Zugvögel

Älöby 23.08.2021

Mit repariertem Segel fahren wir in Richtung Klintemåla. Wir kreuzen uns zunächst durch das Fahrwasser und die Betonnung vor Västervik, nehmen aber dann auch bald den Motor hinzu. Wir sind ja erst am Nachmittag gestartet, haben heute noch rund 20 Meilen vor uns und wollen noch im Hellen ankommen.

Auf dem Weg zu unserem Tagesziel begegnen uns viele herrliche Ankerbuchten. 4 Meilen vor unserem Ziel entscheiden wir, in eine dieser abzubiegen und die Nacht vor Anker zu verbringen. Die Wetterbedingungen sind einfach ideal und wir vermuten, dass dies eine unserer letzten Ankernächte sein könnte. Das für die nächsten Tage und Wochen vorhergesagte Wetter ist für’s Ankern nicht unbedingt vielversprechend. Vielleicht ist das auch der Grund, dass wir diesen Abend und die Natur um uns herum ganz besonders genießen.

Kitteholmen 24.08.2021

Wir lichten früh den Anker. Heute soll der Wind schon deutlich zulegen. Noch ist davon nicht viel zu spüren. Im Gegenteil. Wir fahren heute 24 Meilen nur unter Motor . Und wieder entscheiden wir uns spontan für eine Ankerbucht. Diese Ankerbucht hatte Wolfgang schon vorher in der Seekarte markiert als mögliche Option. Wir ziehen die Option und gehen an eine der beiden ausgelegten SXK Bojen. Inzwischen hat der Wind etwas aufgefrischt und wir liegen etwas im Schwell, da die SXK Bojen genau an der Stelle liegen, an der die Bucht eine Öffnung hat und der Wind aus der Richtung der Öffnung weht. Wolfgang lässt noch einmal die Drohne fliegen und später am Abend telefonieren wir noch mit Freunden vom Compagnieshaven.

Dabei kommt kurz die Frage auf, ob wir denn unseren alten Liegeplatz in Enkhuizen in der nächsten Saison wiederbekommen. Um ehrlich zu sein, haben wir uns darum noch gar nicht aktiv gekümmert….das Thema sollten wir wohl bald mal angehen.

Mönsterås 25.08.2021 – 27.08.2021

Der Wind kommt wie vorhergesagt und verleiht uns ordentlich speed. Wohin fahren wir denn heute eigentlich? Wir überlegen: Der Wind ist für die nächsten 3-4 Tage mit bis zu 30 Knoten in Böen vorhergesagt, dazu Dauerregen. Wir könnten direkt bis Kalmar fahren, das bedeutet aber, dass wir dann über eine Woche in Kalmar wären, denn in Kalmar würden wir dann nicht nur das schlechte Wetter aussitzen sondern danach noch auf Antje warten, die wir am 01. September in Kalmar abholen wollen.

Eine Woche Kalmar….neeee….nicht schon wieder…..das hatten wir ja schon auf unserer Hinreise….Also suchen wir uns Mönsterås als möglichen Hafen aus. Das Fahrwasser nach Mönsterås zieht sich über mehrere Meilen und ist sehr eng. Man sollte sich hier möglichst an das Fahrwasser halten – nebendran wird es sehr schnell flach und man sieht immer wieder Möwen, die auf der Wasseroberfläche zu stehen scheinen – Das tun sie natürlich nicht, sie stehen auf den Steinen, die direkt unter der Wasseroberfläche liegen.

Gemäß Murphy’s Law ziehen dann auf die letzten zwei Meilen noch Gewitterwolken auf. “ Bitte liebe Gewitterwolke, halte doch einfach noch 20 Minuten die Füße still”. Den Gefallen tut sie uns nicht. Kurz vor der Hafeneinfahrt blitzt, donnert und regnet es in Strömen. Wir können kaum die nächsten Tonnen vor uns ausmachen und tasten uns in Minimalgeschwindigkeit in das Hafenbecken. Kaum haben wir seitwärts festgemacht, ist der Spuk auch schon zu Ende. Jetzt könnten wir mal eine Dusche vertragen, nach zwei Nächten vor Anker und diesem Regenguss.

Wolfgang geht zum Touristenbüro, das den Gästehafen betreibt, entrichtet die Hafengebühr, die hier direkt für drei Tage gilt und fragt nach dem Sanitärgebäude….”Das gibt es aktuell nicht. Das wurde abgerissen und befindet sich im Wiederaufbau für die kommende Saison”….Dann tut es wohl auch noch für die nächsten Tage die Waschschüssel. Wir machen den obligatorischen Stadtrundgang.

Am darauffolgenden Tag schüttet es ohne Unterlass und der Wind weht kräftig.  Wir verkriechen uns unter Deck. Am dritten Tag regnet es morgens zunächst nicht. Wir fahren mit dem Bus nach Pataholm und wollen von hier ca. 17 Kilometer zurück laufen.

Pataholm ist ein verschlafenes kleines Nest, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Gerade als wir loslaufen, beginnt es wieder zu regnen. Wir lassen uns anfangs nicht beirren und laufen in Richtung Timmernabben. Der Regen nimmt zu und nach wenigen Kilometern sind wir durch und durch nass, auch unsre Schuhe haben sich in Swimmingpools verwandelt. So macht es wenig Spaß. In Timmernabben warten wir auf den nächsten Bus und fahren zurück. Abends holen wir uns noch etwas zu essen vom Thairestaurant, das uns empfohlen wurde.

