Durchgeimpft

Ein kleiner Rückblick: Im März/April war es für uns nicht klar, in wie weit wir die Reise überhaupt antreten können. Die Corona-Infektionszahlen waren in fast allen Ländern sehr schlecht und es gab deutlich strengere Reisebeschränkung. Wir wollten die Reise auf jeden Fall machen, doch mit welchen Auflagen und Einschränkungen, war uns bis dato gar nicht klar. Eine andere Sache ist es natürlich einen Impfschutz zu erlagen, denn immerhin ist man ja bei so einer Reise doch sehr häufig in Gemeinschaftsräumen (z.B. Duschen), wobei eine Impfung das Risko eines schweren Verlaufs reduzieren soll. Somit stand für uns fest, dass wir uns impfen lassen. Doch dies bedeutet, wir müssen leider beide noch mal zurück nach Hessen um den zweiten „Piecks“ zu bekommen.

Gotland (Visby) passt für Wolfgangs Zweitimpfung ganz gut. Visby ist eine tolle Stadt, in der sich Tanja, während Wolfgangs Abwesenheit, vergnügen kann. 😉 („vergnügen“ = Regen unter Deck aussitzen + 5 Maschinen Wäsche abarbeiten). Außerdem gibt es hier eine gute Fluganbindung nach Stockholm.

Visby 06.07.2021

SAS ATR72-600

Unsere netten Hallberg-Rassy Nachbarn bieten Wolfgang eine Mitfahrgelegenheit an den Flughafen an. Denn der Hafen, bietet günstige Mietwagen für eine Inselerkundung an. So geht es pünktlich um 10 Uhr mit dem roten Passat (B4 Variant) Diesel (470tkm) zum Airport Visby. Der Wagen ist gepflegt und er hört sich gut an. Denn hier arbeitet noch ein guter alter Diesel:-)

Wie sich zeigt, ist Wolfgang etwas zu früh am Flughafen, denn leider verzögert sich die Ankunft des Flugzeugs deutlich. Zwei Ersatzmaschinen fallen aus und so geht es statt um 12:30 Uhr erst um 16:30 Uhr Richtung Stockholm. Die Schweden nehmen es gelassen. Am Gate ist kein Meckern oder großartige Aufregung zu spüren. Vielmehr nehmen es die meisten Reisenden (aus Wolfgangs Sicht 95% Schweden) zum Anlass, sich noch mit Kaffee und Süßkram aus dem Bistro einzudecken. Die ATR72 hebt schließlich ab und man kann noch einen wunderschönen Blick über Gotland erhaschen.

Die restliche Reise nach Hause verläuft unspektakulär. Der Anschluss-Flug nach Frankfurt ist auch verspätet und so kann dieser noch problemlos erreicht werden. Mit der S-Bahn und Regiobahn geht es nach Hause.

Reichelsheim 07.07.2021

Zuhause warten diverse Pakete, mit Ersatzteilen. Unter anderem auch der lang ersehnte Gasschlauch. Diesen benötigen wir, um den schwedischen Gasregler in Betrieb zu nehmen. Der Schlauch wird mit den restlichen Ersatzteilen, wie Leinen, Taucherblei, Sonnensegel etc. in einen große Tasche verpackt. So kommen immerhin fast 22 kg Gepäck zustande.

Am Abend steht der Impftermin im Impfzentrum an, doch zuvor noch schnell ein Covid-Test für die Rückreise bei der Apotheke. Dort im Impfzentrum ist kaum etwas los und so kann Wolfgang fast eine Stunde früher seine Spritze bekommen! Eigentlich Wahnsinn, denn im Impfzentrum sind nicht mehr als 20-25 Personen!

Rückreise nach Visby 08.07.2021

Am Flughafen Ffm angekommen, verweigert der Check-In Automat erst mal Wolfgangs zusätzliches Gepäckstück. Der LH-Mitarbeiter prüft mehrere Minuten seine Unterlagen und fragt ihn dann, wo dieses Visby sei. Wolfgang erklärt ihm, dass es eine Insel sei und zu Schweden gehöre. Weitere Stille des LH-Mitarbeiters. Dann die Frage: „Und das Gepäckstück soll bis Visby befördert werden?“ Wolfgangs Antwort: „Ja bitte“. „Ok, dann brauche ich Ihren Covid-Test“ lautet seine Antwort.

