Im ZickZack Kurs durch die Ålands

Vargata 19.07.2021

Wir verlassen die große Stadt Mariehamn nach zwei Tagen und sind darüber auch gar nicht traurig. Hier herrscht extrem viel Rummel und zwei Boote weiter wurde die ganze Nacht gefeiert.

Tatsächlich sind wir von Städten doch oft enttäuscht und sind froh, wieder in kleine Orte weiterziehen zu können. Es soll noch ein Stück Richtung Osten gehen, doch dazu müssen wir erst einmal auf die andere Seite von Mariehamn und danach noch durch eine Brücke. Leider verpassen wir die Brückenöffnung um wenige Minuten und so kreisen wir vor der Brücke, denn die in der Karte verzeichnete Boje gibt es nicht:-(

Der kleine Hafen von Vargata ist schon gut gefüllt und so bekommen wir nur noch einen Eckplatz am Kai

Wir machen uns gleich auf, um den „Ort“ zu erkunden. Dieser ist etwa eine gute halbe Stunde zu Fuß entfernt. Im Ort gibt es nur einen Al-In-One Laden (Lebensmittel, Baumarkt, Gartencenter, Post, Bank und Tankstelle). Gegenüber ist noch die Bibliothek und ein Frisör. Das Highlight ist das kleinste Museum der Insel – eine Telefonzelle.

Seglinge 20-21.07.2021

Bei ordentlichen 5Bft rauschen wir mit bis zu 7 Knoten durch die Schären. Man muss hier schon gut aufpassen und alle Seezeichen mit der Karte abgleichen. Die Wassertiefe ändert sich sehr schnell und außerhalb des Fahrwassers lauern Steine.

Noch dazu gibt es hier Kabelfähren. Diese Gefährte sollte man auch mit Vorsicht genießen, denn die Fähren ziehen sich an einem Stahlseil unter der Wasserlinie auf die andere Seite. Das sollte man beim Passieren beachten.

Der Hafen von Seglinge ist schon gut gefüllt und wir erkennen einen freien Platz am Eingang. Glück gehabt? Naja, nach und nach kommen weitere Boote in den Hafen und diese quetschen sich teilweise in die kleinsten Lücken. Alle sind bemüht, dass jeder einen Platz bekommt.

Bei der Hafenmeisterin bezahlt Wolfgang die Liegegebühr und auf die Frage nach den Duschen, erklärt sie freundlich, dass es nicht weit entfernt einen See mit Süßwasser gibt;-)

In der Nacht frischt der Wind deutlich auf und wir bereuen etwas die Liegeplatzwahl. Trotz Ruckdämpfer werden wir die ganze Nacht gut durchgeschaukelt!

Am Morgen, noch vor dem Frühstück, verholen wir uns an eine freie und windgeschützte Stelle. Wir machen noch eine Wanderung zum Kaufmannsladen, holen uns frischen geräucherten Fisch und Wolfgang lässt die Drohne steigen. Der Fisch ist eine echtes Familienprodukt. Die Hafenmeisterin verkauft ihn, ihr Mann räuchert- und der Schwiegervater fängt den Fisch!

Sandvik 22.-23.07.2021

Wieder einmal haben wir fast ausschließlich Am-Wind auf dem Weg nach Kokär, der südöstlichen Spitze der Ålands. Wir müssen auch nicht kreuzen und kommen so gut voran. Die Einfahrt in die Bucht ist etwas unübersichtlich und es gibt Fährverkehr aus mehreren Richtungen.

Auch hier frischt der Wind am Abend etwas auf und das Nachbarboot rückt uns etwas zu sehr auf die Pelle. Wir können den finnischen Nachbar überzeugen, eine zusätzliche Landleine zu legen.

Eine kurze spontane Wanderung durch das Hinterland erweist sich als absoluter Glücksgriff.

Am nächsten Tag nehmen wir uns ein paar Leihräder, nachdem wir zwei Maschinen Wäsche gewaschen haben. Wir radeln zuerst nach Karlby, der Hautstadt der kleinen Insel mit ca. 270 Einwohnern.

Weiter geht es zu einem kleinen Apfelhof, wo wir uns ein selbstgemachtes Eis gönnen. Die Finnen und Schweden lieben Eis – und wir auch! Doch leider gibt es fast immer nur Industrieeis und selten Eigenproduktionen.

In Sandvik dürfen wir bei Rotwein und Knabbereien wieder einen fantastischen Sonnenuntergang genießen.