Kalmar 28.08.2021 – 31.08.2021

Am dritten Tag in Mönsteras hat der Wind endlich nachgelassen, zumindest fühlt es sich im gut geschützten Hafen so an. Wir fahren los und merken schon bald, dass es noch immer ziemlich stark weht und natürlich regnet es immer noch. Die gesetzten Segel holen wir schon nach 15 Minuten ein.

Wir bekommen den Wind direkt von vorne und müssen ja erst einmal das enge Fahrwasser verlassen, vorher machen Segel erst einmal keinen Sinn, weil das Kreuzen durch das Fahrwasser nicht möglich ist. Als wir das Fahrwasser und die Abdeckung verlassen sind wir etwas überrascht. Es hat sich über die drei Tage Starkwind eine mächtige Welle aufgebaut, gegen die wir erst einmal noch ankämpfen müssen, bis wir nach Süden abdrehen können und dann vor der Welle ablaufen können.

Die Wellen sind irgendwie faszinierend und gleichermaßen respekteinflößend. Wir fahren mit 3,5 Knoten die Welle hoch und mit 7 Knoten die Welle wieder herunter. Der Kurs, den wir als am angenehmsten empfinden, würde uns direkt in die Hafeneinfahrt von Borgholm spülen. Wir überlegen kurz und wollen es erst einmal in diese Richtung weiter laufen lassen. Kurz vor der Hafeneinfahrt Borgholm überdenken wir unseren Plan noch einmal, denn ab und an schlägt uns die Welle plötzlich quer und wir wollen diese Situation nicht in der Hafeneinfahrt haben, das könnte in der engen Einfahrt unangenehm werden. Wir drehen also ab und nehmen Kurs auf Kalmar.

Je südlicher wir kommen, desto angenehmer wird die Welle. Kurz nach der Brücke haben wir etwa 2kn Strom mit uns! Nach 30 Seemeilen kommen wir in Kalmar an. Der Hafen ist erstaunlich gut gefüllt, hauptsächlich mit deutschen Seglern. Man könnte den Eindruck bekommen, es handele sich um Zugvögel, die sich im Herbst sammeln, um gemeinsam das richtige Wetterfenster für die Weiterreise abzuwarten.

Wir machen erst mal etwas klar Schiff und genießen die wohlverdiente Dusche. Parallel werden 4 Maschinen Wäsche gewaschen und getrocknet. Es hat auch endlich aufgehört zu regnen. Am zweiten Tag nach unserer Ankunft kommt sogar die Sonne zum Vorschein.

Die Stadt Kalmar konnten wir am Anfang unserer Reise schon ausgiebig erkunden. Also schauen wir uns dieses Mal die nähere Umgebung an. Dazu mieten wir uns Fahrräder und fahren in ein 6 Kilometer entferntes Naturreservat (Horsö-Värsnäs). Im Naturreservat angekommen, wandern wir einige Kilometer des Wanderweges Kalmarsundsleden.

„Your sail needs love“

Nynäshamn 16.08.2021

Nynäshamn wurde uns von einigen befreundeten und bekannten Seglern als guter Versorgungshafen empfohlen. Nach drei Tagen weniger guten Versorgungsmöglichkeiten kann unser Wassertank eine Auffüllung gut vertragen, Wäsche würden wir auch gerne mal wieder waschen, damit man nicht wochenlang die schmutzige Wäsche durch die Gegend fährt.

Um nach Nynäshamn zu kommen, müssen wir aber erst einmal früh aufstehen. In den Morgenstunden ist noch moderates Wetter angesagt, später soll es ungemütlich werden. Also legen wir bereits vor 06:00 Uhr ab, haben schon um 06:03 Uhr alle Fender und Leinen wieder aufgeklart und die Segel stehen. Wir fahren gute zwei Stunden unter Segel bis wir in den Sund abbiegen, in dem Nynäshamn liegt. Ab hier haben wir den Wind direkt von vorne und müssen die Segel bergen. Der Hafen ist erstaunlich leer. Man merkt, dass mit Ende der schwedischen Sommerferien die Nachsaison beginnt. So haben wir die freie Auswahl an Liegeplätzen und wählen einen der Plätze direkt vor der Hafenpromenade mit Restaurants, Läden und Fischräucherei. Im Hafenbüro bezahlen wir und buchen auch direkt drei Waschmaschinen

….unser Wasch-Zeitfenster beginnt in 25 Minuten also sortieren wir direkt die Wäsche und befüllen die Maschinen. In der Wasch- und Trockenzeit laufen wir zum 20 Minuten entfernten Supermarkt und besorgen uns noch etwas Fisch in der Räucherei. Auch der Wassertank wird gefüllt und der leere Dieselkanister beim Sjömack um die Ecke befüllt. Die Wäsche ist inzwischen fertig, wir legen sie zusammen und alles wird verstaut. Wir sind wieder startklar für die Weiterreise.

Trosa 17.08.2021 -18.08.2021

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Unseren Liegeplatz in Trosa haben wir vorab per Dockspot.com reserviert. In Trosa gibt es laut Seekarte nur wenige Liegeplätze, die für unseren Tiefgang von 1,60 Metern geeignet sind und wir wollen uns einen dieser Plätze sichern. Bei Südwind geht es Richtung Süden….. wir haben keine Wahl:

Wir müssen nach Süden und die Windrichtung können wir uns leider nicht aussuchen. Bei Ankunft stellen wir fest, dass die Reservierung nicht wirklich nötig gewesen wäre, alle tiefen Plätze sind noch frei. Trosa ist ein malerisches Örtchen und war mit seinen hübschen Holzhäusern schon oft Drehort der Serie Inga Lindström. Wir machen direkt einen Rundgang durch das Städtchen und Wolfgang kauft sich eine neue Ölzeug-Hose, da seine nunmehr 20 Jahre alte Ölzeug-Hose inzwischen Undichtigkeiten aufweist. Den nächsten Tag verbringen wir ebenfalls in Trosa, denn der Wind weht mit 6 Windstärken und es regnet und regnet und regnet.

