Drei Länder Tour (2/2)

Bolougne – Dunkerque 18.07.2018

Bei hochsommerlichem Wetter lösen wir gegen 12 Uhr die Leinen in der Marina Boulogne sur mer. Durch den noch niedrigen Wasserstand sind Muscheln und Algen an den Spundwänden gut zu erkennen. Die Strömung zieht uns aus dem Becken und die Sandbänke verlangen volle Aufmerksamkeit. Mit südlichem Wind von kaum 2 BFT geht es zunächst wieder zurück nach Cap Griz. Dort müssen wir leider wieder etwas Motoren, doch schon bald frischt der Wind wieder auf und wir segeln die letzten Meilen bis Dunkerque. Diese riesigen Industrieanlagen haben uns schon bei der Hinfahrt beeindruckt. In der Abendsonne wirken die bunten Farben der Abgase aus den Schornsteinen fast romantisch. 

Viel Verkehr im Englischen Kanal

Wir machen gleich steuerbord im Päckchen an einem englischen Stahlboot fest. Die Besatzung des Kutters möchte morgen zurück über den Kanal und um 05:00 Uhr aufbrechen. Das kann uns aber nicht abschrecken. Denn wir möchten hier nicht länger bleiben. Tanja hat immer noch etwas Probleme mit dem Rücken uns so krabbelt Wolfgang auf den Steg um das Hafenbüro zu suchen. Alles zu! Den Steg kann man nur mit einer Chipkarte verlassen und das Büro macht erst um 09:00 Uhr auf.  Dann eben nicht!

Wir trinken unseren Anleger (Bier von den netten Engländern aus Boulogne sur meer) und essen die Reste vom Vortag. Dabei lauschen wir den Klängen eines Dudelsackspielers.

Dunkerque – Zeebrugge 19.07.2018

Auf nach Cadzand- Bad oder so!

Wir starten am Morgen zusammen mit unsere englischen Päckchenliegern. Wechseln noch ein paar Worte und wünschen uns gegenseitig eine gute Reise. Es ist mal wieder flau mit dem Wind und so Motoren wir mal wieder. Die Fahrt ist unspektakulär und so dösen wir abwechselnd in der Sonne. Gegen Mittag und kurz vor Oostende taucht ein Hubschrauber auf und fliegt sehr dicht hinter einem Sportboot her. Das Manöver wird noch einige Male wiederholt bis er abdreht. Kurz darauf bekommen wir Besuch von der belgischen Polizei mit einem „Rubberboat“ (2x 300PS). Flucht schient keine Option zu sein! Die beiden Polizisten grüßen freundlich und sagen, sie würden das Boot überprüfen. Einer tippt in einem Notebook während der andere Wolfgang fragt „What´s your destination“. Wolfgang antwortet: „BAD CADZAND“. Der Polizist darauf: „WHAT“. Darauf wiederum Wolfgang etwas lauter und deutlicher „BAD CADZAND“. Die beiden Polizisten schauen sich an und drehen ab. Tanja schläft während der ganzen Aktion unter Deck und kommt nun verträumt nach oben. Was wollten die fragt sie? Wolfgang antwortet: Die fragten nach unserem Ziel und sind dann einfach weg. Und was hast Du geantwortet fragt Tanja? Na „BAD CADZAND“! Tanja hat sich vor Lachen nicht mehr halten können. Der Ort lautet „CADZAND-BAD“

Der Wind frischt nun deutlich auf gute 5 BFT auf. Nun können wir zwar schön segeln doch sind wir auch schon vor der Einfahrt Zeebrugge. Im Hafenführer sind Warnhinweise, bei auflandigem Wind über 5 nach Cadzand einzulaufen. Kurzentschlossen zum Leid von Tanja geht es nun wieder nach Zeebrugge. Cadzand verschieben wir auf morgen.

Zeebrugge –Cadzand 20.07.2018

Nach dem obligatorischen Abmelden bei Zeebruge PortControl geht es nun bei frischem Wind auf die Nordsee. Wir können die paar Meilen auf der Nordsee gut segeln und erreichen schon gegen 14 Uhr den Meldesteiger der Marina. Der Wind ist deutlich schwächer als gestern.

Marina Bad Cadzand

Doch weiterhin auflandig und wir haben arge Mühe bei Schwabbel-Welle auch wieder vom Meldesteiger fortzukommen. Doch ein freundliche Niederländer geben uns einen Schubs beim Ablegen und am Ende liegen wir wohl vertäut am uns zugewiesenen Liegeplatz. Die Marina ist sehr modern mit Schwimmstegen und allem Komfort. Es gibt sogar ein Sterne- Restaurant! Wir beschließen, hier zwei Nächte zu bleiben.

Ein Riss!

Beim Verstauen des Großsegels stellen wir die ersten Auflösungserscheinungen fest. Naja das wird wohl im Winter neu „müssen“ denken wir uns und machen eine erste Notreparatur.

Wir starten mit einem ersten Rundgang durchs Zentrum.   Cadzand ist voll mit Touristen und darunter viele deutsche. Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell man sich an das Bordleben gewöhnt. Seit der Abfahrt in Boulogne waren wir fast nur unter uns und so kommt uns dieser quirlige Ort doch sehr fremd vor.

Wir gönnen uns eine gute Pizza beim örtlichen Italiener und glücklicherweise gibt es auch gleich noch italienisches Eis dazu.

Mmhhh

Wir verbummeln den Tag durch kleine Spaziergänge und als es am frühen Abend anfängt zu regnen, flüchten wir in eine coole  Craft-Bierbar  https://www.halvemaan.be/ . Eine gute Entscheidung. Sehr lecker und auch das Essen sieht sehr gut aus! Beim Trinken und Essen beobachten wir, wie einige deutsche Touristen sich die Karten anschauen, aber dann sehr schnell verschwinden. Eine Familie hat schon die Getränke bestellt findet scheinbar nichts Passendes. Schon sind sie wieder weg. Wir wundern uns. Uns gefällt es jedenfalls.

