WOHIN SOLL DIE REISE GEHEN?

Öregrund

Hier gibt es das begehrte Gas!

Der angekündigte Regen am nächsten Tag bleibt aus. Während Tanja noch Lebensmittel bunkern geht, macht sich Wolfgang auf die Suche nach einem Ersatz-Bojenhaken und einer neuen Flasche Gas….dazu später mehr in einem anderen Reisebericht. Nachdem wir alles erledigt haben, machen wir die Leinen los….aber wohin nur? Wir liebäugeln ja immer noch mit der Hohen Küste, die uns von so vielen Leuten derart ans Herz gelegt wurde, dass wir kaum widerstehen können, allerdings passen die Winde nicht wirklich und Tanja hat Bedenken, ob wir

das zeitlich noch hinbekommen, da das insgesamt ein Plus von 400 Meilen (Hin-und-zurück) bedeuten würde. Wir entscheiden uns dagegen und tingeln ein kleines Stück (ca. 6 nautische Meilen) gen Süden in eine ruhige Ankerbucht (Hamn Holmen auf der Insel Alnö) in der wir die Nacht verbringen.

Hamn Holmen / Älmsta 28.07.2021

Der Tag beginnt mit schlechter Laune….Irgendwie fühlen wir uns hier nicht so richtig wohl. Die letzten Wochen haben wir die Stille und Ruhe der Ålands genossen. Seit unserer Ankunft an der Schwedischen Ostküste in Öregrund ist es mit der Ruhe irgendwie vorbei. Massen von Motorboten, Jetskifahrern und Fähren fahren uns vor der Nase herum, kreuz und quer, verursachen Schwell und machen einen Heidenkrach. Die Stille hat uns irgendwie besser gefallen. Dazu kommt noch, dass uns irgendwie der rote Faden für den weiteren Törnverlauf abhanden gekommen ist. Wir haben nun noch genau einen Monat, bis wir in Kalmar einlaufen wollen. Diese Zeit gilt es, in den Stockholmer Schären zu verbringen. Eigentlich hatten wir für diesen Teilbereich bei unserer ursprünglichen Planung viel weniger Zeit veranschlagt. Da wir aber schon Estland auf Grund der Einreisebestimmungen und den Götakanal auf Grund einer geplanten Sanierung/Sperrung aus den Plänen streichen mussten, haben wir nun eigentlich zu viel Zeit für den überfüllten und quirligen Stockholmer Schärengarten zur Verfügung. Für die Hohe Küste wiederum reicht die Zeit nicht aus und der Wind passt mal wieder nicht. Wir fahren also weiter in Richtung Süden durch den Vaddökanal nach Älmsta…..Sagen wir mal so, die Kanalfahrt ist der Laune nicht unbedingt zuträglich. Wenngleich landschaftlich wirklich sehr sehr schön; der Trubel nervt uns.

Ankerbucht für die Nacht

Älmsta 29.07.2021

In Älmsta legen wir im Hafen an. Das Hafenmeister-Ehepaar ist sehr fürsorglich, man bekommt eine detaillierte Einweisung in so ziemlich alles und jeder Schritt, den man tut, wird überwacht und bei Bedarf mit weitern mündlichen Hilfestellungen kommentiert. Sogar der Müll wird hier vom Hafenmeister persönlich nachsortiert. Ein Plus des Hafens: Die saubersten Duschen, die uns bisher begegnet sind und tip-top Waschmaschinen, die wir mal wieder in Anspruch nehmen.

Tjockö 30.07.2021

Die in unmittelbarer Nähe zum Hafen Älmsta gelegene Brücke öffnet zu jeder vollen Stunde für Segler. Wir wollten früh durch die Brücke, allerdings beginnt der Morgen abermals mit schlechter Laune und den gleichen Diskussionen wie am Vortag. Daher fahren wir erst um 11:00 Uhr durch die Brücke. Die Kanalfahrt erscheint uns ewig lang und wir sind froh, als wir gegen 15:00 Uhr an einer wunderschönen Schäre auf der Insel Tjockö anlegen. Dies soll unsere erste tatsächliche Übernachtung direkt an einer Schäre werden. Die Bedingungen sind sehr gut. Wenig Wind und die Bucht ist sehr gut geschützt bei den vorherrschenden südlichen Winden. In Tjockö machen wir eine kleine Ortsbegehung inklusive des Landhandels. Wir staunen nicht schlecht, dass es auf einer kleinen Insel mit 40 Einwohnern sogar einen Laden gibt. Des Weiteren werden die Häuser an Glasfaser angebunden! Überall auf der Insel sind Gräben für die neuen Kabel gezogen. By the way: Unsere Laune hat sich inzwischen wieder auf Normalniveau eingependelt, da wir entschlossen haben, noch einmal zu den Åland-Inseln zurück zu fahren.

Käringsund/Eckerö 31.07. – 02.08.2021

Bei nunmehr bester Laune legen wir von unserer Schäre ab und fahren in Richtung der Åland-Inseln. Wir haben uns einen Hafen in den westlichen Ålands ausgesucht. Die nächsten Tage soll es stürmisch werden, also fallen heimelige Anker- oder Schärenbuchten aus. Wir nehmen Kurs auf Käringsund/Eckerö. Mal wieder sind wir recht flott am Wind unterwegs. Beim letzten Drittel unseres Weges sehen wir in der Ferne ein Gewitter aufziehen, das sich über der Ostküste Schwedens ausbreitet. Wir hoffen, dass wir davon nichts abbekommen und haben Glück.