Grampöfladen 19.08.2021

Am darauffolgenden Tag hat es aufgehört zu regnen, die Sonne scheint. Der Wind ist aber immer noch recht stark. Gemeldet sind 4-5 Windstärken. Wir legen ab und haben uns eine Tagesetappe von rund 40 Meilen bis zu einer Ankerbucht an der Insel/Schäre Harstena vorgenommen. In der Abdeckung der Schären können wir gut segeln und sind sehr schnell unterwegs – durch teilweise sehr enge Passagen beinahe schon etwas zu schnell. Sobald wir die Abdeckung der Schären verlassen, überraschen uns Wellen von 1,3 – 1,5 Metern Höhe und wir merken sehr schnell, dass wir keine Chance haben, unser geplantes Ziel zu erreichen. Wir stampfen uns in der Welle fest und machen nur maximal 2,5 Knoten Fahrt…Dazu kommt, dass Wolfgang wohl etwas zu viel Sonne abbekomme hat. Durch den kühlen Wind haben wir nicht gemerkt, wieviel Kraft die Sonne hat und haben auf Mütze und Sonnenbrille verzichtet. Das Ergebnis sind Wolfgangs verblitzte Augen. Er kann kaum noch etwas sehen und hat Kopfweh. Wir entscheiden uns, umzukehren und laufen eine Ankerbucht namens Grampöfladen an. Hier liegen wir ruhig und Wolfgang kann sich regenerieren. Effektiv sind wir heute nur 10 Meilen gekommen:-(

Ruhe in der Ankerbucht

Håskö 20.08.2021

Nach einigen Tagen Starkwind ist heute Schwachwind vorausgesagt und wir vermuten, dass wir nicht viel segeln können werden. Nichts desto trotz wollen wir, wenn nötig unter Motor, heute die Ankerbucht Harstena anlaufen. Die Welle hat sich beruhigt und wir haben am Ende sogar einen wirklich guten Segelwind und können ausgerefft an die 5 Knoten Fahrt machen.

Spontan entscheiden wir uns, noch wenige Meilen weiter als geplant zu segeln. Der Tag entpuppt sich als traumhafter Segeltag. Um 16:30 legen wir am schönen Naturhafen Håskö am Steg an. Der kleine Hafen bietet keinen Service, also keine Toiletten und kein Wasser aber dafür eine sehr idyllische Lage. Getrübt wird die Stimmung nur von einigen Hafengästen, die bis 02:00 Uhr nachts laute Musik spielen, grölen und sich auch durch mehrfache Wortgefechte mit anderen “belästigten” Gästen nicht davon abbringen lassen, ihre zweifelhaften Gesangskünste zum Besten zu geben.

Idö 21.08.2021

The early bird catches the worm – Wir legen früh ab und wollen heute  “Meilen machen”. Wir haben einen Geheimtipp bekommen. Auf Stora Grindö soll es eine tolle Lachsräucherei geben. Der Besitzer züchtet den Lachs selbst und man kann dort an einem Steg festmachen, um dort einzukaufen. Wenn man ganz nett fragt, soll es auch möglich sein, hier über Nacht zu bleiben.

Auch dieser Tag entpuppt sich als wunderbarer Segeltag, bei Sonne, moderatem Wind und null Welle. Auf die letzten Meilen schläft der Wind zwar ein und wir müssen den Motor einschalten aber den Großteil der Strecke war das Segeln herrlich. Wir tasten uns in die kleine, absolut malerische “Lachs-Bucht”. Hier kommt man auch wirklich nur hin, wenn man ein Boot hat, einen Landweg gibt es nicht. Dennoch ist der Laden sehr gut besucht, viele Boote kommen und gehen. Wir kaufen etwas vom wirklich guten Lachs und fragen ganz charmant, ob wir über Nacht bleiben dürfen……Wir dürfen nicht…..Der Besitzer sagt, es sei sein Prinzip, niemanden übernachten zu lassen, da sich seine Nachbarn gestört fühlen würden….scheinbar waren wir nicht charmant genug….Schade.

Aber egal, wir packen noch einmal 12,5 Seemeilen drauf und fahren nach Idö, eine weitere Empfehlung. Hier gibt es ein Restaurant ganz oben auf der Schäre, von wo aus man eine traumhafte Aussicht genießen kann. Das Restaurant hat, wie wir feststellen, nur bis 15. August geöffnet und auch das Café und der Hafenbetrieb selbst wurden für diese Saison bereits eingestellt. Wir hinterlassen das Liegegeld im Briefkasten und verbringen hier unsere Nacht. Generell können wir sagen, dass die Schären rund um Idö wunderschön sind und uns viel besser gefallen, als die Stockholmer Schären. Hier kann man nur staunen und genießen.

Västervik 22.08.2021

Heute haben wir es nicht besonders eilig, denn wir haben heute nur eine kurze Strecke bis nach Västervik vor uns. Wir wandern nach dem Frühstück erst einmal gemütlich über die Insel Idö.

