Ins Wasser gefallen

umgangssprachlich: (als Geplantes) nicht ausgeführt getan, unternommen werden können; (etwas Angestrebtes) nicht erreichen, nicht zustande bringen

Ja, wir schreiben heute über unseren Sommertörn 2023 und der Begriff „Ins Wasser gefallen“ trifft es in zweierlei Hinsicht. Kleiner Spoiler vorab: Wasser hatten wir genügend und vor allem von „oben“. Skipper schmieden in der Regel gerne Pläne und auch wir haben uns natürlich überlegt, wie wir die zwei Wochen Sommerurlaub verbringen möchten. Von unserem Ausgangshafen Enkhuizen sind wir bisher nach Süden, Norden oder Osten gesegelt, jedoch noch nie wirklich Richtung Westen. Diesen Sommer wollten wir den Bug nach Westen richten, um den Osten der englischen Küste zu erkunden. Doch dazu sollte es nicht kommen.

15-17.07.2023 Enkhuizen-Makkum

Wir reisen erst am Samstag nach Enkhuizen an, da das Wetter überhaupt keine Sommerlaune aufkommen lässt. Kräftiger Westwind, Dauerregen und kühl sind die Aussichten für die kommenden Tage. Daher verbringen wir den Samstag und Sonntag viel unter Deck und machen noch ein paar kleinerer Reparaturen.

Immer wieder schauen wir uns die Wetterentwicklung, insbesondere der Bereich NL-UK, für die kommenden Tage an. Grundsätzlich bleibt es bei kräftigen SW mit kurzen windarmen Abschnitten. Keine guten Vorrausetzung um die gut 100 sm nach England zu segeln.

Um nicht den ganzen Urlaub in Enkhuizen zu verbummeln, entscheiden wir uns letztendlich die Fahrt in den Westen zu vertagen. So brechen wir am Montag Richtung Makkum auf, um am Dienstag weiter nach Terschelling zu segeln.

18.-20.07.2023 Makkum-Terschelling

Wir sind es ja schon gewöhnt: unsere „Lieblingsschleuse“ in Kornwerderzand fordert auch dieses Mal etwas Geduld von uns. Doch wir haben letztendlich immer noch Glück und kommen in etwa einer Stunde durch. Immer wieder müssen wir feststellen, dass hier eine gewisse Aggressivität unter den „Bootsführern“ herrscht.

Vor uns gibt es direkt eine Kollision, die mit etwas Abstand und Rücksicht sicherlich zu vermeiden gewesen wäre. Das Wetter hält heute durch und so können wir teils unter Motor, aber großenteils unter Segel nach West-Terschelling fahren.

Am 19.07. wollen wir die Bedingen nutzen, um Terschelling mit dem Rad zu entdecken. Schon morgen ist wieder sehr viel Regen gemeldet. Wir radeln rund 40 km über die Insel und stellen mal wieder fest, dass uns von allen niederländischen Watteninseln Terschelling am besten gefällt. Klar, das ist natürlich rein subjektiv – aber hier fühlen wir uns wohl und es ist alles etwas entschleunigt.

medizinische Versorgung erfolgt hier auf den Inseln primär per Lufttransport

Der Wetterbericht hält vollkommen sein Versprechen und es regnet und windet den ganzen Tag. So richtig Lust auf einen Regenspaziergang haben wir beide nicht und so verbringen wir einen Hafentag. Wir planen die Überfahrt nach Ameland. Die Planung steht, jedoch macht uns mal wieder der Wetterbericht für die darauffolgenden Tage etwas Sorgen. Es bleibt bei kräftigem SW mit viel Regen. Spontan entsteht die Idee, morgen Mittag mit dem Hochwasser Terschelling zu verlassen und in einem Rutsch nach Amsterdam zu segeln.

