Dreck und Speck

Ostern 2015. Das Wetter ist auf unserer Seite. Wir fahren nach Woudsend….Im Gepäck, zahllose Reinigungs-, Polier- und Reinemachmittelchen, Antifouling und Pockenfett, Putzlappen, alte Handtücher, Handschuhe, Pinsel und Farbrollen, Werkzeugkasten und Arbeitsklamotten…..

Los geht es, unsere DECISION wird gereinigt, von innen, von außen, alle Leinen, das Deck, das Gräting, die Backskiste, in der sich über Jahre ein kleines Biotop gebildet hat. Unendlich viele Eimer mit warmem Wasser holen wir 200 Meter entfernt und schleifen sie auf das Boot. Der Leiter, mit der wir das Boot an Land besteigen, fehlen Sprossen…Das Putzen entpuppt sich so schnell zum Fitnesstraining. Braun-grünes Wasser fließt aus allen Bootsauslässen, unsere Hände gleichen den Händen einer Wasserleiche nach Stunden des Schrubbens. Wir werden angesprochen, ob wir das Boot neu gekauft hätten, denn mit so viel Liebe und Elan wäre man für gewöhnlich nur im ersten Jahr bei der Sache.

Und siehe da, das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Schön sieht sie aus.

Vorher Nachher 1 Vorher Nachher 2

Wir schleifen die alte Schicht Antifouling ab und beginnen mit dem Aufbringen der neuen Schicht….Das Glück mit dem Wetter verlässt uns, es windet stark und gegen Ende beginnt es auch noch zu regnen. Wir schaffen es gerade noch so, fertig zu werden, bevor der Regen zu stark wird, zum Weitermachen. Nur einige wenige Stellen, die Stellen, an denen das Regenwasser von Deck am Rumpf entlang abläuft, bekommen wir nicht sauber hin. Durch den Regen haftet das Antifouling hier nicht mehr. Egal….Ein Blick in den Spiegel verrät, auch unsere Gesichter, Hände und Klamotten ziert nun eine Schicht Antifouling. Hier müssen wir im nächsten Jahr sehr viel vorsichtiger und schlichtweg besser werden.

Am darauffolgenden Tag beginnt Wolfgang mit den Polierarbeiten, während Tanja sich noch mit dem Innenraum, den Fendern und sonstigen Dingen beschäftigt. Wolfgang poliert, poliert, poliert….und kommt sich dabei vor wie Daniel Sun im Film Karate Kid „Auftragen – Polieren, Auftragen – Polieren“. Einen ganzen Tag lang….abends sind Wolfgangs Arme schwer, die Schultern brennen. Aber die Mühen haben sich gelohnt, DECISION erstrahlt.

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Walter´s Segelwochenende

Nachdem wir unser Boot nun schon ein paar Monate im Wasser haben, sind natürlich auch unsere Familien gespannt. Als erster Mitsegler wird uns Wolfgang´s Vater begleiten

Wir planen ein Wochenende im August dafür ein. Wir reservieren ihm ein Hotel in Enkhuizen und buchen uns gleich noch für das gemeinsame Frühstück dazu. Das Hotel liegt günstig in Hafennähe und so können wir Sonntag einen schönen Törn auf dem Ijsselmeer machen. Pustekuchen!

Schon bei der Abreise am Samstag Morgen war Regen gemeldet. Wir sind früh losgefahren und auch gut durch den Verkehr gekommen. Am Hafen angekommen geht es erst mal zum Boot. Wir erklären die „Teile“ über und unter Deck. Nach einer kleinen Stärkung an Board und dem Check-In im Hotel beschließen wir, noch eine „kleine“ Runde zu drehen. Das Wetter ist uns bis jetzt gut gesonnen.

Nach einer kleinen Sicherheitseinweisung und dem Anlegen der Rettungswesten tuckern wir aus dem Hafen. Gleich nach der KG2 in Enkhuizen werden die Segel gesetzt und wir segeln gemütlich am Tonnenstrich des Abschlussdeichs entlang. Wende und zurück in den Hafen. Und nach 6,35 sm ist der Törn zu Ende.