Blick vom Restaurant

Bild 1 von 9

Västervik liegt genau genommen wieder in nördlicher Richtung von Idö, ist also eher ein Umweg aber wir haben ein kleines Problem, für das wir uns Abhilfe in Västervik erhoffen. Vor 2 Tagen hat Wolfgang festgestellt, dass unsere Genua einen Riss am Achterliek hat. Wenn dieser Riss größer wird, haben wir ein echtes Problem, denn ohne Genua segelt es sich einfach unausgewogen und wir haben dann kaum eine Chance, rechtzeitig nach Hause zu kommen. Das Segel muss repariert werden und Wolfgang hat mit einem Segelmacher in Västervik telefonisch Kontakt aufgenommen. Der Segelmacher hat sich bereit erklärt, das Segel zu reparieren und uns für Montag 10:00 Uhr einbestellt. Noch am Steg in Idö schlagen wir die Genua ab (wir liegen hier gerade mit der Nase zum Wind und nur so bekommen wir unser Vorsegel vom Vorstag). Als das Vorsegel so vor uns liegt, wird das Ausmaß des Schadens erst deutlich. Wir sind von einem ca. 10 cm langen Riss ausgegangen. Nun sehen wir, dass es weit schlimmer ist und eigentlich das gesamte Achterliek wahrscheinlich aufgedoppelt und verstärkt werden muss. Das Material ist nur noch hauchdünn und beim bloßen Anfassen entstehen neue Risse. Wir hatten dem Segelmacher auf seine Frage nach der Größe des Risses die 10 cm genannt und hoffen nun, dass er Zeit hat, den doch viel  größeren Schaden zu beheben.

Punkt 10:00 Uhr steht Wolfgang am nächsten Morgen vor dem Haus des Segelmachers. Dieser sieht sich das Segel an und verspricht, dass er rund “Lunchtime” fertig sein wird und das Segel sogar in die Nähe unseres Liegeplatzes bringen wird. So spart Wolfgang sich den 40-minütigen Fußweg mit schwerem Gepäck. Wie versprochen bekommen wir unser Segel geliefert und Wolfgang wird mit der Frage begrüßt, ob das unser einziges Vorsegel sei. Als er die Frage mit “ja” beantwortet und er auch die Frage mit “ja” beantwortet, ob wir das Segel oft bei mehr als 20 Knoten Wind stark gerefft fahren, sagt der Segelmacher, dass man es unserem Segel ansieht. “Your sail needs love” und dass eine Genua dafür nicht gemacht ist. Uppsss, Sanft einen auf den Deckel bekommen. Die Anfertigung eines zweiten Vorsegels, einer Arbeitsfock, kommt aber für uns nicht in Frage. Zu zweit auf See die Segel ständig zu wechseln in Anbetracht der Tatsache, dass unsere Decision das angeschlagene Vorsegel meist nicht freiwillig und wenn, dann nur unter perfekten Windbedingungen wieder loslässt; darauf haben wir wirklich keine Lust. Wir sind uns einig, dass die Genua wohl nach dieser Saison in den Ruhestand gehen wird und wir eine neue Genua anfertigen lassen werden. Wenn diese dann wieder so alt wird, wie unsere aktuelle Genua (mindestens 11 Jahre), dann sind wir zufrieden. Apropos zufrieden: Wir sind happy und zufrieden, dass die Reparatur so schnell und auch noch günstig gemacht wurde und unsere Genua nun hoffentlich noch bis zum Ende der Reise durchhält.

Wir schlagen die Genua wieder an und segeln direkt los, denn heute ist noch super Segelwetter.  

Hotspot-Tour

Vaxholm 06.08.2021 – 07.08.2021

Wir begeben uns weiter auf Hotspot-Tour…..auf nach Vaxholm. Vaxholm ist eine historische Stadt in der Provinz Stockholms län. Der Stadt vorgelagert befindet sich das Kastell, das seinerzeit zum Schutze der Stadt Stockholm von der Seeseite errichtet wurde und heute ein Museum beherbergt. Wir fahren mit dem Boot direkt im schmalen  westlichen Fahrwasser zwischen Stadt und Kastell, was natürlich eine sehr schöne Kulisse darstellt.

Man muss allerdings wirklich wachsam sein, denn auch hier herrscht reger Boots- und Fährverkehr. Auch eine Kabelfähre fährt im 15 Minuten-Takt zwischen Kastell und Stadt, also ist etwas Vorsicht geboten. Wie wir später lesen, ist diese Durchfahrt eigentlich für Boote kleiner 12 Meter verboten, was aber niemanden zu interessieren scheint oder sich dessen niemand bewußt ist (so wie wir eben auch). Im Hafen ist mächtiger Schwell, verursacht durch die viele Fähren und Motorboote. Das Anlegen ist also etwas herausfordernd. Zudem gibt es keine Bojen, sondern Mooring-Leinen. Man legt Bug vorwärts an und nicht wie im Mittelmeer-Raum mit dem Heck zum Steg – eine für uns bisher unbekannte Art anzulegen. Am Flair im Hafen und auch an den Hafenpreisen merkt man, dass wir uns dem Stockholmer Einzugsgebiet nähern. Wir bummeln etwas durch die Stadt und finden sogar einen Laden mit Bootszubehör, bei dem wir endlich Ersatz für unseren versunkenen Bojenhaken finden. Auf dem Rückweg decken wir uns noch mit Wasser und ein paar frischen Lebensmitteln ein. Der Abend und die Nacht sind etwas unruhig da einige Bootscrews am Steg sturzbetrunken die Nacht durchmachen.

Der nächste Tag beginnt, wie vorhergesagt, mit starkem Regen. Wir haben vorausschauend den Besuch des Kastell-Museums auf den Regentag verlegt. Also fahren wir mit der Kabelfähre zum Kastell.  Das Museum zeigt in der Hauptausstellung alles rund um Schwedens Küstenverteidigung und das Leben in der Festung zur damaligen Zeit.