Wolfgang fragt sich, was das Gepäckstück mit dem Test zu tun hat. Denn seine Bordkarte hat er ja bereits. Ohne Gepäckstück hatte doch auch niemand den Test überprüft, oder?

Pünktlich geht es in Ffm los nach Kopenhagen. Die Flugroute führt sogar über Reichelsheim und Wolfgang kann noch schnell ein Foto „von oben“ machen. Umstieg in Kopenhagen in ein A320neo nach Stockholm und kurz darauf weiter nach Visby. Die Aussicht auf den Stockholmer Schärengarten ist fantastisch!

Das Gepäckstück hat die Reise nach Visby „unverletzt“ überstanden und so kann Wolfgang es nach der Ankunft direkt in den Flugafenbus verladen. Dieser fährt direkt zum Hafen.

Welch ein schöner Anblick nach der langen Reise!

Visby 09.07.2021

Heute steht eine Inselrundfahrt mit dem Mietwagen an. Doch wir bekommen keinen Passat, wie unsere Liegenachbarn, sondern einen Mercedes. Zuerst besorgen wir noch einen 24er Maulschlüssel im Baumarkt um im Laufe unserer Reise noch das Ruderlager zu wechseln. Dazu aber später mehr.

Klintehamn

Danach fahren wir in den Norden und schauen uns Liekershamn an. Dort gönnen wir uns leckeren Räucherfisch vom „Fiskboden i Lickershamn“, welcher sehr zu empfehlen ist. Gestärkt besuchen wir noch die dortigen Rauken. Zum Abschluss unserer Rundfahrt besuchen wir die Fischerhütten in Klintehamn.

Von „am Wind“ und „im Hafen“

In Borgholm legen wir nach einem wunderschönen Abend-Törn an einer Heckboje, neben der niederländischen Yacht „Skuum“ aus Enkhuizen an.

Da Starkwind gemeldet ist, erkunden wir die Stadt. Borgholm ist eine lebhafte, touristische Stadt mit vielen Lädchen, Eisdielen, Supermärkten und einer netten, im Juni erst eröffneten Steinofenbäckerei. Wir machen eine kleine Wanderung durch einen schönen, sehr ursprünglichen Wald, der zu einer Schlossruine und dem Schloss Solliden führt, das der königlichen Familie als Sommersitz dient. Mit etwas Glück kann es einem sogar passieren, dass man in dem netten Café vor den Toren des Schlossparks direkt neben den schwedischen Royals sitzt.

Die Nacht verläuft etwas unruhig. Wir liegen im Schwell und sind dem Wind von vorne recht schutzlos ausgesetzt, so dass die Decision in gleichbleibendem Rhythmus immer wieder in die Leinen ruckt, was auch die angebrachten Ruckdämpfer nur geringfügig verbessern.

Am nächsten Morgen stellt Tanja fest, dass unsere Festmacher beinahe durchgescheuert sind. Wir müssen die Leinen also schnellstmöglich tauschen, um nicht im Radius der Heckboje durch den Hafen zu treiben.

Da weiterhin Starkwind gemeldet ist, bleiben wir noch einen weiteren Tag. Wir machen Besorgungen und waschen unsere Wäsche. Am Abend bekommen wir an unserer Backbordseite noch uns bekannte Nachbarlieger – Die FiftyFifty. So schnell sieht man sich wieder! Die Crew der Skuum und der FiftyFifty sind ebenfalls alte Bekannte und so kommt es, dass wir alle zusammen auf der FiftyFifty einen Anleger trinken und später am Abend sogar noch eine Exklusivführung durch die FiftyFifty, eine Nordship, erhalten. Eine tolle, sehr hochwertige und gut durchdachte Yacht.