Cadzand – Middelburg 21.07.2018

Ein wunderbarer Segelwind erwartet uns heute Morgen auf der Nordsee. Kaum noch Welle aber um die 4 BFT aus West-Nord-West. Leider ist dies nur ein kurzes Gastspiel und die nächsten Tage ist wieder sehr wenig Wind aus nördlichen Richtungen gemeldet. Gar nicht gut um nach Norden zu fahren. Des Weiteren ist Scheveningen immer noch dicht. D.h. wir müssten in einen Rutsch durch bis Ijmuiden oder wieder rein nach Stellendam. So beschließen wir erst mal nach Middelburg zu fahren und dann zu entscheiden ob wir Rompot wieder raus gehen oder weiter durch die Staande Mastruste https://de.wikipedia.org/wiki/Staande_Mastroute. Dies Route führt quasi einmal quer durch die Niederlande. Von Zeeland durchs Ijsselmeer bis Delfzjil. Alle Brücken und Schleusen sind mit stehendem Mast passierbar.

Westerschelde

Die Westerschelde, sozusagen das Tor nach Antwerpen ist ein sehr dicht befahrenes Seegebiet. Alle möglichen Arten von Frachtern, Tanken und Feederschiffen sind unterwegs. So müssen wir beim Queren mehrfach ausweichen. Doch inzwischen haben wir eine gewisse Gelassenheit entwickelt und meistern dies ohne Probleme. Der häufige Umgang mit der Großschifffahrt gibt einem mehr Sicherheit ohne leichtsinnig zu werden.

Vlissingen Schleuse

Kaum passieren wir die Hafeneinfahrt von Vlissingen ist es wieder hochsommerlich warm und die krabblige Welle der Westerschelde ist vorbei. Wir passieren die Schleuse und nehmen Kurs auf den Kanal von Walchernen https://de.wikipedia.org/wiki/Kanaal_door_Walcheren.

kurz vor Middelburg

Doch schon vor der ersten Brücke müssen wir fast zwei Stunden am Wartedalben auf Öffnung warten. Wir treffen zwei nette Niederländer und vertreiben uns die Zeit mit einem netten Gespräch. So ist was Warten doch recht kurzweilig.  Brücke für Brücke kämpfen wir uns bis Middelburg durch. Schon die Einfahrt in die Hafenzone sieht verlockend aus und wir freuen uns auf das kleine Städtchen.

GTL-Tanke

Zuvor füllen wir unseren Tank/Kanister Jos Boone noch mit GTL, um auf jeden Fall genügend Treibstoff bis nach Enkhuizen zu bunkern. Nach dem Anmelden im Hafenbüro bekommen wir eine Box im inneren Hafen und dürfen für heute die letzte Brücke passieren.

Es ist noch sehr warm und wir benötigen noch etwas Abkühlung bevor wir eine erste Runde durch das Zentrum drehen und so gönnen wir uns ein kühles Bier. Wir drehen eine kleine Runde durch das Stadtzentrum und nehmen danach eine Dusche. Das gastronomische Angebot ist wirklich sehr groß und vielfältig. Wir entscheiden uns für das Restaurant direkt am Hafen und werden nicht enttäuscht. Wolfgang muss unbedingt noch die Neeltje Jans Muscheln probieren. Sehr lecker!

Blick auf unseren Hafen
Lange Jan
Aussicht vom Lange Jan

Den zweiten Tag in Middelburg verbringen wir mit einem ausgiebigen Stadtrundgang. Insbesondere der „lange Jan“ hat es uns angetan. Von hier oben hat man einen super Überblick. Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel im Supermarkt und verbringen den Rest des Tages mit Kochen und Relaxen.

Middelburg –Veere- Sint Annaland 23.07.2018

Heute verlassen wir schon das schön Middelburg mit seinen historischen Gebäuden und nehmen Kurs auf Veere. Doch zuvor müssen wir auf die erste Öffnung der Hafen-Brücke warten. Daraufhin geht es weiter auf den Kanal von Walchernen. Vor Veere kommt noch eine Schleuse. Wir staunen nicht schlecht als wir bei der Einfahrt einen Blick auf die Schleusenwand werfen.. Bruchsteine! Das Anlegemanöver gelingt und die Decision bleibt heile. Doch beim Verstauen der Fender stellen wir einen kleinen Riss fest. Krasse Schleuse.

Anleger Veere
Veere

In Veere gibt es einen kleinen Steg an dem man temporär anlegen darf und davon machen wir auch gleich Gebrauch. Der Zwischenstopp lohnt sich auf jeden Fall. Der historische Kern mit vielen Blumen und dem alten Hafen sind bei diesem tollen Wetter ein Genuss.  Lediglich die „vielen“ Touristen stören das Bild etwas. Doch dies ist nun wirklich Jammern auf höchsten Niveau! Beim Bäcker gibt es ein Brot und ein kleines Eis und geht es gestärkt weiter.

Der Wind hat leicht zugenommen und so können wir fast durch das ganze Veerse Meer segeln. Hier ist einiges an Bootsverkehr los. Kleine Fähren, Segelboote und Jollen, da muss man doch sehr konzentriert im engen Fahrwasser steuern. Überall gibt es hier „freie Liegeplätze“, welche für bis zu 3×24 Stunden nutzbar sind. Doch wir wollen weiter bis nach Sint Annaland.  Nach der Schleuse bei Kats können wir die Segel setzen und lassen die Zeelandbrücke links liegen. Kurz überlegen wir ob wir nicht doch Richtung Roompot aufbrechen möchten und morgen weiter über die Nordsee. Doch die Wetteraussicht mit 1-4 Knoten Wind aus drehenden Richtungen spricht dagegen. Es bleiben nur noch wenige Tag und wir brauchen unter Umständen noch etwas Puffer für die Heimreise.

Zeelandbrug
Kurs Sint Annaland

Gegen 18 Uhr erreichen wir die Einfahrt zum Krabbenkreek. An unserer Backbordseite liegen eine Boote im Sand. Es ist immer noch ablaufendes Wasser und die Sandbucht nutzen einige zum trockenfallen. Weitere Boote liegen vor Anker. 