20.07-24.07.2023 Terschelling-Amsterdam

Gesagt getan. Pünktlich zu HW lösen wir die Leinen und fahren durch das Schuitengat in die Nordsee. Es ist trocken, jedoch nicht wirklich sommerlich. Zuerst hart am Wind und später mit halben Wind fahren wir entlang von Vlieland und Texel. Am frühen Abend müssen wir den Motor starten, da der Wind für heute Feierabend macht.

20:56: Tanja hat sich für ein erstes Nickerchen unter Deck verzogen und Wolfgang hält Wache. Es ist nicht viel Verkehr und der PiPi tut seine Arbeit. Doch halt – Es macht ein „klock“ und unser Boot fährt einen munteren Kreis. Etwas irritiert schaut Wolfgang auf den Kompass und greift an die Pinne. Der Motor unseres Raymarine Q047 dreht noch aber die Schubstange hat keine Verbindung mehr! Ach nee, oder? Nach etwa 2,5 Jahren hat das Teil wirklich seinen Dienst quittiert.

Weiter geht es durch die kalte Nacht per Handsteuerung.

Die Nacht verläuft ruhig und wir wechseln uns immer wieder ab. Zum einen ist es recht kühl und das Steuern nach Kompass ist recht anstrengend.

Wieder begleiteten uns Meeresleuchten. Obwohl wir das schon kennen ist es doch immer wieder etwas mystisch und faszinierend.

Gegen 03:45 Uhr sind wir kurz vor der Einfahrt nach Ijmuiden. Per VHF kontaktiert uns Portcontrol, dass noch zwei große Schiffe den Hafen verlassen. Danach dürfen wir einlaufen.

Durch das Lichtermeer suchen wir uns den richtigen Weg zu Schleuse.

Das Schleusen selbst geht recht flott. Wir fahren „nur“ durch die Zuidersluis. Doch ein paar hundert Meter weiter nördlich befindet sich seit 2022 die Seeschleuse Ijmuiden. In nur sechs Jahren Bauzeit ist hier die größte Seeschleuse der Welt entstanden. Wie lange bauen wir schon an der neuen Schleuse in Brunsbüttel?

Mit der aufgehenden Sonne geht es durch den Nordzeekanal bis Amsterdam. Wir müssen uns den Kanal nur mit Gänsen und Möwen teilen, denn es gibt um diese Zeit noch keinen Verkehr.

Wir laufen dieses mal den Hafen https://www.wsv-aeolus.nl/ an. Dieser liegt gegenüber des Hauptbahnhofs und ist mit einer Fähre gut erreichbar.

Nach der Ankunft gibt es ein gemütliches Frühstück und noch ein Nickerchen;-)

Die Tage in Amsterdam verbringen wir mit Besuchen im Museum, gehen Essen oder in ein Bruin Café. Auch fahren wir mit der Bahn nach Haarlem und besuchen dort den Neubau einer Windmühle. Dort schauen wir uns auch das alte Gefängnis an, denn dieses ist jetzt eine Uni. Es ist immer wieder erstaunlich, was die Niederländer so alles auf die Beine stellen. Doch schaut selbst: https://youtu.be/rsDRUsVy41U

De Adriaan
24.-25.07.2023 Muiden

Nachdem wir den Hafen, Kanal und später die Schleuse verlassen haben, versegeln wir uns. Wolfgang ist an dem Tag irgendwie gereizt und nach einigem hin und her kehren wir schließlich um, um nach Muiden zu segeln. Man muss ich hier im Markermeer immer die aktuelle Verbreitung der Wasserpflanzen im Auge behalten und daher bleiben wir im südlichen Teil brav im Fahrwasser.

Im Hafen bekommen wir ein schnuckeliges Plätzchen von jungen Hafenmeister zugewiesen. Die Gasse ist recht schmal und so müssen wir schräg in die Box fahren um die Kurve zu bekommen. Es ist hinter dem Gebäude kaum noch Wind und so gelingt es uns nach dem zweiten Anlauf festzumachen.