Am Nachmittag bekommen wir Besuch. Cecilia, ebenfalls Maxi84 Besitzerin, die Wolfgang schon seit längerem aus der Maxi84-FB Gruppe kennt, kommt mit ihrem Sohn und Hund zu uns an Bord. Im Gepäck hat sie außerdem einige selbstgemachte Leckereien (Kaneelbullar und Kokosbollar), die wir zur traditionellen schwedischen “Fika” genießen. Wir verbringen einen sehr schönen Nachmittag und freuen uns, dass wir uns persönlich kennenlernen konnten. Vielen Dank, liebe Cecilia!

Rönningsfladen / Eknö 08.08.2021

Nach einer deutlich ruhigeren Nacht steht heute etwas wichtiges auf unserer ToDo-Liste: Ölwechsel. Wolfgang macht sich direkt nach dem Frühstück an die Arbeit und kurze Zeit darauf fahren wir auch schon los, zunächst in Richtung Tankstelle. Wir füllen Tank und Kanister und fahren in eine Ankerbucht namens Rönningsfladen auf der Insel Eknö, ganz in der Nähe von Sandhamn. Die meiste Zeit sind wir unter Motor unterwegs, da der Wind sich heute eine Pause gönnt.   Die Einfahrt in die Ankerbucht ist sehr sehr eng und auch nicht besonders tief; drinnen liegt man aber sehr ruhig.

Schmal und nicht besonders tief

Sandhamn 09.08.2021 – 10.08.2021

Wie erwähnt, befindet sich Rönningsfladen ganz in der Nähe von Sandhamn. Genau genommen 2 Meilen. Wir haben also nur eine ganz kurze Strecke vor uns. Sandhamn ist das Mekka der Segler innerhalb der Schären. Da wir so früh ankommen, ergattern wir einen Premium-Platz direkt gegenüber des Seglerhotels. In Sandhamn begeben wir uns auf die Suche nach Schauplätzen aus der Krimi-Reihe “Morde in Sandhamn” nach den Romanen von Viveca Sten. Einige Plätze und Häuser meinen wir auch, wiederzuerkennen. Zur Sicherheit schauen wir uns abends noch eine Folge der Serie an. Sandhamn mit seinen hübschen Häusern und Fischerhütten in vielen Farben und Formen gefällt uns sehr gut und wir bleiben eine weitere Nacht.

Gegenüber liegen die beiden Inseln Lökholmen und Telegrafholmen. Der Segelclub KSSS, der den Hafen Sandhamn betreibt, bietet einen kostenfreien Bootstransfer dorthin, denn auch die Steganlagen auf den beiden genannten Inseln werden vom Segelclub betrieben. Wir nehmen das Angebot in Anspruch und schauen uns Lökholmen mit den Überresten einer Festung an. Auch die Steganlagen nehmen wir in Augenschein. Hier liegt man sehr ruhig und idyllisch ohne den Stadttrubel Sandhamns. Wer also eher ruhige Liegeplätze bevorzugt, ist hier sehr gut aufgehoben und ist durch den stündlichen Shuttle-Service dennoch nicht von der Außenwelt angeschnitten.

Högholmen / Harö 11.08.2021

Der Kommissar aus der Serie “Morde in Sandhamn” hat ein Sommerhaus auf der nahe gelegenen Insel Harö. Auch diese Insel wollen wir uns einmal ansehen. Auf der Insel Harö selbst gibt es keinen Hafen, aber eine Bucht, in der man vor Anker gehen- oder direkt am Fels anlegen kann. Wir steuern die Bucht an, da aber gerade in dem Moment eine Gewitterwolke mächtig zu grummeln beginnt, wollen wir ungern an den Fels gehen und das aufblasbare Kanu wollen wir auch nicht im Gewitter in Betrieb nehmen.

Wir fahren also einmal um die Ecke herum, nach Högholmen, eine kleine benachbarte Insel. Hier gibt es eine Steganlage mit Restaurant, das bekannt ist für seine gute Pizza. Im Restaurant gibt es auch einen kleinen Laden, in dem man sich bei Bedarf versorgen kann. Wir sind erstaunt, dass die Hafengebühr hier 40 Euro beträgt, mehr noch als in Sandhamn, das deutlich mehr zu bieten hat. Wir gehen davon aus, dass bei diesem Preis der Strom inklusive ist und stöpseln unser Kabel an. Später am Abend kommt dann der ca. 10-jährige Sohn des Hafen- und Restaurantbetreibers zu uns an Bord und erklärt uns in perfektem English, dass wir noch 15 Euro für Strom zu entrichten haben, da der Strom nicht inklusive sei….Wow, um ehrlich zu sein finden wir das sogar schon etwas unverschämt. Auch die Pizza für 20 Euro ist für deutsche Verhältnisse wirklich teuer, aber sie ist wirklich sehr lecker, das kann man nicht anders sagen. Der Tag/die Nacht hier kostet uns am Ende insgesamt 100 Euro….Kann man mal machen, aber jeden Tag können wir uns das nicht leisten. Vielleicht ist auch das der Grund, dass nur sehr wenige Boote hier über Nacht bleiben. Die meisten kommen mit Motorboten, legen an, essen eine Pizza und fahren wieder.

