Zugvögel

Älöby 23.08.2021

Mit repariertem Segel fahren wir in Richtung Klintemåla. Wir kreuzen uns zunächst durch das Fahrwasser und die Betonnung vor Västervik, nehmen aber dann auch bald den Motor hinzu. Wir sind ja erst am Nachmittag gestartet, haben heute noch rund 20 Meilen vor uns und wollen noch im Hellen ankommen.

Auf dem Weg zu unserem Tagesziel begegnen uns viele herrliche Ankerbuchten. 4 Meilen vor unserem Ziel entscheiden wir, in eine dieser abzubiegen und die Nacht vor Anker zu verbringen. Die Wetterbedingungen sind einfach ideal und wir vermuten, dass dies eine unserer letzten Ankernächte sein könnte. Das für die nächsten Tage und Wochen vorhergesagte Wetter ist für’s Ankern nicht unbedingt vielversprechend. Vielleicht ist das auch der Grund, dass wir diesen Abend und die Natur um uns herum ganz besonders genießen.

Kitteholmen 24.08.2021

Wir lichten früh den Anker. Heute soll der Wind schon deutlich zulegen. Noch ist davon nicht viel zu spüren. Im Gegenteil. Wir fahren heute 24 Meilen nur unter Motor . Und wieder entscheiden wir uns spontan für eine Ankerbucht. Diese Ankerbucht hatte Wolfgang schon vorher in der Seekarte markiert als mögliche Option. Wir ziehen die Option und gehen an eine der beiden ausgelegten SXK Bojen. Inzwischen hat der Wind etwas aufgefrischt und wir liegen etwas im Schwell, da die SXK Bojen genau an der Stelle liegen, an der die Bucht eine Öffnung hat und der Wind aus der Richtung der Öffnung weht. Wolfgang lässt noch einmal die Drohne fliegen und später am Abend telefonieren wir noch mit Freunden vom Compagnieshaven.

Dabei kommt kurz die Frage auf, ob wir denn unseren alten Liegeplatz in Enkhuizen in der nächsten Saison wiederbekommen. Um ehrlich zu sein, haben wir uns darum noch gar nicht aktiv gekümmert….das Thema sollten wir wohl bald mal angehen.

Mönsterås 25.08.2021 – 27.08.2021

Der Wind kommt wie vorhergesagt und verleiht uns ordentlich speed. Wohin fahren wir denn heute eigentlich? Wir überlegen: Der Wind ist für die nächsten 3-4 Tage mit bis zu 30 Knoten in Böen vorhergesagt, dazu Dauerregen. Wir könnten direkt bis Kalmar fahren, das bedeutet aber, dass wir dann über eine Woche in Kalmar wären, denn in Kalmar würden wir dann nicht nur das schlechte Wetter aussitzen sondern danach noch auf Antje warten, die wir am 01. September in Kalmar abholen wollen.

Eine Woche Kalmar….neeee….nicht schon wieder…..das hatten wir ja schon auf unserer Hinreise….Also suchen wir uns Mönsterås als möglichen Hafen aus. Das Fahrwasser nach Mönsterås zieht sich über mehrere Meilen und ist sehr eng. Man sollte sich hier möglichst an das Fahrwasser halten – nebendran wird es sehr schnell flach und man sieht immer wieder Möwen, die auf der Wasseroberfläche zu stehen scheinen – Das tun sie natürlich nicht, sie stehen auf den Steinen, die direkt unter der Wasseroberfläche liegen.

Gemäß Murphy’s Law ziehen dann auf die letzten zwei Meilen noch Gewitterwolken auf. “ Bitte liebe Gewitterwolke, halte doch einfach noch 20 Minuten die Füße still”. Den Gefallen tut sie uns nicht. Kurz vor der Hafeneinfahrt blitzt, donnert und regnet es in Strömen. Wir können kaum die nächsten Tonnen vor uns ausmachen und tasten uns in Minimalgeschwindigkeit in das Hafenbecken. Kaum haben wir seitwärts festgemacht, ist der Spuk auch schon zu Ende. Jetzt könnten wir mal eine Dusche vertragen, nach zwei Nächten vor Anker und diesem Regenguss.