Tag zwei:
Wir können es am Morgen schon unter Deck hören. REGEN! Naja erst mal frühstücken im Hotel. Wir kommen ein paar Minuten zu spät. Das Frühstück war gut und üppig. Der Regen auch! Ohne Ölzeug wird das heute nichts werden. Hafentag!

Wolfgang´s Vater erkundet mit der Regenjacke und dem Foto bewaffnet die Stadt und wir kümmern uns um ein paar ToDo´s auf unserer langen Liste. Nach drei Stunden treffen wir uns wieder. Fazit: feines Städtchen. Da habt ihr euch aber einen schönen Liegeplatz ausgesucht.

Wir gehen zum Abschluss in der Mastenbar noch was essen und machen uns auf die Heimreise. Der Regen hat uns übrigens bis nach Hause verfolgt.

Somit steht die Wiederholung für 2016 noch aus.

Quelle Seekarte: NV Verlag, Eckernförde – NV.Atlas NL3 – Ijsselmeer en Randmeeren

Der erste Törn!

Die Überfahrt von Woudsend nach Enkhuizen,

nach unserer „Dreck-und-Speck-Aktion“ wurde unsere DECISION vom uneingeschränkt empfehlenswerten „Reekers-Team“ in Woudsend in unserer Abwesenheit zu Wasser gelassen.

Als wir mitten in der Nacht in Woudsend eintreffen, sind wir echt wahnsinnig gespannt, ob sie denn auch schwimmt 😆  Natürlich tut sie das. Wir verbringen unsere erste Nacht an Bord. Wat spannend!, wie die Niederländer sagen würden. Es ist die gefühlt kälteste Nacht unseres Lebens (elektrischen Heizlüfter können wir nicht verwenden, weil kein Stromanschluss mitten in der Nacht; die Webasto einzuschalten, trauen wir uns noch nicht, weil wir nicht wissen, wie es um den Dieselvorrat steht.)

Am darauffolgenden Morgen das erste Frühstück an Bord. Danach folgen so essenzielle Dinge wie Segel anschlagen, einige vergebliche Versuche, die Sprayhood anzubringen, das Füllen der Schränke mit Pütt und Pann, Wasser und Diesel bunkern. Tanja fährt derweil das Auto nach Enkhuizen und dann mit Fähre, Bahn und Bus zurück nach Woudsend.  Am späten Nachmittag der Legendäre Augenblick der Schiffstaufe.

Am nächsten Morgen ist es soweit, unsere Jungfernfahrt. Der Motor läuft, im Morgengrauen motoren wir durch die flachen, kurvigen und absolut idyllischen Kanälchen. Was für ein Gefühl!

Abfahrt_Woudsend
In den Startlöchern

Wir tuckern gemütlich und beinahe alleine vor uns hin. Erst ab der Staande Mastroute Richtung Lemmer kommt mehr Verkehr auf. Das ist wirklich aufregend.

Wir werden leicht nervös, die erste Schleuse kommt näher. Aber alles ganz easy…

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Vor der Schleuse

Wir verlassen den Schleusenkanal und können kurz darauf das Setzen der Segel vorbereiten. Bei 2Bft haben wir hier zum Testen und Probieren ideale Bedingungen. Erst das Großsegel und gleich darauf die Genua und siehe da

Die Maxi kann segeln
Die Maxi kann segeln

Wir fahren einige Manöver und alles läuft gut! freu

Die Zeit drückt, denn wir müssen heute noch nach Hause fahren. Daher beschließen wir, unseren Solé anzuwerfen. Unter Maschine laufen wir die restlichen Meilen bis zu unserem neuen Sommerliegeplatz. Der Anleger in J2 klappt auch, wir sind happy.

Wir packen alles zusammen, kontrollieren mehrfach alle Festmacher und lassen mit einem leicht unsicheren Gefühl unser Boot zurück. Haben wir an alles gedacht? Ventile zu? Hauptschalter aus?

Festmachen in Enkhuizen
Festmachen in Enkhuizen

 

Neue Fenster braucht die Maxi

Nach unserem letzten Törn war es klar. Das Ijsselmeer hatte ordentlich durch unsere Fenster gespuckt! Und was nun? Fenster ausbauen oder abdichten? Wir wollten ja diesen Sommer noch auf die Nordsee…

Scheibe_Wasser

Nach etwas Suche im Netz bin ich auf einen Artikel der Zeitschrift Palstek gekommen. Es stand für uns beide recht schnell fest, dass es wohl neue Fenster werden. Aber welches Material? Können wir das selbst einbauen? Wann machen wir das?