Björnö / Myrholmen 12.08.2021

Nicht nur um Geld zu sparen, peilen wir für die nächste Nacht einen Schärenplatz an. Wir setzen die Segel, die wir aber auch nach kurzer Zeit schon wieder bergen müssen, da der Wind schwach ist und wir teilweise genau gegen den Wind fahren. Generell ist es so, dass durch die vielen Schären der Wind sehr stark abgelenkt wird und streckenweise Düseneffekte auftreten und kurz darauf wieder absolute Flaute durch die Landabdeckung herrscht. Daher ist das Segeln hier mit vielen Kursveränderungen, Veränderungen der Segelstellung, Setzen- und dann doch wieder Bergen der Segel verbunden. Die zunächst angedachte Ankerbucht namens Ramsviken auf der Insel Björnö lassen wir nach kurzem Blick hinein erst einmal links liegen. Die Schärenplätze sind schon belegt. Ca. Eine halbe Seemeile weiter nördlich gibt es eine weitere Bucht, in der wir noch einen Schärenplatz finden. Keine ideale Schäre, da der Fels nicht sehr steil abfällt sondern eher flach aber es klappt gut, wir machen fest, rechtzeitig bevor es zu regnen beginnt. Wir wollen erst einmal unter Deck den Regen abwarten, doch plötzlich: “Bumm”, die Decision stößt vorne an den Fels. Das Geräusch hört sich unter Deck wirklich nicht schön an. Durch ein aufziehendes Gewitter gab es einen Winddreher, der die Decision nach Lee drückt und hier ist der Fels wirklich zu flach für uns….In strömendem Regen legen wir so schnell wie möglich wieder ab. Gar nicht so einfach, hier wieder wegzukommen, denn die Schäre wird bei Regen ganz schnell zur Rutschpartie für Wolfgang, den es beim Lösen der Leinen ziemlich auf die Nase legt. Wir fahren also wieder die halbe Seemeile in den Süden und versuchen, in der ursprünglich geplanten Bucht frei zu ankern. Der Anker scheint zwar zu halten aber wir haben nicht viel Raum in Lee zum Schwanken also brechen wir das Ankermanöver wieder ab. Im Süden der Insel gibt es noch eine Ankerbucht, die vielversprechend aussieht – Myrholmen/Småäng. Wir tuckern also ein Stück unter Motor durch das sich gerade beruhigende Gewitter und werfen unseren Anker in Myrholmen. Hier liegen wir nun wirklich ruhig und man glaubt kaum, dass es gerade außerhalb der Bucht noch so “abging”. Auf den geplanten Landgang mit Wanderung zu einem Aussichtsturm verzichten wir jetzt aber lieber.

Åvaviken 13.08.2021

Eine ausgiebige Wanderung holen wir am darauffolgenden Tag nach. Hierzu fahren wir erst einmal 10 Meilen in die Bucht Åvaviken. Auf dem Weg hierher und auch in der Bucht selbst gibt es viele Häfen, allerdings ausschließlich Clubhäfen und keine Gasthäfen. Ein Revierführer schreibt von einem Gästesteg am Ende der Bucht, dieser ist allerdings inzwischen in marodem Zustand und hat auch keine Landverbindung mehr.

Wir ankern also in der Bucht mit viel Raum in alle Richtungen zum Schwanken. Das Kanu kommt heute zum Einsatz denn die Bucht liegt direkt am Naturreservat mit schönen Wanderwegen, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Wir machen eine 5-stündige Wanderung durch ursprüngliche Wälder, über Stock und viel Stein, vorbei an einem See und paddeln anschließend wieder zurück zur Decision, die brav auf uns gewartet hat. Beim Übersteigen vom Kanu an Bord der Decision macht es Platsch und Tanja landet im Wasser…Hahahah, einen Lacher ist es Wert. Wolfgang hat es schon kommen sehen, dass die Art und Weise des Übersteigens so nicht wirklich von Erfolg gekrönt sein würde aber noch bevor er eine Warnung aussprechen kann, ist es zu spät.

Dallarö / Ornö (Brunnsviken) 14.08.2021 – 15.08.2021

Als wir unsere Ankerbucht verlassen, pustet der Wind ordentlich aus südwestlicher Richtung. Wir merken, dass das erste Reff nicht ausreicht, binden das zweite Reff ein, das sitzt irgendwie nicht richtig gut. Hier ist etwas mit der Führung der Reffleine nicht in Ordnung, was Wolfgang dann noch schnell behebt.

Mit achterlichen Winden, die zudem ständig durch die Inselablenkung drehen und zur einen oder anderen beinahe-Patenthalse führt, nehmen wir die Segel wieder runter, auch weil wir nach Kursänderung in Richtung Süden wieder einmal direkt gegen den Wind fahren. Auf der weiteren Fahrt machen wir noch einen guten Fang und können nun einen weiteren Fender unser Eigen nennen;-)

Da auch für die kommenden Tage starke südwestliche Winde angesagt sind, wollen wir den nächstgelegenen Hafen, Dallarö, anlaufen. Wie wir geahnt haben und dann auch bestätigt bekommen, ist der Hafen jedoch bei südwestlichen Winden direkt dem Schwell ausgesetzt und bietet keinen Schutz und nachdem alle Plätze mit der Nase in den Wind schon belegt sind, ziehen wir wieder davon. Unsere Alternative liegt in ca. 8 Seemeilen Entfernung. Ein von allen Windrichtungen gut geschützter Hafen auf der Insel Ornö. Wir stampfen uns also gegen Wind und Welle  in Richtung Süden und kommen nur langsam vorwärts.