Wolfgang geht zum Touristenbüro, das den Gästehafen betreibt, entrichtet die Hafengebühr, die hier direkt für drei Tage gilt und fragt nach dem Sanitärgebäude….”Das gibt es aktuell nicht. Das wurde abgerissen und befindet sich im Wiederaufbau für die kommende Saison”….Dann tut es wohl auch noch für die nächsten Tage die Waschschüssel. Wir machen den obligatorischen Stadtrundgang.

Am darauffolgenden Tag schüttet es ohne Unterlass und der Wind weht kräftig.  Wir verkriechen uns unter Deck. Am dritten Tag regnet es morgens zunächst nicht. Wir fahren mit dem Bus nach Pataholm und wollen von hier ca. 17 Kilometer zurück laufen.

Pataholm ist ein verschlafenes kleines Nest, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Gerade als wir loslaufen, beginnt es wieder zu regnen. Wir lassen uns anfangs nicht beirren und laufen in Richtung Timmernabben. Der Regen nimmt zu und nach wenigen Kilometern sind wir durch und durch nass, auch unsre Schuhe haben sich in Swimmingpools verwandelt. So macht es wenig Spaß. In Timmernabben warten wir auf den nächsten Bus und fahren zurück. Abends holen wir uns noch etwas zu essen vom Thairestaurant, das uns empfohlen wurde.

Kalmar 28.08.2021 – 31.08.2021

Am dritten Tag in Mönsteras hat der Wind endlich nachgelassen, zumindest fühlt es sich im gut geschützten Hafen so an. Wir fahren los und merken schon bald, dass es noch immer ziemlich stark weht und natürlich regnet es immer noch. Die gesetzten Segel holen wir schon nach 15 Minuten ein.

Wir bekommen den Wind direkt von vorne und müssen ja erst einmal das enge Fahrwasser verlassen, vorher machen Segel erst einmal keinen Sinn, weil das Kreuzen durch das Fahrwasser nicht möglich ist. Als wir das Fahrwasser und die Abdeckung verlassen sind wir etwas überrascht. Es hat sich über die drei Tage Starkwind eine mächtige Welle aufgebaut, gegen die wir erst einmal noch ankämpfen müssen, bis wir nach Süden abdrehen können und dann vor der Welle ablaufen können.

Die Wellen sind irgendwie faszinierend und gleichermaßen respekteinflößend. Wir fahren mit 3,5 Knoten die Welle hoch und mit 7 Knoten die Welle wieder herunter. Der Kurs, den wir als am angenehmsten empfinden, würde uns direkt in die Hafeneinfahrt von Borgholm spülen. Wir überlegen kurz und wollen es erst einmal in diese Richtung weiter laufen lassen. Kurz vor der Hafeneinfahrt Borgholm überdenken wir unseren Plan noch einmal, denn ab und an schlägt uns die Welle plötzlich quer und wir wollen diese Situation nicht in der Hafeneinfahrt haben, das könnte in der engen Einfahrt unangenehm werden. Wir drehen also ab und nehmen Kurs auf Kalmar.

Je südlicher wir kommen, desto angenehmer wird die Welle. Kurz nach der Brücke haben wir etwa 2kn Strom mit uns! Nach 30 Seemeilen kommen wir in Kalmar an. Der Hafen ist erstaunlich gut gefüllt, hauptsächlich mit deutschen Seglern. Man könnte den Eindruck bekommen, es handele sich um Zugvögel, die sich im Herbst sammeln, um gemeinsam das richtige Wetterfenster für die Weiterreise abzuwarten.

Wir machen erst mal etwas klar Schiff und genießen die wohlverdiente Dusche. Parallel werden 4 Maschinen Wäsche gewaschen und getrocknet. Es hat auch endlich aufgehört zu regnen. Am zweiten Tag nach unserer Ankunft kommt sogar die Sonne zum Vorschein.

Die Stadt Kalmar konnten wir am Anfang unserer Reise schon ausgiebig erkunden. Also schauen wir uns dieses Mal die nähere Umgebung an. Dazu mieten wir uns Fahrräder und fahren in ein 6 Kilometer entferntes Naturreservat (Horsö-Värsnäs). Im Naturreservat angekommen, wandern wir einige Kilometer des Wanderweges Kalmarsundsleden.

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