Nach einem kurzen Stopp am Meldesteiger machen wir gleich am Schwimmsteg fest. Die Marina ist uns gleich sympathisch und wir fühlen uns sehr wohl. Wir brauchen noch einige frische Sachen für das Abendessen und Dank Google haben wir hinter der Marina einen Jumbo Supermarkt entdeckt. Mit Tüten bewaffnet freuen wir uns einige Schritte nach dem langen „Seetag“ zu laufen. Ein kurzer Schlenker  durch die Stadt und dann geht es mit vollen Taschen und 12 Liter Wasser zurück an Bord.

Nach dem Duschen und Essen nehmen wir noch einen Sundowner in der Bar. Was für  ein herrlicher Abend. 

 

 

Sint Annaland – Willemstad 24.07.2018

Als wir heute Morgen losfahren haben noch kein konkretes Tagesziel. Wir fahren mal soweit wir kommen und schauen wo wir übernachten können. So geht es gemütlich nach dem Frühstück weiter durchs Volkerak. Wir können zuerst mit Motor und später Genua und Motor nach Nord-Ost fahren. Kurz vor den großen Volerak-Schleusen müssen wir das Fahrwasser kreuzen und biegen links zur Sportschleuse ab. Am Wartedalben machen wir fest und müssen fast 1,5 Stunden auf Öffnung warten. Hier ist wieder mal Geduld gefragt!

Algenpest

Bei der nächsten Öffnung gibt es das übliche Gedrängel, doch wir sind vorsichtig. Im vergangen Jahr sind wir hier auch schon durch und es gab eine sehr unangenehmen Unterströmung. Dabei hat es eine andere Yacht quer an die Seitenwand der Schleuse geschlagen.

Sonnensegel

Dieses Mal geht alles gut. Wir entscheiden heute doch nicht weiter zu fahren und nehmen direkt Kurs auf den Hafen Batterij vom Willemstad. Auch dies ist uns vom vergangen Jahr noch in Erinnerung geblieben.

Am Abend gibt es lecker Essen in der Stadt und wir planen einen frühe Abfahrt um die „verlorenen“ Meilen von heute wieder gut zu machen.

Willemstad – Alphen aan den Rijn 25.07.2018

Pünktlich zur Abfahrt um 5 Uhr regnet es. Naja es hat die letzten drei Wochen nicht geregnet aber jetzt. Schwarze Wolken, Blitze, Starkregen. So verschieben wir die Abfahrt noch um eine halbe Stunde.  Leider regnet es nach dem Gewitter auch weiter und so geht es mit Ölzeug auf die Hollandsche Diep.

Leider müssen wir mit Erschrecken feststellen, dass unser Handlauf auf Deck nicht mehr ganz dicht ist. Es war uns irgendwie noch bewusst, dass dieser Punkt auf der ToDo Liste noch offen ist, aber es hat ja bekanntlich bis heute nicht geregnet. Wolfgang ärgert das doch sehr!

Im Tagesverlauf wird das Wetter besser und wir tauschen sukzessive Ölzeug gegen kurze Hose und T-Shirt.  Immer wieder müssen wir vor großen Brücken warten. Die Wartedalben haben meist keine Landverbindung und die Umgebung ist urban, industriell.

In Boskoop vor der Eisenbahnbrücke nimmt plötzlich der Motor kein Gas an oder vielmehr dreht er zwar hoch aber ohne Fahrt aufzubauen. Wir schaffen es noch irgendwie durch doch verlieren wir Anschluss an die Gruppe.  Auf der staanden Mastroute fährt man sinnvollerweise in der Kolonne. Somit „rutscht“ man gemeinsam von Brücke zu Brücke. Wir machen aber erst mal am Wartedalben nach der Brücke fest. Nach einen Pause haben wir wieder volle Kraft auf der Schraube. Was war los? Dreck in der Schraube.

Unterwegs erkennen wir die Arche aus Urk.

Am frühen Abend geht es durch Alphen aan den Rijn und wir entscheiden uns dem Motor oder Getriebe etwas Pause zu gönnen.

Unterwegs entdecken wir noch die Arche aus Urk. Sie hat im vergangenen Winter für viel Kleinholz und GFK gesorgt. Link zum Artikel

Wir landen im Jachthaven WVA und passieren die kleine Brücke an der Einfahrt. Der Hafenmeister begrüßt uns sehr freundlich und weist uns einen Platz zu. Tanja kommt mit dem Hafenmeister noch etwas ins Gespräch und er erzählt uns, dass die Staande Mastroute über Amsterdam dicht ist. Was nun? Naja es geht nur noch über Haarlem, da es wohl auf Grund der lang anhaltenden Hitze Probleme mit den Brücken gibt. Na toll, ein weiterer Umweg. So langsam nervt uns die Staande Mastroute doch etwas.

 Wir sind beide recht müde durch die lange Fahrt durch die Kanäle und direkt nach dem Abendessen geht es in die Koje.

Alphen aan den Rijn – Haarlem (Schouwbroekerbrug) 26.07.2018

Ein wunderschöner Morgen erwacht uns und wir genießen ein köstliches Frühstück. Die Laune ist nun wieder besser und ein erster Test unseres Antriebs ist auch vielversprechend. So tuckern wir bei herrlichen Sommerwetter los.

Kanal oude wetering

Lieder bleibt es nicht bei dieser Euphorie. Nach etwa drei Stunden Fahrt macht der Antrieb wieder Mucken. Die nächsten Stunden werden zur physischen und physischen  Tortur. Bei jeder weiteren Brücke bangen wir, dass wir bei Öffnung auch Kraft auf die Schraube bekommen. Wolfgang probiert verschiedene Taktiken aus. Den meisten Erfolg haben wir, wenn  wir nach dem Einkuppeln gaaaanz vorsichtig Gas geben. Zum Teil fahren wir rückwärts durch die Brücken oder Tanja funkt den Wärter zuvor an und wir rauschen einfach durch. Wir erreichen Haarlem und passieren die erste Brücke „Cruquiusbrug“. Nach dem Passieren soll man sich beim Hafendienst über Funk melden, um die weiteren Brücken zu koordinieren. Tanja tut das auch brav und erfährt, dass heute keine Brücke mehr öffnet.  Wir können auch sehen, dass sich die Cruquiusbrug nach unserer Passage nicht mehr schließen lässt. Die Brücken lassen sich Aufgrund der enormen Hitze nicht mehr öffnen oder schließen.