Wir haben ein Angebot von einem örtlichen Glaser über meinen Schwager bekommen. Der Preis war ok aber mindestens vier Wochen Lieferzeit und am besten zuvor die alten Fenster ausbauen. Noch am gleichen Tag haben wir mit einer Spezialfirma für Bootsglas gesprochen. Er machte uns Hoffnung und wir würden die neuen Scheiben innerhalb einer Woche bekommen. Wir haben den Auftrag erteilt.

Ein Woche später führ ich alleine nach Enkhuizen und die alten Fenster wurden ausgebaut.

Scheibe_augebaut

Die alten Scheiben gut verpackt und ins Auto geladen.

Fenster verklebt1´mit Folie verklebt…

 

Scheibe_alt_pur

Noch auf dem Weg nach Hause konnte ich die alten Scheiben beim Betrieb für Marine-Plexiglasscheiben abgeben. Ich wurde noch mal ausgiebig beraten und wir haben die Scheibenfarbe besprochen.

Am Donnerstag kamen die neuen Scheiben nach Hause und freitags ging es wieder nach NL zu Montage. Wir durften die Maxi an den Kran legen und konnten so den ganzen Tag ungestört arbeiten. Ja den ganzen Tag!

Wir bekamen eine sehr gute Anleitung mitgeliefert. Und nach Reinigung, Primer und sechs Kartuschen Sika sind wir fertig und hungrig:-)

Scheibe_neu

Nach drei Tagen des Trocknens und Wartens konnten wir wie geplant unseren „Rund Holland Törn starten. Aber dazu später…

Scheibe_neu2

Einmal Rund Holland, bitte!

Enkhuizen, Den Oever, Oudeschild (Texel), Ijmuiden, Muiden, Marken, Monikendam, Urk, Enkhuizen

Zweieinhalb Wochen Sommerurlaub stehen an und wir brauchen dringen Erholung. Doch halt, da war ja noch was. Unsere neuen Seitenfenster müssen noch einen Tag aushärten. Die Abfahrt verschiebt sich also noch.

Wir nutzen die Zeit für Ausflüge mit dem Auto. Wir besuchen Amsterdam und erkunden die Küste bei Egmond aan Zee. Die Zeit geht schnell vorbei.

Am Dienstag geht es mit neuen Fenster und einer motivierten Crew los. Ziel: Den Oever. Gegen Nachmittag erreichen wir den Binnenhafen von den Oever. Wir machen noch einen sehr langen Spaziergang zur Schleusenanlage um festzustellen, dass wir aufgrund des Zauns nichts sehen können.

Der nächste Morgen war recht diesig und wir sind durch die Stevinsluizen raus auf die Waddenzee.

DenOever Schleuse
DenOever Schleuse

Der Konvoi verteilt sich nach der Schleuse im Wattfahrwasser recht schnell. Wir sind noch etwas früh dran und haben somit noch etwas Strom gegen an.  Wir sehen Seehunde auf den Bänken und Fischer.

Fischer auf der Waddenzee
Fischer auf der Waddenzee

Das Wetter wird freundlicher und wir erreichen am frühen Nachmittag die Einfahrt zum Waddenhafen Texel. Im Revierführer stand etwas von starkem Queerstrom zur Hafeneinfahrt. -Ja das stimmt!- Aber mit ordentlich „Speed“ rauschen wir in den Hafen ein. Der Hafenmeister empfängt hier seine Gäste mit seinem roten Schauchboot. Wir bekommen einen etwas zu kleinen Platz zugewiesen und beim Anlegen wird es noch sehr eng zwischen Boot und Stromkasten;-)

Waddenhafen Texel
Waddenhafen Texel

Die nächsten Tage erkunden wir die Insel mit dem Bus, Fahrrad und zu Fuß. Wir kochen, essen Eis, Fischbrötchen und entspannen. Das Wetter spielt auch mit und die Zeit vergeht wie im Flug.