Der Hafen erweist sich tatsächlich als sehr gut geschützt, ist allerdings stark in die Jahre gekommen und bietet keinen besonders guten Service (Trocken-Toilette und Container-Dusche, die die besten Jahre hinter sich haben). Auch hier beträgt die Hafengebühr 35 Euro ohne Strom. Sauna ist allerdings fast überall standardmäßig im Preis inbegriffen. Irgendwie unfair. Auch auf Ornö gibt es ein Naturreservat, das wir in der Abenddämmerung noch erlaufen. Hier soll es sehr viele Elche geben….Wir halten gespannt Ausschau und siehe da, als wir die Hoffnung fast aufgegeben haben, erspähen wir am Waldrand etwas, das wie ein Elch aussieht…..Zu unserem Glück kommt die Elchkuh mit ihrem Kalb sogar direkt in unsere Richtung gelaufen und wir können sie lange Zeit beobachten, bevor wir von den großen Vierbeinern gesehen werden und diese das Weite suchen.

WOHIN SOLL DIE REISE GEHEN?

Öregrund

Hier gibt es das begehrte Gas!

Der angekündigte Regen am nächsten Tag bleibt aus. Während Tanja noch Lebensmittel bunkern geht, macht sich Wolfgang auf die Suche nach einem Ersatz-Bojenhaken und einer neuen Flasche Gas….dazu später mehr in einem anderen Reisebericht. Nachdem wir alles erledigt haben, machen wir die Leinen los….aber wohin nur? Wir liebäugeln ja immer noch mit der Hohen Küste, die uns von so vielen Leuten derart ans Herz gelegt wurde, dass wir kaum widerstehen können, allerdings passen die Winde nicht wirklich und Tanja hat Bedenken, ob wir

das zeitlich noch hinbekommen, da das insgesamt ein Plus von 400 Meilen (Hin-und-zurück) bedeuten würde. Wir entscheiden uns dagegen und tingeln ein kleines Stück (ca. 6 nautische Meilen) gen Süden in eine ruhige Ankerbucht (Hamn Holmen auf der Insel Alnö) in der wir die Nacht verbringen.

Hamn Holmen / Älmsta 28.07.2021

Der Tag beginnt mit schlechter Laune….Irgendwie fühlen wir uns hier nicht so richtig wohl. Die letzten Wochen haben wir die Stille und Ruhe der Ålands genossen. Seit unserer Ankunft an der Schwedischen Ostküste in Öregrund ist es mit der Ruhe irgendwie vorbei. Massen von Motorboten, Jetskifahrern und Fähren fahren uns vor der Nase herum, kreuz und quer, verursachen Schwell und machen einen Heidenkrach. Die Stille hat uns irgendwie besser gefallen. Dazu kommt noch, dass uns irgendwie der rote Faden für den weiteren Törnverlauf abhanden gekommen ist. Wir haben nun noch genau einen Monat, bis wir in Kalmar einlaufen wollen. Diese Zeit gilt es, in den Stockholmer Schären zu verbringen. Eigentlich hatten wir für diesen Teilbereich bei unserer ursprünglichen Planung viel weniger Zeit veranschlagt. Da wir aber schon Estland auf Grund der Einreisebestimmungen und den Götakanal auf Grund einer geplanten Sanierung/Sperrung aus den Plänen streichen mussten, haben wir nun eigentlich zu viel Zeit für den überfüllten und quirligen Stockholmer Schärengarten zur Verfügung. Für die Hohe Küste wiederum reicht die Zeit nicht aus und der Wind passt mal wieder nicht. Wir fahren also weiter in Richtung Süden durch den Vaddökanal nach Älmsta…..Sagen wir mal so, die Kanalfahrt ist der Laune nicht unbedingt zuträglich. Wenngleich landschaftlich wirklich sehr sehr schön; der Trubel nervt uns.

Ankerbucht für die Nacht

Älmsta 29.07.2021

In Älmsta legen wir im Hafen an. Das Hafenmeister-Ehepaar ist sehr fürsorglich, man bekommt eine detaillierte Einweisung in so ziemlich alles und jeder Schritt, den man tut, wird überwacht und bei Bedarf mit weitern mündlichen Hilfestellungen kommentiert. Sogar der Müll wird hier vom Hafenmeister persönlich nachsortiert. Ein Plus des Hafens: Die saubersten Duschen, die uns bisher begegnet sind und tip-top Waschmaschinen, die wir mal wieder in Anspruch nehmen.

Tjockö 30.07.2021

Die in unmittelbarer Nähe zum Hafen Älmsta gelegene Brücke öffnet zu jeder vollen Stunde für Segler. Wir wollten früh durch die Brücke, allerdings beginnt der Morgen abermals mit schlechter Laune und den gleichen Diskussionen wie am Vortag. Daher fahren wir erst um 11:00 Uhr durch die Brücke. Die Kanalfahrt erscheint uns ewig lang und wir sind froh, als wir gegen 15:00 Uhr an einer wunderschönen Schäre auf der Insel Tjockö anlegen. Dies soll unsere erste tatsächliche Übernachtung direkt an einer Schäre werden. Die Bedingungen sind sehr gut. Wenig Wind und die Bucht ist sehr gut geschützt bei den vorherrschenden südlichen Winden. In Tjockö machen wir eine kleine Ortsbegehung inklusive des Landhandels. Wir staunen nicht schlecht, dass es auf einer kleinen Insel mit 40 Einwohnern sogar einen Laden gibt. Des Weiteren werden die Häuser an Glasfaser angebunden! Überall auf der Insel sind Gräben für die neuen Kabel gezogen. By the way: Unsere Laune hat sich inzwischen wieder auf Normalniveau eingependelt, da wir entschlossen haben, noch einmal zu den Åland-Inseln zurück zu fahren.