Wir fahren dem schlechten Wetter davon. Nach 8,5 Stunden und 33 Meilen laufen wir in Käringsund ein. Die Betonnung in den Seekarten stimmt kurz vor der Hafeneinfahrt nicht mehr mit der Realität überein, was das ganze etwas knifflig macht aber wir halten uns mittig und legen erfolgreich am Steg an. Sowohl die idyllische Lage als auch die Steg- und Hafenanlage gefällt uns sehr gut.  Fast erinnert es an einen unserer Lieblingsspots, Rödhamn. Hier wettern wir fast drei Tage den gemeldeten Starkwind ab, leihen uns Räder mit welchen wir nach Degersand fahren (und zum ersten Mal in unserem Urlaub ein Restaurant besuchen), machen eine kurze Wanderung und besuchen das Jagd- und Fischereimuseum.

Enskär/Eckerö 03.08.2021

Als der Wind nachlässt aber immer noch recht kräftig weht, werfen wir die Leinen los. Die Insel Enskär ist unser Ziel. Enskär gehört noch zu Eckerö, liegt aber ca. 7 Seemeilen entfernt, etwas abgelegen von den Ålands in westlicher Richtung. Enskär hat eine lange Geschichte als Seeüberwachungsstation aufgrund der einzigartigen Lage zwischen den Åland-Inseln und dem schwedischen Festland.

Die Station ist seit einigen Jahren nicht mehr im Betrieb, lediglich der Radar-und Funkturm wird noch verwendet. Der hier angelegte Anlegesteg wird von einem Verein betrieben und in Schuss gehalten. Hier erkunden wir die Insel zu Fuß, sind fasziniert von der Brandung, genießen den Sonnenuntergang und begegnen zum ersten Mal einer gar nicht so kleinen Schlange, die wir zum Glück rechtzeitig entdecken.

Rödlöga 04.08.2021

Am nächsten Morgen legen wir früh ab, da der Wind morgens noch segelbar vorhergesagt wird, gegen Mittag aber ziemlich abflauen soll. Wir wollen heute wieder in die schwedischen Ostschären hüpfen. Inzwischen haben wir Anfang August und sind guter Hoffnung, dass durch das nahende Ende der schwedischen Sommerferien der Trubel inzwischen nachgelassen hat. Der Wind kommt ausnahmsweise so, wie er vorhergesagt wurde. Mittags müssen wir dann den Motor anwerfen, um vorwärts zu kommen. Wir laufen die Bucht Rödlöga an. Diese malerische Bucht ist ein Hotspot innerhalb der Schärenwelt; wunderschön gelegen. Wie es sich für einen Hotspot gehört, ist hier bereits einiges los aber wir finden noch ein Plätzchen und quetschen uns zwischen zwei Boote. Über helfende Hände, die von Land die Leinen annehmen, sind wir sehr dankbar, da diese Schäre ziemlich steil ist und das Springen von Bord auf den Fels etwas Mut erfordert. Unser schwedischer Nachbar spricht sehr gutes Deutsch und empfiehlt uns, gleich den Inselladen zu besuchen. So gehen wir gleich in den wirklich sehr gut sortierten Insel-Laden und sind mal wieder erstaunt, dass es hier so einen Laden überhaupt gibt. Wir verbringen eine ruhige Nach an der Schäre und machen am nächsten Morgen noch eine ca. 5 Kilometer lange Wanderung über die bewaldete Schäre….Einfach schön!

Finnhamn / Paradiset 05.08.2021

Nach der Wanderung werfen wir die Leinen los, die meisten Boote haben bereits abgelegt. Unser Törn führt uns auch dieses Mal zu einem Hotspot, einer Bucht auf Finnhamn, auch Paradiset (Das Paradies) genannt. Auf dem Weg begegnen uns nicht allzu viele Boote. Wir sehen unsere Vermutung bestätigt, dass der Trubel langsam nachlässt. Als wir jedoch um die Ecke herum in die Bucht einfahren, trauen wir unseren Augen und Ohren nicht. Hier wimmelt es mal wieder von Jetskies, Motorbooten und natürlich Seglern. Die begehrten Plätze an der Heckboje sind bereits alle belegt, auch die Schärenplätze sind gut gefüllt. Wir versuchen es an zwei Stellen an der Schäre…..1. Versuch: Zu flach, 2. Versuch: Der Heckanker hält nicht. Also entscheiden wir uns, „frei zu schwanken“. „Frei schwanken“ haben wir von einer schlechten Übersetzung aus dem Schwedischen als Synonym für „freies Ankern“ in unseren Sprachgebrauch übernommen. Wir finden das sehr passend (Siehe Aufzeichnung des Plotters unseres nächtlichen Schwankens um den Anker herum). Die Ankerbucht füllt sich nach und nach und schon kommt wieder etwas schlechte Laune auf…..aber die hält diesmal nicht lange an.