Rödhamn 24.07.2021

Manchmal kommt es anders als geplant. So oder so ähnlich ist das Motto für diesen Tag. Wir segeln schon um 06:30 Uhr los um nach Kådiskan zu gelangen. Dort möchten wir an einer Schäre anlegen. Die Einfahrt ist knifflig – es geht um mehrere Steine herum – in die schmale Bucht. Die Einfahrt gelingt und die Schärennägel können wir auch bald ausmachen. Doch leider steht extrem viel Schwell und Wind in der kleinen Bucht. Diese kann sich in der Nacht zur Mausefalle entwickeln, denn in der Dunkelheit möchte man nicht um die vielen Felsen im Wasser manövrieren. Kurzum fahren wir 8 Meilen weiter nach Rödhamn und lassen den Anker in der Bucht fallen. Uns gefällt die Bucht sehr gut und so ist das ein schöner Abschluss.

Arholma 25.07.2021

Gleich nach dem Ablegen in Rödhamn können wir die Segel setzen. Leider ist der Wind recht schwach und so nehmen wir direkten Kurs auf Arholma. Im Wasser sehen wir immer wieder Schwebeteile und nach einiger Recherche sind das wohl Blaualgen. Der Teppich zieht sich über zig Semmeilen! Nach 33 sm erreichen wir Arholma und legen uns zum ersten Mal an eine frei SXK-Boje.

Den restlichen Tag beobachten wir das Geschehen in der Bucht und relaxen.

Öregrund Ankern und Hafen 26.-27.07.2021

Zum Frühstüch am nächsten Tag genießen wir, zusätzlich zur Aussicht, auch frisches Brot aus dem Onmia. Ein perfekter Start in den Tag!

Wir starten erst gar nicht die Maschine, sondern legen direkt unter Segel von der Boje ab. Nachdem wir das Fahrwasser verlassen haben und wieder in der offenen Ostsee sind, setzen wir den Para. Über 40 sm zieht uns der Para zuerst nach Norden und dann in den Bottenhavet nach Öregrund. Wir überlegen ob wir noch in den Hafen gehen – mhh nee bestimmt wieder voll und laut. Es gibt gegenüber des Hafens eine vielversprechende Bucht. Dort lassen wir den Anker fallen. Noch bevor der Anker am Boden ist, erreicht uns eine Nachricht der FiftyFifty. Ihr fahrt nach Norden – wollt ihr noch zur Hohen Küste?

Wir telefonieren mit den beiden und kommen stark ins Grübeln, ob wir noch weiter nach Norden wollen und können. Am Ende entschließen wir uns dazu, noch etwas Zeit hier zu verbringen und dann langsam nach Süden zu tingeln.

Der 27.07.2021 sollte als Gedenktag der Schwerkraft in die Geschichte eingehen. Denn wir haben es tatsächlich fertig gebracht, an diesem Tag sowohl den Bojenhaken als auch den Bootshaken bei einem Anlegemanöver im Hafenbecken zu versenken! Bravo.

Daraufhin hat Tanja versucht, eine Bergung in 10 Meter Tiefe durchzuführen. Leider, aufgrund des vielen Schlamms und schlechter Sicht ein vergeblicher Versuch. Doch so konnte die Tauchausrüstung getestet werden:-)

Nach der wohlverdienten Dusche machen wir uns auf zur Insel Gräsö. Diese erreichen wir mit der kostenlosen Fähre. In der Jugendherberge leihen wir uns Räder und radeln über die Insel.

Absprung zu den Ålands

Lauterhorn 10.07.2021

Klinthamn, der kleine Ort, den wir mit dem Mietwagen besucht haben, erscheint uns als geeigneter Anlaufhafen für unsere nächste Etappe mit einem voraussichtlichen Etmal von 20 Seemeilen. Wir verlassen Visby nach fast einer Woche Aufenthalt. Der Wetterbericht meldet Windstärke 4 aus Nordwest, optimal für die geplante Strecke. Wie wir allerdings nun schon während unserer gesamten Reise feststellen konnten, kann man dem Wetterbericht nur für die nächsten drei Stunden trauen und so wundert es nicht, dass wir plötzlich Ostwind mit 4-5 Knoten bekommen und am Ende mal wieder einen Amwindkurs laufen. Da die Welle aber diesmal deutlich angenehmer ist und wir nicht ganz hart am Wind segeln müssen, läuft die Decision mit 4,7 Knoten im Durchschnitt und 7,6 Knoten in der Spitze. Wir entscheiden relativ spontan, dass wir den guten Wind nutzen und einfach noch ein Stück weiter, nach Lauterhorn, segeln. Die Entscheidung dafür fällt nicht allein deshalb, weil es gerade so gut läuft, sondern auch, weil wir bereits ein paar Tage vorausschauen:

Unser Ziel, die Ålands, sind ca. 150 Seemeilen von Klinthamn entfernt. Von Lauterhorn entsprechend „nur“ 130 Seemeilen. Der Wind soll morgen ähnlich stark sein wie heute, am darauffolgenden Tag aber beinahe komplett einschlafen. Würden wir also Klinthamn anlaufen und am Tag danach erst Lauterhorn, hätten wir am Tag des Absprungs zu den Alands Flaute und kämen wohl nie an. Morgen ist also der Tag, an dem wir noch den guten Wind nutzen können, um etwas Strecke zu machen. Bei 130 Meilen werden wir zwar trotzdem noch etwas von der Flaute abbekommen aber die Reststrecke gegebenenfalls noch unter Motor zu laufen, halten wir für verschmerzbar.

Ok. So wird’s gemacht. In Lauterhorn gehen wir bei einem deutschen Segler ins Päckchen, da der Hafen bereits gut gefüllt ist. Auch hier gibt es eine Raukenküste, die wir zu Fuß erkunden. Beeindruckend! Wir gehen zeitig schlafen und starten am nächsten Morgen um 10:00 Uhr in Richtung Ålands.

Alles läuft wie geplant/vermutet. Unter Vollbesegelung machen wir zunächst ordentlich Fahrt. Dann frischt der Wind auf und wir setzen das 1. Reff. Am frühen Abend lässt der Wind dann immer mehr nach, sodass wir bei achterlichen Winden nicht mehr viel Fahrt machen. Wir beschleunigen etwas, als wir die Genua ausbaumen.

So treiben wir mit ca.  3 Knoten durch die schöne Nacht, die man in diesen Breitengraden und zu dieser Jahreszeit gar nicht als Nacht bezeichnen kann, da der Sonnenuntergang nahtlos in den Sonnenaufgang übergeht. Als wir um ca. 07:00 Uhr früh unter 2,5 Knoten Fahrt fallen, entscheiden wir uns, zusätzlich zur Genua, den Motor zu starten. Die Genua unterstützt uns hier immerhin noch mit 0,5 Knoten. Um 09:00 Uhr hilft auch die Genua nicht mehr, wir bergen sie und fahren unter Motor weiter.

Rödhamn 12-13.07.2021

Um 17:36 legen wir in Rödham, nach 132 Seemeilen und 31 Stunden Fahrt, an. Wir sind beide so fasziniert von der Schärenlandschaft. Mensch ist das schön!!!  Hier bleiben wir 2 Nächte. Einfach weil es so schön ist und natürlich auch, um uns etwas von der langen Überfahrt auszuruhen.

Möholm 14.07.2021

Weiter geht es in kleinen Etappen. Als nächstes steuern wir eine tolle Ankerbucht an: Möholm. Die Schären rundherum sind hier bewaldet (Fichtenwald). Einen Teil der Bucht hat der finnische Segelverein NJK für sich beansprucht mit Vereinsheim, Sauna und einigen eigens für Mitglieder reservierten Bojen. Wir ankern also frei, gehen schwimmen und lassen unser aufblasbares Kanu zu Wasser, um für einen kleinen Spaziergang an Land zu kommen. Wir liegen hier sehr geschützt, ohne Wind oder Schwell und genießen den langen Abend. Der Anker sitzt bombenfest im Schlick, was Wolfgang beim manuellen Einholen des Ankers noch etwas ins Schwitzen bringen soll.

Sältingskär und Degerby 15-16.07.2021

Die Entscheidung für unseren nächsten Kurz-Törn treffen wir eher aus rationalen Gründen. Die nächste Nacht ist Starkwind aus Nord-Ost angesagt. Ankern oder an einer Schäre festmachen fällt also als Option aus. Wir suchen einen bei Nord-Ost-Wind geschützten Platz. Am ehesten geeignet erscheint uns der kleine Ort Degerby, der – nach Mariehamn – das Zentrum der südlichen Ålands darstellt. Als Zwischenstopp auf dem Weg dorthin legen wir zum ersten Mal direkt an einer Schäre auf der Insel Sältingskär an. Aufregend! Hat aber nach 2-3 Anläufen tatsächlich ganz gut geklappt. Hier machen wir Mittagspause, besuchen die alten Fischerhütten, die man sogar von innen besichtigen kann, Wolfgang lässt die Drohne steigen und Tanja sammelt Blaubeeren für leckere Blaubeerpfannkuchen.

