Besuch auf der „Boot“ in Düsseldorf, der „Baoatfit“ in Bremen, die Zeitschrift „Segeln“ ist sowieso schon abonniert, jetzt noch ein Abo des „Palstek“ – aber was tun mit dem ganzen technischen Wissen, den guten Tipps zum Thema Refit?
Wolfgang denkt an die Möglichkeit, das ganze am eigenen Leibe – ach nein, am eigenen Boot anzuwenden, liebevoll zu pflegen und aufzuwerten, Ein- und Auswintern, Polieren, Unterwasserschiff, kleine Reparaturen und dabei so schön Abschalten vom Alltag, Sehen, was man geschaffen hat.
Tanja beschäftigen andere Fragen „werde ich zu gecharterten Yachten jemals eine Beziehung aufbauen können?“, „werde ich mir mit einem fremden Boot jemals zutrauen, ein Anlegemanöver selbst zu steuern? „Nach einer Woche das gerade lieb gewonnene Boot wieder abgeben und im nächsten Jahr ein komplett anderes Modell chartern? „
Gemeinsam keimt die Frage „Wäre es mit dem eigenen Boot nicht viel schöner, viel vertrauter“? „ Wäre es nicht schön, sich ein eigenes kleines Projekt zu schaffen. Wir träumen von einer Auszeit unter Segeln, von Sabbatical, von „raus aus dem Alltag“.
Tanja’s Vater hat im Internet eine Albin-Vega gesehen. Ob das nicht was wäre?….Tanja sagt: „Ja, sieht doch gar nicht schlecht aus“ und Wolfgang traut seinen Ohren nicht, hätte er doch nicht vermutet, dass Tanja tatsächlich an so einem kleinen und vor allem alten Boot Gefallen finden würde, zumal wir bisher nur mit beinahe brandneuen, größeren und definitiv luxuriöseren Modellen unterwegs waren.
Wir mieten uns eine Friendship 26 – Kontrastprogramm -, nur um zu sehen, wie das so ist (mit Pinne, mit sparsamen Platzverhältnissen). Siehe da, es ist super. Wir mögen die Enge, wir mögen den Charme der alten Dame, sie ist leicht zu manövrieren, hat gute Segeleigenschaften, ist sogar flotter als erwartet….
Und wie wäre das nun mit dem eigenen?
Tja, manchmal muss man eben einfach mal „machen“.
Wir durchforschen das Internet, die GFK-Klassiker-Bücher werden gewälzt. Einige nette Modelle dabei…. Dabei stoßen wir auf eine Nord 80. Wir sind begeistert, fahren den weiten Weg von Frankfurt nach Flensburg und …… sind weiterhin begeistert. Einziger Zweifel: Die Entfernung. Fest steht, unser Boot soll in der Flensburger Förde liegen aber schaffen wir das bei dieser Entfernung? Aber, wie gesagt, „Manchmal muss man einfach machen“. Wir entscheiden uns für den Kauf und ……. bekommen kalte Füße, die Finanzierung steht noch nicht und dann immer wieder diese Entfernung. Wir überlegen Tage, Nächte lang und machen einen Rückzieher. Wir sind einfach beide zu vernünftig und überlegt. Haken dran, dann eben nicht!!???
Ein Jahr vergeht aber der Gedanke lässt uns nicht los. Wir fangen von vorne an. Unsere Suche verändert sich. Wir vergrößern uns…Schauen eher nach Friendship 28, Hurley 800, Spirit 31, Etap 28 oder Maxi Fenix….Wir fahren nach Lübeck und mehrfach in die Niederlande. Etap: in desolatem Zustand; Friendship: Ja, vom Typ her gerne bloß bitte ohne Löcher in der Decke; Maxi Fenix: ganz nett aber irgendwie keine emotionale Regung; Hurley 800: wir befürchten Osmose und fragwürdiges Rigg; Spirit 31: die wäre was, aber irgendwie nicht diese. Na gut, dann schauen wir uns eben noch mal diese Maxi 84 in Woudsend (NL) an.
Und da war es, das Boot, das zu uns passt. Keine sichtbaren Großbaustellen, na ja gut, das Unterwasserschiff wird wohl in den nächsten Jahren mal fällig sein und das Ruderlager sowie die etwas knarzenden Winschen brauchen auch mal unsere Aufmerksamkeit. Ansonsten viel biologisches Material in Form von Grünspan, aber es lässt sich erahnen, wie schön sie nach Entfernung desselbigen mal sein würde.
Wir entscheiden noch nicht, müssen drüber schlafen. Schon auf der Rückfahrt kommen sie zurück, die Zweifel und Dämonen. Ist das das Richtige, haben wir genügend Zeit, wo soll sie denn liegen, was ist noch alles zu erledigen und schlussendlich die eigentlich entscheidende Frage: Wollen wir das wirklich? Wir schlafen nicht nur eine, sondern gleich mehrere Nächte über die Entscheidung und kommen wieder an den Punkt zu sagen: „Manchmal muss man eben einfach machen“…..Wir entscheiden uns zugunsten der Maxi 84 und da der Vor-Eigner den alten Namen bereits entfernt hat, muss ein neuer Name her. Für die Findung des Namens haben wir nicht lange gebraucht, denn wie soll sie nach einer so langen Zeit der Entscheidungen denn bitte anders heißen als DECISION.
Jetzt heißt es, Vertragsunterlagen prüfen und unterschreiben, Versicherungsthemen klären, Frequenzzuteilungsurkunde und Flaggenzertifikat beantragen, Anschaffung fehlender Ausrüstungsgegenstände, Terminplanung für Übergabe, Auswintern, Überführung in das Sommerlager Enkhuizen (Jawohl, nicht Ostsee. Wir entscheiden uns für das Kennenlernen der DECISION in ihrem aktuellen Heimatrevier, dem Ijsselmeer) und so weiter und so fort.