Cuxhaven 13.09.2021
Nachdem unsere Verstärkung Antje uns verlassen hat, geht die Reise für uns zu zweit weiter. Wir warten noch auf die passende Tide und wollen uns vom Strom und dem noch kräftig vorausgesagten Ostwind unter Genua in Richtung Niederlande schieben lassen, bis der Wind dann irgendwann noch kräftiger auf West dreht.
Wolfgang hat die Tiden- und Reiseplanung ausführlich vorbereitet mit folgenden Optionen: Im besten Fall schaffen wir es bis Lauwersoog und fliehen dann vor dem Starkwind in die staande mastroute; alternativ (je nach persönlichem Befinden und der Wetterlage) biegen wir vorher nach Norderney ab, können dann aber voraussichtlich erst 4 Tage später wieder weiterfahren. Um 19:00 Uhr werfen wir die Leinen los und fahren in die Dämmerung hinein. Wie wir schnell feststellen, geht der Plan, sich von der Genua ziehen zu lassen, nicht auf, da der Wind um einiges schwächer weht, als vorhergesagt. Die Strömung hält allerdings, was sie verspricht und wir fahren mit ca. 6,5 Knoten durch die Nacht. Wir beide finden Nachtfahrten immer wieder ganz besonders faszinierend und spannend. Besonders auf der Nordsee und im Speziellen auf diesem vielbefahrenen Teilstück der Nordsee begegnen wir den Nachtfahrten mit viel Respekt und der gebotenen Aufmerksamkeit.
Ca. 2 Stunden, bevor wir nach Norderney abbiegen könnten, beraten wir noch einmal, wie wir weiter vorgehen wollen. Wir sind so schnell vorangekommen, dass wir ca. 1,5 Stunden zu früh am Dovetief sind, um dieses zu befahren.
Das Gatt in Lauwersoog würden wir, wenn es weiter so läuft, im Dunkeln und bei sehr starkem Westwind erreichen. Da wir eher defensive oder sagen wir, sicherheitsbewußte Segler sind, entscheiden wir uns gegen diese- und spontan für eine dritte Option:
Wir fahren nach Borkum durch das Riffgatt. Borkum erreichen wir so im Hellen und bei noch mäßigen Westwinden. Die Wellen im Riffgatt sind auch bei diesen mäßigen Winden schon recht unangenehm aber schließlich legen wir nach insgesamt 99 Meilen sicher am Borkumer Hafen an.
Borkum 14.09.2021 – 16.09.2021
Hier wollen wir nun erst mal zwei Nächte bleiben und dann nach Delfzijl fahren, um uns dann in die staande mastroute zu verkriechen und so direkt durch die friesischen Kanäle bis nach Woudsend zu fahren. Bei einem netten Gespräch mit unserem Liegeplatznachbarn wird allerdings schnell klar, dass wir unseren Plan noch einmal modifizieren müssen.
Eine Eisenbahnbrücke bei Leeuwarden ist derzeit defekt und wird nicht geöffnet, sodass wir nicht direkt nach Woudsend fahren können sondern nur bis Harlingen und dann doch noch einmal auf die Nordsee/Waddensee fahren müssen, um über die Schleuse Kornwerderzand und über das IJsselmeer nach Woudsend zu fahren. Na gut, dann eben so. Wenn wir auf der Reise eines gelernt haben, dann, flexibel auf geänderte Gegebenheiten zu reagieren.
Emden/Delfzijl 17.09.2021
Spontan entscheiden wir uns noch für ein Treffen mit Wolfgangs Familie, die gerade in der Nähe von Emden ihren wohlverdienten Urlaub verbringt. Wir fahren um 06:00 Uhr los in Richtung Emden, machen dort im Außenhafen fest und werden
kurze Zeit später auch schon von Wolfgangs Familie abgeholt. Wir fahren zu deren Ferienhaus, wo es lecker Kuchen und Kaffee gibt. Um halb 4 werden wir bereits wieder zurück zur Decision gebracht, da wir noch heute nach Delfzijl fahren wollen. Der Strom schiebt uns nach Delfzijl, wo wir um 18:30 Uhr anlegen.
Zoutkamp 18.09.2021
Um 07:30 Uhr legen wir ab und sind bereits um 08:00 Uhr durch die Schleuse. Ab hier geht es von einer Brücke zur nächsten und wir sind wirklich begeistert, wie schnell die Brücken exklusiv für unsere Durchfahrt geöffnet werden. Die Stadt Groningen sollte man normalerweise nicht alleine durchfahren sondern immer nur im Konvoi und so rechnen wir mit etwas Wartezeit vor den Toren von Groningen.
Wir gehen davon aus, dass die Schleusenwärter warten werden, bis sich außer uns noch weitere Boote vor der Brücke versammelt haben. Aber siehe da; auch in Groningen werden die Brücken sofort für unsere Durchfahrt geöffnet. Wir sind verblüfft. Um 11:47 Uhr erreichen wir Groningens Innenstadt. Hier legen wir erst mal eine Mittagspause ein, da die nächste Brücke ebenfalls Mittagspause macht und in einer Stunde die nächste Öffnung ist.
Nach 26 Brücken und 3 Schleusen, die wir wirklich alle direkt und ohne Wartezeit passieren konnten, kommen wir an Zoutkamp vorbei und entscheiden spontan, hier die Nacht zu verbringen. Abends gehen wir noch etwas leckeres essen und lassen den Abend ausklingen.