Käringsund/Eckerö 31.07. – 02.08.2021

Bei nunmehr bester Laune legen wir von unserer Schäre ab und fahren in Richtung der Åland-Inseln. Wir haben uns einen Hafen in den westlichen Ålands ausgesucht. Die nächsten Tage soll es stürmisch werden, also fallen heimelige Anker- oder Schärenbuchten aus. Wir nehmen Kurs auf Käringsund/Eckerö. Mal wieder sind wir recht flott am Wind unterwegs. Beim letzten Drittel unseres Weges sehen wir in der Ferne ein Gewitter aufziehen, das sich über der Ostküste Schwedens ausbreitet. Wir hoffen, dass wir davon nichts abbekommen und haben Glück.

Wir fahren dem schlechten Wetter davon. Nach 8,5 Stunden und 33 Meilen laufen wir in Käringsund ein. Die Betonnung in den Seekarten stimmt kurz vor der Hafeneinfahrt nicht mehr mit der Realität überein, was das ganze etwas knifflig macht aber wir halten uns mittig und legen erfolgreich am Steg an. Sowohl die idyllische Lage als auch die Steg- und Hafenanlage gefällt uns sehr gut.  Fast erinnert es an einen unserer Lieblingsspots, Rödhamn. Hier wettern wir fast drei Tage den gemeldeten Starkwind ab, leihen uns Räder mit welchen wir nach Degersand fahren (und zum ersten Mal in unserem Urlaub ein Restaurant besuchen), machen eine kurze Wanderung und besuchen das Jagd- und Fischereimuseum.

Enskär/Eckerö 03.08.2021

Als der Wind nachlässt aber immer noch recht kräftig weht, werfen wir die Leinen los. Die Insel Enskär ist unser Ziel. Enskär gehört noch zu Eckerö, liegt aber ca. 7 Seemeilen entfernt, etwas abgelegen von den Ålands in westlicher Richtung. Enskär hat eine lange Geschichte als Seeüberwachungsstation aufgrund der einzigartigen Lage zwischen den Åland-Inseln und dem schwedischen Festland.

Die Station ist seit einigen Jahren nicht mehr im Betrieb, lediglich der Radar-und Funkturm wird noch verwendet. Der hier angelegte Anlegesteg wird von einem Verein betrieben und in Schuss gehalten. Hier erkunden wir die Insel zu Fuß, sind fasziniert von der Brandung, genießen den Sonnenuntergang und begegnen zum ersten Mal einer gar nicht so kleinen Schlange, die wir zum Glück rechtzeitig entdecken.

Rödlöga 04.08.2021

Am nächsten Morgen legen wir früh ab, da der Wind morgens noch segelbar vorhergesagt wird, gegen Mittag aber ziemlich abflauen soll. Wir wollen heute wieder in die schwedischen Ostschären hüpfen. Inzwischen haben wir Anfang August und sind guter Hoffnung, dass durch das nahende Ende der schwedischen Sommerferien der Trubel inzwischen nachgelassen hat. Der Wind kommt ausnahmsweise so, wie er vorhergesagt wurde. Mittags müssen wir dann den Motor anwerfen, um vorwärts zu kommen. Wir laufen die Bucht Rödlöga an. Diese malerische Bucht ist ein Hotspot innerhalb der Schärenwelt; wunderschön gelegen. Wie es sich für einen Hotspot gehört, ist hier bereits einiges los aber wir finden noch ein Plätzchen und quetschen uns zwischen zwei Boote. Über helfende Hände, die von Land die Leinen annehmen, sind wir sehr dankbar, da diese Schäre ziemlich steil ist und das Springen von Bord auf den Fels etwas Mut erfordert. Unser schwedischer Nachbar spricht sehr gutes Deutsch und empfiehlt uns, gleich den Inselladen zu besuchen. So gehen wir gleich in den wirklich sehr gut sortierten Insel-Laden und sind mal wieder erstaunt, dass es hier so einen Laden überhaupt gibt. Wir verbringen eine ruhige Nach an der Schäre und machen am nächsten Morgen noch eine ca. 5 Kilometer lange Wanderung über die bewaldete Schäre….Einfach schön!

Finnhamn / Paradiset 05.08.2021

Nach der Wanderung werfen wir die Leinen los, die meisten Boote haben bereits abgelegt. Unser Törn führt uns auch dieses Mal zu einem Hotspot, einer Bucht auf Finnhamn, auch Paradiset (Das Paradies) genannt. Auf dem Weg begegnen uns nicht allzu viele Boote. Wir sehen unsere Vermutung bestätigt, dass der Trubel langsam nachlässt. Als wir jedoch um die Ecke herum in die Bucht einfahren, trauen wir unseren Augen und Ohren nicht. Hier wimmelt es mal wieder von Jetskies, Motorbooten und natürlich Seglern. Die begehrten Plätze an der Heckboje sind bereits alle belegt, auch die Schärenplätze sind gut gefüllt. Wir versuchen es an zwei Stellen an der Schäre…..1. Versuch: Zu flach, 2. Versuch: Der Heckanker hält nicht. Also entscheiden wir uns, „frei zu schwanken“. „Frei schwanken“ haben wir von einer schlechten Übersetzung aus dem Schwedischen als Synonym für „freies Ankern“ in unseren Sprachgebrauch übernommen. Wir finden das sehr passend (Siehe Aufzeichnung des Plotters unseres nächtlichen Schwankens um den Anker herum). Die Ankerbucht füllt sich nach und nach und schon kommt wieder etwas schlechte Laune auf…..aber die hält diesmal nicht lange an.