Nach dem Anlegen geht es direkt zum Bäcker. Wolfgang persönliches Highlight des Tages ist der Appeltaart. Gestärkt drehen wir noch eine Runde durch den Ort, um später den Regen unter Deck genießen zu können.

25.-26.07.2023 Edam

Nur mit Genua zieht uns der SW Richtung Norden und erst später auf der Höhe von Amsterdam setzen wir das Groß im 1. Reff. Ja es bläst heute wieder ordentlich und so fahren wir flott Richtung Marken, um dann westlich nach Edam abzubiegen. Immer wieder treffen wir auf große Felder der Wasserpflanzen. Daher nehmen wir die Segel erst kurz vor der Einfahrt weg, um möglichst keine Pflanzenteile in die Schraube oder Motorkühlung zu bekommen.

Auch an diesem Abend wird unser Deck wieder ordentlich mit Regenwasser gespült!

Am nächsten Morgen geht es auf den Käsemarkt nach Edam. Bei strömendem Regen werden hier die Käselaibe über den Platz getragen. Wolfgang ist etwas enttäuscht, da die „Träger“ keine Holzschuhe tragen. Dies wäre in Verbindung mit Kopfsteinpflaster und Regen sicher ein Spaß;-)

26.-28.07.2023 Lelystad

Wir mogeln uns durch die treibenden Wasserpflanzen ins tiefe Wasser. Alles geht gut, jedoch fahren wir möglichst wenig unter Maschine und setzen sogleich die Segel.

Die Fahrt verläuft flott und bis auf einen kleinen feuchten Gruß von oben bleiben wir verschont.

Lelystad gehört sicher nicht zu den Highlights am Ijsselmeer, jedoch möchten wir der Stadt noch mal eine Change geben. Die Wetterprogose ist weiter schlecht und morgen soll es ganztägig regnen.

Vom Bataviahaven sind es nur wenige Minuten zum Outlet. Wir haben aber beide keine Lust uns den ganzen Tag hier aufzuhalten und so geht es nach dem Frühstück mit dem Bus zum Aviodrom. Hier kann man die gesamte Geschichte der niederländischen Fliegerei erkunden, Simulator fliegen und jede Menge Fluggeräte bestaunen. Etwas müde geht es am Nachmittag erst zurück in die Stadt und weiter zum Outlet. Entgegen der vielen anderen Besucher kaufen wir nichts.

28.-29.07.2023 Enkhuizen

Auch am Morgen regnet es etwas und das wird sich im Laufe des Tages nicht viel ändern.

Seglerisch machen die letzten Meilen noch mal richtig Spaß. Wir segeln im 1.Reff und Genua 2/3 um die 6 Knoten. Das ist für unsere Maxi schon ganz flott:-)

Am Samstagvormittag ist kein Regen gemeldet und daher packen wir schon Samstags alles zusammen und treten die Heimreise an.

Achso. Für Sonntag ist wieder Regen gemeldet – uns wundert es nicht mehr…

4 Gedanken zu „Ins Wasser gefallen“

  1. Hej Ihr zwei, viele grüße an die Decision! Bei uns war es dieses Jahr ähnlich. Der Trip von La Rochelle bis nach Lorient sehr schön – aber eben auch viel Wind & oft feucht. Bis hoffentlich bald, Eure Firschbrötchen-Crew.

    1. Hallo Lars, schön von dir zu hören. Wir schauen hin und wieder auf vesselfinder wo sich das Fischbrötchen so rumtreibt 😉 In der Tat ist der Sommer sehr verrückt und wir sind sicherlich von Schweden noch etwas
      verwöhnt. Ja bis hoffentlich bald 😊

  2. Eigentlich wollte ich euch bedauern, bei diesem Schietwetter (wie der Norddeutsche so schön sagt) segeln zu gehen. Aber euer Bericht und die Bilder sagen klar und deutlich, es kommt nicht aufs Wetter drauf an, sondern was man daraus macht. Und das habt ihr wieder mal klasse gemacht. Danke für die interessanten Einblicke und Ausblicke! 🙂

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