Hafen bei Schouwbroekerbrug

Und nun? Wie geht es weiter. Einige Boote aus der Kolonne ankern im Kanal. Andere haben sich an irgendwelchen Dalben vertäut. Wir können aktuell nur noch im Standgas manövrieren. Nach einigem Hin- und her entdecken wir einen kleinen „Hafen“ links vor der Schouwbroekerbrug. Unter Schwierigkeiten lagen wir uns an die lange Kante und haben noch einige Zentimeter Wasser unterm Kiel. Der Hafen ist eigentlich kein Hafen, da es keinerlei Infrastruktur gibt. Der Hafenmeister und seine Freunde sitzen in der Sonne und genießen das Leben. Gäste sind hier wohl nicht so häufig. Uns wird auch ein Mechaniker und ein chinesisches Restaurant empfohlen. Doch wir entscheiden uns für den Chinesen. Tanja taucht noch mal ab um die Schaube zu prüfen. Hier scheint doch alles ok zu sein. Wie geht es weiter? Wann öffnen die Brücken. Über Funk erfahren wir das es um 19:00 Uhr eine Öffnung geben soll. Doch wir gehen zum Chinesen essen um alles Weitere zu besprechen. Bei der Rückkehr liegen noch weitere Boote im kleinen Hafen. Eine Öffnung um 19:00 Uhr gab es nicht. Zum Überfluss soll es heute Nacht noch Gewitter geben und so legen wir noch zusätzliche Festmacher aus.

Haarlem (Schouwbroekerbrug) – Enkhuizen Aquadukt (Südseite) 27.07.2018 und 28.07.2018

Tanja schaltet  den Funk ein und wir erfahren von einer ersten Öffnung um 07:00 Uhr. Leider haben wir nur noch 6 Minuten Zeit so legen wir einen Blitzstart hin und sind um 07 Uhr vor der offen Brücke. Eine kurzer Funkspruch von Tanja und wir dürfen die Brücke noch passieren. Puhh geschafft.

Buitenrustbrug warten

Leider geht es nur bis zur nächsten Brücke der Buitenrustbrug. Wie wir erfahren, wird diese erst ab 9 Uhr geöffnet. So vertäuen wir uns zwischen zwei Dalben der Berufsschifffahrt. Das Manöver schauen wir uns bei einer dänischen Yacht ab. Die beiden treffen wir seit Alphen an der Rijn

Buitenrustbrug doppel rot.

immer wieder.

Die restlichen Brücken durch Haarlem sind kein Problem und auch der Antrieb macht heute Morgen keine Mucken. Wir haben die Abdeckung des Motors offen um möglichst viel Kühlung zu bekommen.

Wir rauschen durch bis Spaarndam und müssen dort auf die Öffnung der Schleuse warten. Auch hier gibt es ein tolles Gedrängel aber am Ende finden alle Ihren Platz. Wir zahlen 3 EUR Schleusengeld und fahren weiter bis zum Wartedalben  der Autobahnbrücke.  Bei wirklich warmen Sommerwetter und zwei Tagen ohne Dusche erfrischen wir uns um kühlen Wasser des Rheins.

Jetzt muss nur noch der Antrieb im Nordzeekanal durchhalten. So laufen wir mit 4 Knoten Fahrt problemlos bis zur Oranjesluizen. Für dieses Jahr haben wir genug vom Kanalfahrt. Kurz überlegen wir, ob wir die Nacht noch irgendwo im Hafen verbringen möchten. Doch der Wind frischt gerade etwas auf und es ist eine warme Sommernacht gemeldet. So setzen wir kurz nach dem Verlassen der Schleuse die Segel. Traumhaft endlich mal wieder schön segeln. Wir sind zurück in unserem Heimatrevier.

Marken

Das Markermeer zeigt sich von seiner besten Seite und bis auf einige Fischer haben wir  es für uns. Kurz vor der Schleuse in Enkhuizen wird es noch mal etwas anstrengend. So tasten wir uns im Dunkeln in das Fahrwasser. Die vielen Lichter sind doch etwas verwirrend. Ampel, Häuser, Strassenbeleuchtung oder Seezeichen?

Doch was nun? DOPPEL ROT am Aquadukt! Tanja versucht per Funk die Schleuse zu rufen. – ohne Erfolg. Leicht abgeschlagen und verärgert legen wir uns an die lange Seite im Wartebereich. 

Wir sind beide sehr müde und gehen erschöpft ins Bett. Am Morgen um 07:00 Uhr lösen wir gleich nach dem Aufstehen die Leinen und fahren in den den Compagnieshafen. Nach einer ausgiebigen Dusche und frischen Brötchen vom Bakker Rood sieht die Welt schon wieder anders aus. Wir sind froh, trotz einiger Turbulenzen wieder in Enkhuizen zu sein. Der Rest ist Routine; Putzen, Packen und zurück nach Hause. Schön war es! 


 

In dieser Karte von Google könnt Ihr die gesamte Strecke noch mal nachverfolgen.


 

 

Drei Länder Tour (1/2)

Winter: 2017/2018
London, Normandie oder Kanalinseln. Das ist doch alles soweit! Schaffen wir das? Wie wird das Wetter? Nach langem Abwägen und Beratschlagen entscheiden wir uns gegen London und für Frankreich.

