Sicherheitskontrolle laufen reibungslos und so haben wir noch genug Zeit, um uns noch ein Frühstück zu gönnen.

Die Decision liegt nun seit gut vier Wochen in North Shields und immer wieder haben wir uns die Frage gestellt, ob alles ok ist. Doch die Sorge war vollkommen unbegründet, denn als wir am Steg ankommen, liegt sie exakt so wie wir sie verlassen haben. Außen recht sauber (der Regen hat wohl ordentlich gespült) und innen schön trocken. Wir verstauen unser Gepäck und machen einen einstündigen Spaziergang zu Tesco, denn unser Kühlschrank ist leer und frische Lebensmittel sind auch nicht mehr an Bord. Mit vollen Taschen bestellen wir uns einen Uber zurück zum Hafen.

17.-18.06.2024 Amble und Coquet (27sm)

Um 05:30 Uhr funkt Tanja die Royal Quays Marina an und bittet um Schleusung. Prompt meldet sich der diensthabende Hafenmeister und gibt uns grünes Licht. Die Royal Quays Marina und viele andere Marinas/Hafen sind in England 24/7 besetzt. Für uns ist dies etwas ungewohnt, jedoch in Bezug auf dieses anspruchsvolle Revier sehr angenehm.

Die Schleusentore öffnen sich, wir winken dem Hafenmeister zu und nehmen Kurs Richtung Nordsee. Danke Royal Quays Marina wir haben uns hier wohl- und sehr gut aufgehoben gefühlt.

Bis Blyth, das ist etwa die halbe Stecke bis nach Amble, können wir segeln. Danach lässt uns der Wind etwas im Stich und wir fallen unter 3 kn Fahrt. Dies bedeutet wir müssen leider den Motor starten. Doch warum diese Eile? Wir sind doch im Urlaub? Die Regeln machen nicht wir, sondern dieses besondere Revier. In Amble gibt es ein „Tidal Cill Access“. Das ist eine künstlich aufgeschüttete Barre vor dem Hafen. Nur wenige Meter breit verhindert diese das „Austrocknen“ des Hafens bei Niedrigwasser. Wir mit unseren 1,60 m Tiefgang haben daher ein Zeitfenster von etwa +- 2Std zu HW. Da wir fast Spring haben sind wir hier sehr konservativ unterwegs. Unser verwendeter Revierführer „Imray Cooks Country“ ist über die gesamte Reise eine verlässliche Informationsquelle. Bei der Einfahrt in Amble sollte man sehr dicht an der Seebrücke bleiben. Ein kleines Schild gibt hierzu Auskunft.

Wie in Großbritannien üblich, melden wir uns beim Hafenmeister an und werden direkt an der Tankstelle erwartet. Nach dem Auftanken bekommen wir einen sehr schönen Liegeplatz mit Blick auf den River Coquet.

Landgang

Das frühe Aufstehen hat durchaus auch einige Vorteile, denn durch unsere frühe Ankunft können wir noch eine schöne Wanderung zum Warkworth Castle machen.

An unserem zweiten Amble-Tag fahren wir zur Insel Coquet, um dort vor allem Papageitaucher (Puffins) zu sehen. Der Zutritt zur Insel selbst ist nicht möglich, jedoch kann man vom Boot aus die Tiere schön beobachten. Ein tolles Erlebnis.

19.06.2024 Holprige Farne Islands (20sm)

Vor dem Mittagshochwasser legen wir in Amble ab mit den Ziel der Inner Farne Island. Das ist eine Inselgruppe, welche nur etwa 2 sm vor der Küste liegt. Es gibt dort diverse Ankermöglichkeiten , jedoch haben wir tagsüber Westwind welcher am Abend auf Süd drehen soll. Keine Bucht ist dafür ideal geeignet und so entscheiden wir uns für die Newbiggin Bush. Diese ist zumindest bei West am besten geschützt. Zeitlich sind wir heute flexibel und so können wir die gesamte Strecke gemütlich unter Segel zurücklegen. Gegen 19 Uhr treffen wir in der Bucht ein.