In Degerby suchen wir uns einen Platz aus, der zwar zum Zeitpunkt des Anlegens in Luv-, für den angesagten Starkwind aber in Lee liegt. Gut Entscheidung! Denn alle, die am Abend noch auf der anderen Seite lagen, müssen mitten in der Nacht als der Wind dreht und der Starkwind aufkommt ablegen und auf „unsere“ Seite wechseln; teilweise mit abenteuerlich schiefgehenden Manövern.

Die Hafenanlage Degerby ist etwas in die Jahre gekommen. Hier müsste mal in die Steganlagen investiert werden. Wir liegen hier auch nicht ganz so ruhig wie erwartet aber geht schon irgendwie….Am nächsten Morgen sehen wir noch, wie sich eine der Bojen löst und vom Wind davongetrieben wird. Wir hoffen, unsere Boje hat noch etwas mehr Durchhaltevermögen…..

Stora Stegskår und Mariehamn 17-18.07.2021

….Die Boje hält, der Wind hat sich beruhigt und wir brechen auf zur Mission „Schatzsuche“. Unsere Segelfreunde Lars, Imke und Kids haben vor einigen Jahren bei ihrem Besuch der Åland Inseln auf einer Schäreninsel einen Schatz versteckt – eigentlich war der nicht wirklich für uns bestimmt sondern für andere Segelfreunde von Lars & Co., die eine Reise zu den Ålands zwar geplant hatten, zur besagten Schatzinsel jedoch nicht vorgedrungen sind. Und so kommen wir nun zu der Ehre, den Schatz bergen zu dürfen. Wir ankern vor der Schäre „Stora Stegskär“ und setzen mit unserem Kanu über auf die Schere „Stegskär“. An der genannten Stelle finden wir jedoch nur noch die Schnur, an der der nächste Hinweis zum Auffinden des Schatzes angebracht war. Hier ist uns vermutlich jemand zuvor gekommen…Wie schade. Ein großes Dankeschön gilt Lars & Co.  dennoch, denn diese lauschige Bucht hätten wir vermutlich ohne die Schatzkarte nicht entdeckt und erkundet.

Wir sind uns also einig, einen Schatz haben wir trotzdem gefunden. Nach einer kurzen Mittagspause in der Bucht machen wir uns auf, in das ca. 6 Meilen entfernte Mariehamn, Hauptstadt der Ålands, wo wir den erneut vorhergesagten Starkwind aussitzen und einiges erledigen wollen (Wäsche, einkaufen, Austauschen des Keilriemens und natürlich den nächsten (diesen) Reisebericht schreiben).

Zunächst sehen wir uns aber einmal das lebhafte Städtchen an. Hier fahren mehr Oldtimer durch die Straßen also „normale Autos“. Wir vermuten ein Oltimer-Event, oder ist das hier immer so?

Kleine Randnotiz: Zu den Åland Inseln gibt es sehr wenig Literatur, schon gar nicht deutschsprachig. Den meisten Åland-Reisenden dient der Revierführer „Åland: Gasthäfen – Fahrwasser – Ankerplätze“ vom PQR Verlag. Die Ausgabe ist 2013 erschienen. Ein Update dazu gab es nie. Wie wir bei den wenigen von uns angesteuerten Plätzen festgestellt haben, hat sich inzwischen hier und da ein bißchen was getan. Z.B. Bietet der Hafen Rödhamn inzwischen einen besseren Service als beschrieben (Es gibt Duschen, Frischwasser am Steg und auch Stromanschlüsse am Steg, obwohl wir nicht wissen, ob man die wirklich nutzen kann, weil kein Boot davon Gebrauch gemacht hat).

Randnotiz 2: Als glorreiche Idee erscheint uns inzwischen der vor Reiseantritt gekaufte Vorrat an Feuerwehrschlauch….Bei Ebay sehr günstig zu ersteigern (gebraucht oder auch neu) und der ideale  überziehbare Schutz der Leinen, der bei den hier allgegenwärtigen, rostigen Festmacher-Ringen an den Steganlagen, das Durchscheuern von Leinen effektiv verhindert. Fazit: Must-have und günstige und ebenso wirkungsvolle Alternative zu den edlen im Handel angebotenen Leinenschutz-Artikeln.

rostige und schafkantige Ringe oder ähnliches haben wir hier schon einige gesehen