Angang Juni 2018
Wir haben einen Liegeplatz in Zeebrugge, einen Mietwagen und drei Tage Urlaub. Wir wollen die Decision nach Zeebrugge bringen, um unseren Urlaub dort zu starten. Nach einer langen Überfahrt von Enkhuizen nach Amsterdam starten wir am 17. Juni morgens um 4 Uhr. von Amsterdam weiter nach Ijmuiden und von hier direkt weiter auf die Nordsee. Bei böigen 6Bft aus SSW laufen wir einen Kurs von 210 Grad. Die Decision schüttelt und stampft mit jeder Welle. Die knapp über 6 Meter Wasserlinie der Maxi sind bei diesem Kurs und Wellengang eine sehr ernüchternde Erfahrung. So entscheiden wir, um uns und das Material zu schonen, um 10 Uhr nach Ijmuiden umzukehren!
Das ist vernünftig, doch auch enttäuschend zugleich. Erschöpft von der kurzen Nacht und mit der Erkenntnis, das Wetter nicht bezwingen zu können, machen wir im Seaport Ijmuden fest.
Für die nächsten Tage ist weiterhin SW gemeldet. Der Wind soll sogar noch etwas kräftiger werden. Der Liegeplatz in Zeebrugge und Mietwagen werden storniert und wir verbringen noch einen regnerischen Tag in Alkmar bevor wir die Rückfahrt nach Enkhuizen antreten.

3 Wochen später:
Das Auto ist brechend voll mit warmer Kleidung, Essen, Ausrüstung und vielem mehr gepackt. Es geht nach Enkhuizen. Dort finden wir die Decision wohl behalten vor. Leider haben (mal wieder) die Spinnen, Fliegen und Vögel ganze Arbeit geleistet. Wir verbringen den Tag mit putzen, einräumen und einem kleinen Stadtrundgang
Drei Wochen Sommerurlaub liegen vor uns. Unser Motto und Ziel: Wir schauen einfach mal, wie weit wir nach Frankreich kommen und lassen uns nicht hetzen.

Enkhuizen – Durgerdam: 07.07.2018 (hier jeweils klicken)
Wir wollen nicht am ersten Tag schon wieder direkt durch den Nordzeekanal . Unser Tagesziel ist Durgerdam. Schon oft haben wir diesen kleinen Ort einfach links liegen lassen und wie wir jetzt wissen, zu unrecht. In der Dämmerung erreichen wir die Einfahrt zum kleinen Fahrwasser nach Durgerdam. Im Revierführer ist vermerkt, dass die Einfahrt oft verschlammt ist und so tasten wir uns im Dunkeln voran. Immer den Blick auf den Tiefenmesser gerichtet. Der Tiefenmesser springt zwischen 0,4 und 0,6 m unterm Kiel. Doch dann ist es geschafft und wir legen uns nach voriger Absprache mit den Hafenmeister an den Meldesteiger . In der Dämmerung genießen wir den ersten „Anleger“.

Durgerdam – einfach schön

Durgerdam – Ijmuiden: 08.07.2018
Wir haben es nicht eilig. Der Wetterbericht verspricht die nächsten Tage schönes Wetter und Ostwind. Nach einem ausgiebigen Frühstück erkunden wir den wirklich wunderbaren Ort Durgerdam. Nette Kaffees, Blumen an den alten gepflegten Häusern und abseits der Fahrwassers ankern einige Plattis. Wir möchten gar nicht weg. Doch leider braucht der Hafenmeister den Meldesteiger für eine großes Boot. So geht es gegen 11 Uhr durch die Schleuse, weiter durch den Kanal und wieder Schleuse bis zum Seaport Ijmuiden. Ein fast vertrauter Anblick. Nach einer Runde zum Strand stellen wir uns den Wecker auf 03:30 Uhr. Nach einem letzten Blick in die Strömungskarten und den Wetterbericht geht es früh in die Koje.

Ijmuiden – Stellendam: 09.07.2018
Um 04:00 Uhr schieben wir uns aus der Hafenausfahrt vorbei an den qualmenden Industrieanlagen hinaus auf die Nordsee. Wir können das Großsegel setzen. Westwind! Wir biegen nach der großen gelben Tonne nach Südwest ab und ziehen die Genua. Die Nordsee zeigt sich von Ihrer anderen Seite. Kaum Welle und nur eine sanfte Brise schiebt uns nach SW. Wieder scheint der Wetterbericht uns an der Nase herum zu führen. Leider müssen wir das Großsegel bald bergen und fahren unter Motor und Genua weiter. Wir passieren Rotterdam ohne Probleme mit der Großschifffahrt. Durch das AIS haben wir die „Großen“ gut im Blick. Gegen 16:30 Uhr sind wir an der Schleuse und Brücke in Stellendam. Tanja funkt den Schleusenwärter an, ob er für uns die Brücke öffnet. Die Antwort lautet: „Nein, ich mache doch nicht für nichts die Brücke hoch!“ Wir wissen die Masthöhe der Decison nicht. So fahren wir vorsichtig und langsam bei 13,80 Meter durch die Brücke. Im Funk hören wir: noch 60 cm…
Bei ordentlich Seitenwind machen wir nach zwei Anläufen an der Gulf-Tankstelle fest. Leider gibt es hier in der Gegend sehr wenige GTL-Tankstellen und wir möchten unsere Vorräte in Kanistern noch für die weitere Reise aufsparen.
„So ein Mist“ schreit Wolfgang als Tanja vom Hafenbüro zurückkommt. Unser Dieseltank ist mal wieder undicht und die Brühe steht auf dem Tank! Eine Gummidichtung der Verschraubung ist defekt uns so müssen wir mit Küchentüchern das retten, was zu retten ist. Die Bude stinkt natürlich wieder nach Diesel!
Stellendam ist eine saubere, gepflegte und moderne Marina. Leider fehlt etwas Charme und das Ortszentrum ist doch recht weit. Wir erkunden die Umgebung und nehmen das durchaus gute gastronomische Angebot des Hafen-Restaurants war. Bei leckerem Essen ist das Dilemma mit dem Tank schon bald vergessen. Der Wetterbericht meldet kräftigen Wind für die nächsten 24-Stunden und so entscheiden wir uns spontan für einen Hafentag.
Der nächste Morgen ist sonnig, leicht regnerisch und windig. Nach ausgiebigem Frühstück, etwas aufräumen und Logbuch schreiben wollen wir uns am Hafenbüro Räder leihen. Doch bevor es losgeht, bekommt die Decision noch zwei neue Blöcke für die Genuaschot. In Stellendam gibt es nämlich einen gut sortierten „Watersportwinkel“! Wir machen uns mit den Rädern auf, um die Seehundstation zu erkunden. Die Station ist gut besucht. Da es immer noch fein regnet ist dies für viele Familien das „Schlechtwetterprogramm“. Leider bekommt man dadurch nicht sehr viel von den Seehunden und Roben zu sehen. Immerhin können wir nun Seehund und Kegelrobe auseinander halten.