Wir checken mehrere Wetterdienste für den darauffolgenden Tag, denn wir wollen nun doch endlich ein Stück vorwärts kommen, da wir spätestens am 5. Juli in Visby/Gotland sein wollen, damit Wolfgang seinen gebuchten Flug nach Hause (Zweitimpfung) antreten kann. Die Wetterberichte fallen sehr unterschiedlich aus. Wetterwelt sagt 4-5 Windstärken voraus, alle anderen Wetterdienste liegen mit ihren Prognosen etwas darunter. 4-5 Windstärken sind bei Amwindkurs kein Zuckerschlecken aber gerefft durchaus machbar. Unser Ziel, Byxelkrok, liegt in ca. 30 Seemeilen Entfernung, also bereiten wir uns auf einen Kreuzkurs und einen laaaangen Tag vor.

Wir starten bei 4 Windstärken, und ordentlich Welle, noch ohne Reff. Kurz nach der Ausfahrt Borgholm fängt es an zu regnen und wir schaffen es gerade noch, unser Ölzeug überzuziehen.

Der Wind nimmt ordentlich zu und hat nach drei Stunden auf 6 Beaufort aufgefrischt. Auch die Welle nimmt zu. Wir kreuzen uns, selbstverständlich inzwischen gerefft, tapfer in Richtung Norden bis die Welle eine Höhe von 1,50 Metern erreicht. Durch das Wasser machen wir fast konstant 6 Knoten Fahrt, werden aber von Welle und Strom deutlich gebremst. Als wir noch ca. 6 Seemeilen vor uns haben, wird Tanja seekrank und Wolfang versucht, unter Motor den direkten Kurs nach Byxelkrok zu fahren. Aber gegen Welle und Strom kommen wir so keinen Meter voran. Wolfang schlägt vor, abzubrechen und zurück nach Borgholm abzulaufen. Mit dem Ziel schon vor Augen, kommt das für Tanja aber nicht in Frage. Also setzen wir wieder die Segel und nehmen unseren Kreuzkurs wieder auf. Nach 11 Stunden und 54 tatsächlich gesegelten Seemeilen erreichen wir Byxelkrok und legen an einer der letzen freien Bojen an. – Reichlich müde, wie man sich sicher vorstellen kann.

Am darauffolgenden Tag fahren wir mit Leihrädern an die Nordspitze Ölands (Norra Udde mit dem Leuchtturm Lange Erik und Zauberwald „Trollskogen“). Eine gelungene Abwechslung! Draußen auf See liegt dichter Nebel und wir stellen uns die Frage, ob nun Windstärke 6 + 1,50 Meter Welle oder dichter Nebel mit weniger als 50 Metern Sicht die besseren Segelbedingungen sind. Am Abend diskutieren wir genau diese Frage an Bord der Decision mit der Crew der FiftyFifty, die sich durch den Nebel nach Byxelkrok gekämpft haben.

Am nächsten Morgen hat sich die See beruhigt; weder Welle, noch Starkwind oder Nebel. Allerdings kommt der Wind mal wieder aus der Richtung, in die wir aufbrechen – (Nord-) Ost. Wir werfen den Motor an und fahren in Richtung Visby. Zwischendurch können wir immer mal wieder die Segel setzen und müssen dabei noch nicht einmal allzu stark kreuzen, da der Wind zu unseren Gunsten in Richtung Norden dreht.

Wir sind früh genug in Visby, um noch einen Abendspaziergang durch die wunderschöne Mittelalterstadt zu machen.

Der nächste Tag steht im Zeichen „Reisevorbereitung“ für Wolfgangs Impfreise. Wolfgang brauch einen negativen Corona-Test, der hier auf Gotland gar nicht so einfach zu bekommen ist. Wir laufen also quer durch die Stadt zu einer privaten Arztpraxis, die den Corona-Schnelltest mit Reisezertifikat für schlappe 90 EUR anbietet. Unsere Nachbarlieger, die Crew der Opus, bieten Wolfgang sogar an, ihn am nächsten Morgen zum Flughafen zu bringen, da sie einen Mietwagen haben. Wie nett!!! Wolfgang nimmt das Angebot gerne an.