19.09.2021 Lauwersoog
Der Start in unseren heutigen Törn beginnt damit, dass Tanja eine grüne Tonne vor der Hafenausfahrt von der falschen Seite nimmt und wir erst einmal im Schlamm festsitzen. Upps! Mit kräftigem Rückwärts-Gas kommt die Decision langsam wieder in Fahrt. Glück gehabt! Weiter geht es mit der ersten Brücke, die ebenfalls direkt für uns öffnet. Bis zur nächsten Schleuse/Brücke sind jetzt erst einmal 2 Stunden Kanalfahrt angesagt. Als wir auf die Willem Loré-Schleuse zufahren, wird auch hier die Ampel direkt auf rot-grün geschaltet, d.h. “Durchfahrt wird vorbereitet”. Doch irgendwie passiert nichts…..mhhhh….wir sehen, dass der Schleusenwärter mehrfach einen Versuch unternimmt, die Brücke für uns zu öffnen aber diese verweigert den Dienst.
Auch seine Reparaturversuche schlagen fehl. Irgendwann kommt er zu uns ans Boot und sagt und, dass wir doch erst einmal “lekker koffie drinken” sollen, da er auf den Techniker warten muss…..Es stellt sich später heraus, dass der Techniker für 17:00 Uhr erwartet wird und danach die Reparatur erfolgen soll. Heute ist Sonntag und die Brücken im weiteren Streckenverlauf öffnen meist nur noch bis 19:00 Uhr, d.h. heute kommen wir nicht mehr wirklich weiter. Allerdings geht uns so ein kompletter Tag verloren. Nach einem erneuten Wettercheck entscheiden wir, ein Stück zurück zu fahren, dann durch das Lauwersmeer, durch die Schleuse nach Lauwersoog und am darauffolgenden Tag wieder über die Nordsee weiter zu fahren. Die staande mastroute ist landschaftlich wirklich schön und eine nette Abwechslung aber in Zukunft werden wir das nur noch machen, wenn wir mehr Zeit haben. Bisher hatten wir fast jedes Mal, wenn wir die staande mastroute gefahren sind, Verzögerungen durch defekte Brücken. Auf dem Lauwersmeer setzen wir für ein kleines Stück die Segel und legen um 15:00 Uhr in Lauwersoog an.
20.09.2021 Vlieland
Die Wetterbedingungen sind perfekt für unsere heutige Fahrt nach Vlieland. Wir können direkt nach der Hafenausfahrt die Genua setzen, die uns zügig nach Vlieland zieht. Dazu scheint die Sonne und es wird ein perfekter Segeltag. Wir kommen kurz nach Sonnenuntergang in Vlieland an.
Das war wirklich ein schöner Segeltag! Da wir auch etwas müde sind und morgen wieder früh aus den Federn müssen, unternehmen wir heute nicht mehr viel und gehen früh schlafen.
21.09.2021 Makkum
Zwei Stunden vor Hochwasser stechen wir wieder in See in Richtung Kornwerderzand. Es weht ein kräftiger Wind aus Südwest. Es verspricht, wieder ein wunderbarer Segeltag zu werden. Sehr viele andere Segler tuen es uns gleich.
Es verlassen soooo viele Boote den Hafen Vlieland und auch Terschelling, dass wir denken, die Waddenhäfen dürften jetzt wie leergefegt sein. Wir vermuten, dass die meisten die Inseln heute verlassen, um danach nicht durch die gemeldeten 7 Windstärken auf den Inseln festzusitzen.
Wir müssen heute auch richtig aufpassen bei dem vielen Verkehr und so wird es ein wunderschöner aber auch ein bißchen anstrengender Segeltag. In Kornwerderzand drehen wir erst mal ein paar Kreise bevor die Brücke für die vielen hier wartenden Boote öffnet. Wir rutschen zwar mit durch die Brücke; die Schleusenkammern sind aber im Nu voll und wir müssen erst einmal zwischen Brücke und Schleuse auf die nächste Schleusung warten. Das geht aber eigentlich recht flott….das IJsselmeer hat uns wieder. Wir fahren das kurze Stück bis Makkum unter Motor.
Heeg 22.09.2021 / 23.0.2021
Für heute gibt es zwei Optionen: Bis nach Stavoren oder Heeg fahren. Heute sind angenehme 10-14 Knoten Wind angesagt, am Tag darauf bis zu 30 Knoten in Böen. Da müssen wir nicht lange überlegen. Wir fahren durch bis nach Heeg. Hier haben wir am Freitag einen Termin beim Segelmacher, um offene Fragen zu unserer neuen Genua zu klären und diese gegebenenfalls in Auftrag zu geben.
Auch heute ist erneut schönes Segeln angesagt, einige Male kreuzen wir bis zur Schleuse Stavoren und nach der Schleuse zieht uns unsere alte Genua direkt nach Heeg. Beim Einrollen der Genua stellen wir fest, dass das wahrscheinlich der letzte Akt unserer “alten” Genua war und wir sie gerade zum letzten Mal bergen. Wir sind froh, dass Sie uns noch zuverlässig bis hierher gebracht hat.
An Heeg sind wir bisher immer nur vorbeigefahren. Diesmal gehen wir in den Hafen “Eendracht” in Heeg, da dieser in der Nähe des Segelmachers liegt. Die Tiefe ist hier mit 2,00 Metern angegeben. Das stimmt nicht so wirklich. Den uns zugewiesenen Platz erreichen wir nicht. Vorher stecken wir mal wieder in der Gasse fest. Rückwärts-Gas hilft auch hier aus dem Schlamassel und so verbringen wir (nach Absprache mit dem Hafenmeister) die Nacht am Meldesteg. Am nächsten Morgen weist uns der Hafenmeister einen Platz zu, der auf jeden Fall tief genug sein soll….ist er natürlich nicht, wir stecken wieder fest aber wir bleiben trotzdem dort liegen. Immerhin liegen wir so schön ruhig.