lecker

Weiter geht es nach Ouddorp. Der Weg führt uns durch die Dünen, zu einem Aussichtsturm und unterwegs können wir noch etwas rasten. Tanja´s Rücken ist angeschlagen und so lassen wir die Sache ruhig angehen. In Ouddorp angekommen, parken wir die Räder und zu Tanja´s Freude gibt es einen Wochenmarkt. Wir schlendern über den Markt und landen bald im Pfannekuchenhaus. Eine gute Entscheidung. Hier gibt es leckeres Essen und wir können den nächsten Regenguss abwettern. Auf dem Rückweg kaufen wir noch in zwei Reginalläden ein. Hier gibt es alles was das Feld hergibt. Von Kartoffeln, Salate, Tomaten, Milch, Käse Honig und vieles mehr. Am Ende sind Räder vollgepackt. Wolfgang packt noch einen drauf und stockt die Wasservorrate im Stellendammer Supermarkt noch mal auf. Wir lassen den Abend ausklingen und gehen früh zu Bett.

Ouddorp – Zeebrugge: 11.07.2018

früh geht es durch die Schleuse

Um 03:30 Uhr klingelt der Wecker. Reise, Reise summt es und wir schälen uns noch etwas schläfrig aus den Kojen. Wir müssen früh los, um den Strom auszunutzen. Wieder geht es durch die Schleuse und danach durch die Brücke. Der Schleusenwärter öffnet die Brücke. So brauchen wir nicht zu bangen.
Still und ruhig liegt die Nordsee vor uns. Im Schein der Leuchtfeuer und des hellen Horizonts schleichen wir uns durch das Fahrwasser. Wir begegnen nur einem Seehund und einem Fischer. Beide haben wohl die gleichen Absichten. Bald können wir die Segel setzten und fahren Richtung SW. Leider schläft der Wind schon gegen Mittag wieder ein und wir müssen die letzten Meilen motoren. Vor Zeebrugge setzten wir brav die belgische Gastlandflagge. Zeebrugge Port Control – This is Sailing Yard Decision – We request permission to enter ruft Tanja in den Funk. Port Control gewährt uns Einfahrt. Der Vorhafen ist riesig und wir werden von Port Control angewiesen einen „Großen“ passieren zu lassen. Fast eine Stunde dauert die Fahrt bis zur Westhinder Marina.

Ausblick vom Kreuzfahrtzentrum

Der Hafenmeister begrüßt und freundlich und nimmt uns die Leinen an.
Erst mal ankommen. Wir schälen uns aus dem Ölzeug. Denn hier ist strahlend blauer Himmel und Sommer. Wir genießen den „kühlen Anleger“. Dank unsere „erweiterten“ Batterieleistung haben wir den Kühlschrank einfach laufen lassen. Kein Problem!
Beim Rundgang entdecken wir neben Fischgeschäften, wo wir uns mit Krabben eindecken, auch eine „belgischen Pommes Bude“. Die muss Wolfgang einfach mal probieren!
Am Nachmittag wir das Boot noch etwas aufgeklart und wir informieren uns noch über Brugge.

Auf geht´s

„Bewaffnet“ mit zwei Tickets für die Tram geht es am nächsten Morgen mit der Bahn über Blankenberge nach Zeebrugge! Schon die Fahrt

vom Bahnhof zum Markt mit der Bus ist beeindruckend.

Marktplatz

So viele schöne alte und gepflegte Häuser habe wir gar nicht erwartet. Inspiriert hat uns der Film „Brügge sehen und sterben“. Dies war wiederum der Anstoß von Antje. Somit war klar hier müssen wir hin!

Die Besten

Leicht geflasht von der vielen Eindrücken gibt es leckere „belgische Waffeln“. Angeblich die besten der Stadt. Wobei es etwa ein halbes Duzend Läden

Schokolade

mit dieser Behauptung gibt!
Wir wandern noch durch viele Gassen und Krachten bis wir schließlich in der Brauerei von Brugge landen. Natürlich müssen wir hier auch mal die belgische Tradition kosten. Wolfgang ist beeindruckt von der über drei Kilometer langen Bierleitung.

Bierleitung

Die Brauerei wollte den ursprünglichen Standort in der Stadt erhalten. Leider konnte das Bier hier aber nicht abgefüllt und abtransportiert werden und so wurde kurzer Hand eine „Bier-Pipeline“ gebaut!

Begijnhofbuurt

Nachmittags treten wir die Heimreise nach Zeebrugge an. Zurück am Boot genießen wir die schöne Abendsonne. 