De Slufter im Norden von Texel
De Slufter im Norden von Texel

Die Wettervorsage sagte eine Windrichtungsänderung auf SÜD voraus.  Wir wollen ja nach SÜDEN Richtung Ijmuiden! Wir legen gegen 10 Uhr bei Südwest 4Bft in Oudeschild ab. Trotz leichten Stroms gegen an, kommen wir gut voran. Nachdem wir die Marsdiep verlassen haben, legt der Wind auf 5Bft zu.

Bis Bergen aan Zee kommen wir gut voran. Doch leider dreht der Wind etwas früher auf SSW. Somit müssen wir sehr hoch an den Wind. Wir freuen uns, dass wir die Verfolgerin, eine Feeling, lange Zeit auf Abstand halten können.

Feeling gegen Maxi-)
Feeling gegen Maxi-)

Nachdem wir schon endlos lange die Industriegebäude von Ijmuiden und das Tonnengewirr der Hafeneinfahrt sehen, erreichen wir kurz vor Dämmerung den Hafen. Wir legen uns längsseits mit andern Yachten an die Pier, bezahlen beim Hafenmeister und kochen uns was feines. Am Abend lauschen wir unseren Nachbarn….

Ijmuiden hat nicht viel zu bieten und wir beschließen, noch morgens abzulegen und durch den Kanal bis Muiden zu fahren. Der Morgen ist wieder mal sehr kühl. Wir motoren durch den Nordseekanal entlang an Amsterdam. Man braucht rund um den Hauptbahnhof ein wachsames Auge. Fährverkehr!

Amsterdam Hauptbahnhof
Amsterdam Hauptbahnhof
Norseekanal. Hier gibt es auch große Potte!
Norseekanal. Hier gibt es auch große Potte!

Das Wetter wird schöner und wir erreichen bald die oranje sluizen.

Tanja beim Schleusenmanöver
Tanja beim Schleusenmanöver

In Muiden bekommen wir den letzten Liegeplatz für diesen Tag. Der Hafen wird vom der Koninklijke Nederlandse Zeil & Roeivereniging betrieben. Der Hafenmeister hat nun Feierabend aber wir können die guten Einrichtungen des Hafen´s genießen und drehen noch eine Runde durch den schönen Ort.

Das Schloß von Muiden
Das Schloß von Muiden

Wir wollen weiter nach Marken. Das ist eigentlich nur eine Katzensprung. Aber zuerst müssen wir uns um die Genua kümmern. Die klemmt in der Hälfte fest und mag weder hoch noch runter   😕   . Ein freundlicher niederländischer Segler von Steg gegenüber hilft uns weiter 😀  . So geht es dann Mittags rüber nach Marken. Wir legen uns an den Seitensteg und erkunden den Ort. Es gibt zwar einen Hafenmeister, der kassiert, aber es gibt keine sanitären Einrichtungen.

Marken eine kleine Insel
Marken eine kleine Insel
Was haben die auf unseren neuen Fenstern verloren?
Was haben die auf unseren neuen Fenstern verloren?

Weiter geht es nach Monikendam. Duschen und Stadt erkunden. Am nächsten Tag geht es unter Schmetterling quer durchs Markermeer nach Lelystad. Wir wollen aber nur durch die Schleuse. Wie wir das schon aus den Chartertörns kennen, ist hier einiges los. Daher müssen wir erst mal Kreise drehen…

Warten vor der Brücke in Lelystad
Warten vor der Brücke in Lelystad

Nach der Schleuse können wir direkt wieder Segel setzen und bei Sonne geht es Richtung Urk.

Urk in Sicht!
Urk in Sicht!

Wir legen uns in den Vereinshafen und erkunden gleich die Stadt. Wir wollen das tolle Fischrestaurant ausprobieren. Tipp aus dem Segeln-Forum!

Der Hafen von Urk
Der Hafen von Urk

Heute müssen wir zurück. Unser Urlaub ist fast zu Ende und das Wetter wird etwas schlechter…

Quelle Seekarte: NV Verlag, Eckernförde –
NV.Atlas NL1 – NV.Atlas NL1 – Borkum naar Oostende
NV.Atlas NL2 – Waddenzee
NV.Atlas NL3 – Ijsselmeer en Randmeeren