Die Landschaft ist wunderschön und die tausenden von Seevögeln geben eine enorme akustische Kulisse. Leider sind die Tiere auch sehr deutlich zu riechen. Das ist aber gar nicht unser „Problem“. Zuerst müssen wir eine geeignete Stelle zum Ankern finden. Die Bucht wirkt in Realität deutlich offener als in der Seekarte ersichtlich. So ziehen wir einige Kreise, um die richtige Position und Wassertiefe zu finden. Letztendlich fällt der Anker und hält. Das sind gleich mehre Pre­mi­e­ren auf einmal: das erste mal Nordsee ankern, das erste mal ankern in UK und das erste mal in einem echten Tidenrevier. So stellen wir den Ankeralarm entsprechend ein und legen uns die Zeiten der Stromkenterung parat, da in einem Tidenrevier die Strömung und der Wind die Zugrichtung zum Anker bestimmt. Ändert sich eine Faktor muss sich der Anker ggf. neu eingraben.

So wunderschön die Landschaft und die Natur hier ist, beschäftigt uns die offene Bucht nach Süden heute Nacht noch sehr. Der Wind dreht wie erwartet nach Süd und der Schwell läuft in die Bucht. Wir werden die ganze Nacht ordentlich durchgerüttelt. Schlafen ist nur bedingt möglich und am Morgen sind wir beide doch recht groggy.

20.-21.06.2024 Eyemouth (25 sm)

Warum fahren wir eigentlich nicht nachts? Diese Frage haben sich wahrscheinlich einige von euch schon gestellt. Die Begründung sind diese lustigen „Kollegen“. – Fischerbojen. Diese beiden bunten Bojen sind miteinander verbunden und unten hängt eine Reuse oder ähnliches dran. Diese Dinger liegen entlang der gesamten Küste. Teilweise 20 sm von der Küste entfernt und noch in 50 m Wassertiefe. So eine Teil möchten wir nachts nicht fangen oder gar in die laufende Schraube bekommen.

Auch die Einfahrt nach Eyemouth nehmen wir zu Hochwasser und legen uns in an den Besuchersteg. Der volluniformierte Hafenmeister nimmt die Leinen entgegen und begrüßt uns. Wir sind das vierte Boot am Steg und maximal acht Boote können hier im Päckchen liegen.

Wir sind nun offiziell in Schottland angekommen. Hier möchten wir zwei Tage bleiben und uns überlegen, wie die Reise weitergeht. Wenn wir weiter nach Edinburgh fahren, müssen wir mindesten einmal ankern.

In den kommenden Tagen sind östliche Winde gemeldet was das Ankern, zumindest für uns, erschwert. Es gibt im Grunde keine Buch, welche Schutz nach Osten bietet.

Die Landschaft hier im Süden Schottlands ist schier überwältigend. Schroffe Felsen und grünes Land. Jede Bucht hat ihre eigenen Facetten. Auch das Örtchen Eyemouth selbst hat einen wunderbaren urbanen Charme.

Gleich am Nachmittag machen wir uns auf um ein Stück des Coastal Path zu gehen.

St. Abbs

Im Hafenbecken gibt es eine blinde Kegelrobbe mit dem Namen Lady (Quelle:). Sie ernährt sich wohl hauptsächlich von Fischresten welche die Fischer über Bord spülen. Bis spät Abends kann man dem „Jagen“ zusehen und einige Angler halten auch ein paar Leckerbissen für die Dame bereit.

Am Freitag starten wir eine Wanderung auf der Nordroute des Küstenweges nach St. Abbs. Der Weg führt immer wieder auf und ab entlang der Küste und belohnt mit wunderschöner Landschaft. Mal läuft man auf einem Pfad oben entlang der Klippe und mal geht es entlang des Strandes. St. Abbs selbst ist das ideale Postkartenmotiv – auch die Fotographen von GEO und & Co hätten hier ihre wahre Freude.

Angekommen nehmen wir im einzigen Restaurant ein kleines Mittagessen zu uns. Das Restaurant ist gut besucht und wir wundern uns, wo die ganzen Menschen herkommen, denn unterwegs trifft man nicht viele.

Gestärkt geht es ins örtliche Museum, welches uns gut gefällt und einiges über die harte Geschichte dieses kleinen Ortes verrät. Auch dieses Museum ist grundsätzlich kostenlos, jedoch darf man donatieren, dem wir auch nachkommen.

Eigentlich steht noch St. Abbs Head auf dem heutigen Plan. Ein Naturschutzgebiet mit langen Rundwegen. Unsere Füße sind aber schon recht müde und daher laufen wir nur etwa ein Viertel des Weges und kehren um, um dann den Bus nach Eymouth zu nehmen. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe im örtlichen Supermarkt und machen uns über die Planung der weiteren Reise Gedanken. Doch das erfahrt ihr im nächsten Teil unserer Reise an die Nordostküste Englands.