 

 

 

Zeebrugge – Nieuwpoort: 13.07.2018
Um 05:00 Uhr ruft Tanja erneut Port Control. Auch das verlassen ist ohne die ausdrückliche Freigabe durch Port Control nicht gestattet und zu empfehlen. Der Hafen ist trotz seiner Größe teilweise etwas unübersichtlich und so müssen wir an diesem Morgen warten bis ein großer Pott im Becken gedreht wurde.
Im Morgenrot finden wir schließlich den Weg aus dem Hafen. Die Fahrt entlang er belgischen Küste ist bei guten Wetterbedingen kein Problem. Die Hauptgefahren sind die langen Sandbänke, welche sich ständig verändern und die großen Schiffe. Wir halten uns an die im „Imray north sea passage pilot“ beschrieben Wege und habenen somit keine Probleme. Das Buch ist für dieses Revier fast verpflichtend. Denn es enthält neben den empfohlenen Fahrwegen, Revierinformationen und Hafenpläne.
Nieuwpoort kann tidenunabhängig angelaufen werden. Die langgezogen kanalartige Einfahrt ist mit zahlreichen Dalben und zum Teil verfallenen Anlegern gespickt. Hier wurde wohl auch so einiges mal entsorgt. Im inneren gibt es drei Marinas. Wir entscheiden uns für den KYCN und werden nicht enttäuscht. Der „Koninklijke Yachtclub“ ist eine bestens geführte Marina. Strom, Wasser, Diesel , Club-Restaurant und gute Sanitäreinrichtungen sind vorhanden. Leider kein Yachtausrüster. Denn unser „blaues“ Gas ist in Zeebrugge erloschen.
Der Gang von der Marina zum Zentrum dauert etwa 20 Minuten und führt durch eine urbane Gegend aus zerfallenen Gebäuden, Fischereibetrieben und Werften. Hier nagte der Zahn der Zeit schon gewaltig. Ganz im Gegenzug zur Innenstadt. Die man als wirklich schmuck bezeichnen kann. Die Nieuwpoorter übertreiben es sogar etwas. Fast unser kompletten Stadtrundgang wurde vom Geräusch einer Kehrmaschine begleitet.
Der Hunger macht sich nun doch bemerkbar und wir gehen zurück auf Boot um die frisch gekauften Nordseekrabben mit Pasta und Tomatensoße bekannt zu machen. Das Ergebnis ist perfekt!
Wir genießen noch einen vorgezogenen Sundowner bevor das Eis noch schmilzt.

Nieuwpoort –Gravelines: 14.07.2018

Morgenstimmung bei der Abfahrt

An das frühe Aufstehen haben wir uns schon fast gewöhnt und wir mögen auch die Ruhe und Stille am Morgen. Gerade die Dämmerung hat für uns stark an Reiz gewonnen. In unseren ersten Seglerjahren haben wir die Dunkelheit gemieden, ja gefürchtet. Wir planten viel Puffer ein um auf gar keinen Fall im Dunkeln anzukommen. Das ist heute anders. Die Dämmerung hat ihren besonderen Reiz. Stille, etwas Einsamkeit und geheimnisvolles. Doch bedarf sie Respekt und Aufmerksamkeit.
Um 07:36 Uhr setzen wir die französische Gastlandflagge. Wir sind in Frankreich.
Die Genua schiebt uns Richtung Dünkirchen und schon bald sehen wir die enormen Industrieanlagen. Der Hafen Dunkerque besteht aus zwei Teilen welche mit einem Kanal „Canal des Dunes“ verbunden sind. Imposant und doch sehr hässlich zugleich.
Bald müssen wir den Motor anstellen da uns die Genua alleine nicht ausreichend schiebt um steuerfähig zu bleiben. Der Strom wurde durchaus ausreichen um rechtzeitig anzukommen. Rechtzeit damit genügend Wasser im Kanal nach Gravelines steht bedeutet für unseren Tiefgang etwa 1:15 vor und 1:30 nach Hochwasser. Die Einfahrt fällt bei Ebbe fast trocken. Wir passieren im rechten Winkel den Fährhafen um die Bucht vor Gravelines anzulaufen. Die Einfahrt ist unübersichtlich aber Dank unseres AIS können wir quasi um die Ecke schauen. Wir stoppen die Maschine und drehen noch einige Kreise unter Genua bis wir die Ansteuerung wagen. Dabei können wir Frankreichs leistungsstärkstes AKW bestaunen. Ein Bauwerk aus dem Jahre 1975!
Die Spannung steigt und der Blick bleibt auf den Tiefenmesser gerichtet. Stetig nimmt er ab und zeigt schließlich 0,6 unterm Kiel. Wars das? War dies die flachste Stelle an der Einfahrt? Wir laufen etwa 1:15 Stunden vor Hochwasser ein und somit haben wir genügend Zeit ggf. umzukehren. Der Flutstrom schiebt uns bis zum Schleuse und wir legen am „Visitor“ Steg an. Beim Anlegen unterschätzt Wolfgang die Strömung aber Tanja hat die Leine schon fest. Tricky: Strömung ablandig und Wind auflandig.

vor wenigen Sunden sind wir hier noch gefahren

Beim Rundgang durch Gravelines spürt mal direkt die französische Lebensart. Nichts ist perfekt und aufgeräumt doch auch nicht unordentlich oder schlampig. Nicht mehr die kleinen gepflegten niederländischen Häuser mit Ihren perfekten Gärten. Nein ein eher mediterraner Lebensstiel strömt uns entgegen. Wo einem gerade das Unperfekte und Unvollständige auf eine sympathische Weise entgegenschwingt. Das Wetter ist sicherlich mitverantwortlich für dieses Empfinden! Wir knacken locker die 30 Grad Marke und wir schwitzen ordentlich bei unserem kleinen Spaziergang.
Fast alle Geschäfte haben geschlossen? Siesta? Fußball WM? Wir erfahren nicht warum und so sind wir etwas enttäuscht. Wir wollten doch einen französischen Bäcker aussuchen, um Baguette oder Süßes zu kaufen. So setzen wir uns in eine kleine Bar am Marktplatz und genießen einen kühlen Schluck. Die „Dame“ von der Bar beantwortet Tanja´s Frage nach einem Bäcker, welcher sonntags geöffnet hat nur mit einen „Kopfschütteln“ und « Non, bien sûr que non ! « .
Beim Betreten der Decision stellen wir fest, dass sie nicht mehr schaukelt . Wir secken fest im Schlick. Der Tiefenmesser schwankt 0,1 und OUT. Noch bei der Reservierung haben wir unseren Tiefgang angegeben und es wurde uns versichert, dass genügend Wasser im Becken ist. Naja, nach den Angaben im Imray ist der Schlick weich und stellt somit kein Problem dar. Doch wir müssen noch vor der Weiterfahrt unseren Seewasserfilter  reinigen und staunen nicht schlecht, was sich dort so alles befindet.

Plastikfolie, Algen und Papier – arme Nordsee

Wir können gemütlich ausschlafen. Wir bleiben noch einen ganzen Tag hier, um den Strand, Leuchtturm und Dünen zu erkunden.
Mit dem Besuch des Leuchtturms werden wir nicht enttäuscht. Für 1,50 Eur darf man den alten noch in Betrieb befindlichen Leuchtturm „Le Phare de Pe-tit-Fort-Philipe mit seine 30 Metern Höhe in 116 Stufen erklimmen. Der Blick bei diesem herrlichen Wetter ist einfach nur „schön“.

Rundumsicht

Nur die die Suche nach Eis gestaltet sich nicht einfach. Ok, wir haben Juli. Es ist Sonntag 13 Uhr und geschätzte 32 Grad Celsius. Wir haben den „Jahrhundert-Sommer“! Der Eiswagen hat mal wieder zu! So landen wir schließlich in der Strandbar und essen dort unseren Eisbecher während im Hintergrund eine französche Sängering Schlager singt. Ihr Talent ist sicher noch ausbaufähig. Unsere Tischnachbarn stört das nicht. Sie singen und klatschen voller Freude. Verrückt!

Gravelines – Boulogne sur meer: 16.07.2018

Die Sonne dämmert schon etwas als wir unsere Leinen in der „Marina Vauban Gravelines“ einholen. Etwa 30 Minuten nach Hochwasser laufen wir aus der Schleuse. Trotz der Gegenströmung kommen wir gut voran und das Flach am Ende des Kanals ist schnell überwunden. Wir nehmen Kurs Richtung Calais. Die Warnungen und Hinweise im Revierführer sind eindeutig. Starke Strömungen mit fast 4 Knoten und Schnellfähren sind die Hauptgefahren an der Achillessehne des englischen Kanals. Über Funk hören wir Dover Coast Guard und im Dunst liegt die englische Küste zum Greifen nah.
Wiedermal Dank des AIS und der guten Sicht schlängeln wir uns an der Einfahrt Calais vorbei und segeln bei flauen Südwind Richtung „Cap Gris-Nez“.
Allmählich nimmt der Wind weiter an und wir starten den Solé zur Unterstützung. Wir liegen zwar noch gut in der Zeit und die Strömung schiebt uns kräftig ums Kap. So erreichen wir gegen 15 Uhr den Hafen von Boulogne-sur-Mer.

Die Marina bei Niedrigwasser

Die Einfahrt ist nur dürftig betonnt und im Nordteil liegt ein weitläufiges Flach. Doch auch dies meistern wir und nach Tanja´s Funkspruch zur Marina bekommen wir einen Platz zugewiesen. Am Steg werden wir von einem Marinero empfangen, welcher uns auch die Festmacher übernimmt.

lecker Gin mit Melone

Im Hafen steht die Luft und es ist direkt richtig heiß. Ohne Schatten zerlaufen wir in der Pflicht. Wir beginnen zugleich unser „freebag overhead“ aufzubauen. Nach einigen Gefummel steht das Sonnensegel und wir können den Schatten genießen.

Boulogne ist eine Stadt der Extreme. In der Unterstadt im Hafengebiet ist es schmutzig, laut und von der Fischerei geprägt. Doch nicht dieses romantischen Fischerdörfer, welche man aus Dänemark kennt. Nein, industriell und abgenutzt. Die gegen ist bestimmt von Zweck Gebäuden, billigen Geschäften und Hotels. In der Oberstadt findet man den alten Kern. Wunderbare alte Häuser und Kirchen. Die alte Stadtmauer lädt zum Spazieren ein und es herrscht der Flair des Südens. Es herrscht eine Betriebsamkeit, welche hektisch und beruhigend zugleich ist. Wir sitzen in einem Café und beobachten das Treiben. Wie Die Menschen, Hunde, Rollerfahrer zwischen Auto´s sich durch die alten und engen Gassen quetschen.
Muscheln soll es heute Abend geben und so schlendern wir durch die Gassen und vergleichen die Speisekarten. Wir werden nicht enttäuscht und bekommen einen riesigen Topf.
Wir haben in Gravlines Bekanntschaft mit einer netten Crew einer Najad 38 gemacht und die Empfehlung bekommen nach Wimereux zu fahren. Ein kurzer Check im Netz nach der Busverbindung und zu Tanja´s Freude gibt es am nächsten Morgen einen Wochenmarkt.
Auf dem decken wir uns mit frischen Erdbeeren, Tomaten , Käse und Brot ein. Ein wahres Schlaraffenland. Die Auswahl und Qualität der angebotenen Waren ist einfach nicht mit dem, was man auf deutschen Märkten bekommt, vergleichbar. Wir lieben es im Ausland einzukaufen, doch leider ist unsere Transport-Kapazität beschränkt und ein Boot nicht die günstigste Lagerfläche. So ziehen wir mit unseren Einkäufen weiter und erkunden die Küste. In dieser wunderbaren Landschaft nehmen wir unser Picknick ein. Kann es denn noch schöner werden?

Leckereien vom Markt

Halbzeit: Erneut prüfen wir das Wetter und stellen dabei etwas enttäuscht fest, leider keine Besserung. 1-5 Konten Wind aus Ost und später Nord-Ost! Eine Weiterfahrt nach Dieppe oder eigentlich Fecamp würden weitere 12-15 Stunden unter Motor bedeuten. So beschließen wir ab morgen wieder Kurs Ost-Nord-Ost zu laufen um etwas mehr Zeit für die Rückreise zu haben.
Weiter geht es in Kürze mit zweiten Teil der Reise.

In dieser Karte von Google könnt Ihr die gesamte Strecke noch mal nachverfolgen.

Noch ein paar Impressionen aus dem ersten Teil der Reise.